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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0226
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Die einzelnen Orte. 'S'S*'S*'S'S'S'Si'S'S'S*'©'SS'S'S'S'S*'S*

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Tafel 111,
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von Walde kommt 1324 \ ein plebanus in Walde 14522 vor. Daß das Patronatsrecht über die ecclesia
parrochialis in Walde dem Landgrafen zustand, wird 1367 erwähnt.3 Unbegründet wird demnach die
Ansicht sein, daß das Dorf nach Niederzwehren eingepfarrt gewesen ist.1 Im Mainzer Subsidienregister
vom Jahre 1505 ist die Ortskirche mit 20 Albus eingetragen.5 Der letzte katholische Pfarrer von Waldau
war auf der Synode zu Homberg zugegen.8 Seit Anfang des 17. Jahrhunderts besitzt der Ort Bettenhausen
als kirchliche Filiale. Nach Engelhards Angabe vom Jahre 17787 soll „das Dorf besondere Freiheiten
gehabt, auch erst in neuerer Zeit einen Greben bekommen haben“. Ein altes Passionsbild mag dereinst
an Stelle des „Oelberges“ gestanden haben.8

Kirche.

Von einem romanischen Bau ist lediglich ein Stück Schachbrettfries überkommen, das im jetzigen
Schiff an der Nordecke der Westwand sich vermauert findet. Spätgotische Formen zeigt der Turm9, dessen
rechteckiger Mauerkörper bis zum alten Hauptgesimse sich erhalten, aber die ursprüngliche Haube verloren
hat. Sein 5,40 m im Lichten langes und 4,0 m breites Erdgeschoß überdeckte ehemals ein spitzbogiges
Kreuzgewölbe, von dem nur noch die kehlprofilierten Rippenanfänger sowie die aus der gestürzten Pyramide
gebildeten und nur wenig gegliederten Kragsteine vorhanden sind. Die zur Umgehung des Gewölbes in der
Nordwand angelegte Treppe hat ihren Zugang in Höhe von 2,50 m über Erdgeschoßfußboden und ihren
Austritt über dem nordwestlichen Wölbungszwickel. Die spitzbogige, zum Schiff führende, jetzt bis auf eine
Rechtecktür zugesetzte Gurtöffnung trägt als Kämpfer schrägablaufende Kehle mit Deckplatte. Über dem
gleichfalls spitzbogigen, an der Kante verbrochenen, mit Steinmetzzeichen versehenen, jetzt vollständig ver-
mauerten Westeingang findet sich die rechteckige Nische einer ausgebrochenen Steintafel. Eine flachbogige
Nische zeigt die Innenseite der Nordwand. Die mit Balkenlagen abgedeckten beiden Obergeschosse weisen
kleine rechteckige Fenster auf, während das darüberliegende Stockwerk, die alte Glockenstube, auf jeder
Seite eine große, zweigeteilte Schallöffnung besitzt, deren Spitzbogenfeld auf der Außenseite mit blindem
Maßwerk ausgefüllt ist. Ein aus Kehle und Schräge bestehendes Gurtgesims umzieht den Turm in Höhe
des ersten Obergeschosses. Das aus Kehle und Platte sich zusammensetzende Hauptgesims bildet an den Ecken
das Oberglied der Konsolen für die Ecktürmchen des verschwundenen gotischen Helmes. In der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts10 * wurde der Turm um ein Geschoß, die jetzige Glockenstube, erhöht. Der in
der Technik der unteren Teile errichtete neue Baukörper besitzt jederseits ein rundbogiges Zwillingsfenster
und trägt, vermutlich in Anlehnung an den früheren Helm, eine unter Wiederverwendung alter Hölzer ver-
zimmerte, beschieferte, schlanke achteckige Spitze mit Ecktürmchen. Weitere Bauarbeiten am Turm lassen
sich im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts nachweisen. 1682 berichteten die Einwohner von Waldau, daß
sie „nicht allein vor etlichen Jahren ein newe Häußchen an das alte Pfarrhauß, sondern auch eine newe
Scheune mit schwehren Kosten erbawet haben, deßgleichen auch den Kirchthurm aufbeßern laßen undt
eine Glocke so uff 175 Rthlr zu stehen kommen, bezahlen mufzen“.31

Vom gotischen Schiff, das offenbar dem Glockenhause in unveränderter Breite östlich sich anschloß,
haben sich die Umrißlinien des Daches in der Putzgrenze auf der Außenseite der Turmostwand erhalten.
Das jetzige niedrigere Langhaus, eine Saalanlage von 21,70 m lichter Länge und 9,90 m Breite, rührt aus
dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts — angeblich aus dem Jahre 174012 -— her. Doch mag die gegen

1 Roques, Urk. Nr. 164. — 2 Roques, Urk. Nr. 479. — 3 Gen.-Repositur Waldau. St.-Arch. Marburg.

4 Bach, Kirchenstat., S. 208. — 5 Würdtwein, Dioec. Mogunt. III, S. 529. — 6 Martin, Synode zu Homberg, S. 141.

7 Erdbeschreibung I, S. 187. — 8 Flurkarten, Katasteramt I, Cassel.

6 Lotz, Topographie I, S. 609. Dehn-Rotfelser u. Lotz, Baudenkm., S. 295 u. 367. Dehio, Kunstdenkm. I, S. 306.

Wenzel, Kirchhöfe, S. 17.

10 Hochhuth, Stat., S.204. — 11 Ortsrepositur Waldau. St.-Arch.Marburg.

12 Engelhard, Erdbeschreibung I, S. 187.

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