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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0390
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©'©'e'O'e'E'S'E'B'©'©'©'©'©'®'©'©'©'©'©'®'©'®'®' Die einzelnen Orte. ■sj'si'ss'a'ss'ss'a'Si'sj'a'ss'ss'ss'si’si'si'Si'a'ia'a'si's'Q'si

Winterbüren.

Hof.

Der Hof, der die Stelle eines untergegangenen Dorfes einnehmen solll, liegt, Rothwesten benachbart,
am Häuschensberge. Von büren (sich erheben) abgeleitet, soll der Name winterliche Höhe bedeuten2, auf
bur (bauer, Wohnung) zurückgeführt als Winterhaus auszulegen sein-1 und mit pur (Siedelung) in Zusammen-
hang gebracht soviel wie Winterkolonie bedeuten.1 Nach Nebelthau5 * hat die Winterseite des Tales, nach
Arnold“ die Nordseite des Berges dem Wohnplatze den Namen gegeben. Erwähnt wird die Siedelung 1145
als villa Wenterebure.7 Als Winthereburen erscheint die Schreibweise 1 1438 9, als Wintirbure 1160.°

Der abseits der durch den Reinhardswald zur Weser führenden Straße gelegene Platz ist geschichtlich
zu keiner Zeit hervorgetreten. Unbedeutende zur villa Wintherburen gehörende, aber im benachbarten Roth-
westen gelegene Ländereien wurden 1344 dem Ahnaberger Kloster überschrieben.10 Umfangreicherer Güter-
besitz des Klosters Weißenstein ist des öfteren nachweisbar. Noch heute erinnert die Klauswiese11 an die
geistlichen Beziehungen. Ungewiß freilich bei dem Untergange der Urkunden muß es bleiben, ob nicht das
nahegelegene Kloster Wahlshausen, das als Zisterziensersiedelung Ackerwirtschaft in verstärktem Maße betrieben
haben muß, an Grundbesitz in Winterbüren in erster Linie beteiligt war. Als Ministerialien des Weißensteiner
Konventes erscheinen 1163 Rudolf und Dietrich von Winterburen12, denen die Nonnen die Kapelle zu Altenfeld
zu verdanken hatten.13 Der unweit dieser Wüstung gelegene alden Winterburen born bi deme Keßigen wege
wird 1364, 1374 und 1438 genannt.11 Ob das Gut selbst mit derZeit in das Eigentum der Nonnen und nach
der Reformation in das des Landesherrn überging, ist nicht festzustellen. In der Neuzeit befand sich die
Anlage in den Händen des Grafen von Wartensleben, der als Oberst in hessischen Diensten stand. Auch
wird als Besitzer der Kammerrat von Schmidt genannt, dessen Erben den Hof an den Landgrafen veräußerten.
Vermöge des neuen Kaufvertrages wurden „9/io dieses Guts das Eigenthum der Herrschaft; 1lio gehörte drei
besonderen Freisassen, welche ihren Theil zu Lehn tragen, unmittelbar unter der Regierung stehen, und
Contributions- und Dienstfrei sind, über das aber, an allen Gerechtsamen zu zehnten Theil Genuß haben“.15
Um 1780 erstand die Besitzung der Geheime Kriegsrat Waiz von Eschen, in dessen Familie das Gut noch
heute sich befindet.

Gerichtlich stand der Hof nicht unter dem Landgericht Cassel, sondern unter dem über das ehemalige
Gericht Kalenberg bestellten herrschaftlichen Komissar.10 Kirchlich gehört der Platz nach Simmershausen.17

Die in prächtigem Baumbestände gelegene Besitzung macht trotz der Modernisierung einen ansehn-
lichen Eindruck. Das Herrenhaus, ein zweigeschossiger, früher mit Mansarde, jetzt mit flachem Dach
abgeschlossener Bau mit Freitreppe, das den Hintergrund abschließt, soll aus dem Jahre 1733 stammen.
Dieselbe Jahreszahl nennt die Wetterfahne der benachbarten Scheune. Der stattliche Hauptsaal des Herren-
hauses ist unberührt. Unter dem Inventar interessiert die Bibliothek sowie eine kleine Sammlung von Gläsern
und Gemälden, von denen J. H. Tischbeins „Tod des Antonius bei Cleopatra“18 genannt werden muß. Im
weitläufigen Park erinnern einige mythologische Figuren an den untergegangenen Schmuck der Schäferzeit.

1 Zeitschr. f. hess. Gesch. VII, Suppl., S. 65. —■ 2 Piderit, Ortsnamen, S. 311.

3 Kellner, Spaziergänge, S. 88. — 4 Vilmar, Ortsnamen, S. 273. — 5 Denkwürdigkeiten, S. 250.

6 Ansiedelungen, S.365. — 7 Justi, Denkwürdigkeiten IV i, S. 35.

8 Justi, Denkwürdigkeiten IV i, S. 33. Landau, Hessengau, S.78.

9 Arnold, Ansiedelungen, S.365. — 10 Lennep, Cod. prob. Urk. Nr. 377.

11 Flurkarte, Katasteramt II, Cassel. — 12 Justi, Denkwürdigkeiten IVi, S. 37.

13 Landau, Ritterburgen II, S. 271. — 14 Lennep, Cod. prob., Urk. Nr. 351, 355 u. 361.

15 Martin, Topogr. Nachr. II, S.369. — 16 Engelhard, Erdbeschreibung I, S. 158.

17 Hochhuth, Stat., S.55.

18 Kopie in der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel, Nr. 689 des Kataloges.

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