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Holtmeyer, Aloys [Editor]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0401
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Gelehrten Europas waren Ehrenmitglieder der 1777 in Cassel gegründeten Societe des Antiquites, in der sich
vor allen der mit Weißensteins Schloßbaugeschichte innig verwachsene S. L. du Ry, der Reisebegleiter des
Fürsten auf der Italienfahrt, durch Vorträge über die besuchten Stätten antiker Kunst hervortat.

Aber es waren nicht immer große und ernste Aufgaben, die der Kunst gestellt wurden. Fürs erste
äußerte sich der Einfluß der neuen Ideen mehr negativ, im Kampf gegen die Renaissance. Man gefiel sich
in Äußerlichkeiten ünd Modetorheiten und scheute in der Architektur nicht vor theatralischen Künsteleien an
Haus und Hof zurück. Die Skulptur, die aus dem Gebotenen wenig Gewinn zu ziehen wußte, beschränkte
sich in Deutschland auf die Ausschmückung der Gärten. Die Theatermalerei galt als vollberechtigter Kunst-
zweig. Aber die leichte französische Art wurde hier wie dort durch die klassische Form verdrängt. Das
Rokoko wich der Antike. Wo bis dahin Schäfer und Schäferinnen ihre Spiele getrieben hatten, hielten
Apollo und die Musen ihren Einzug. Bis ins Profane ging die Schwärmerei für Hellas. Thetis, Zybele,
Medea, Thalia, Doris, Europa, Semele usw. sind nicht allein die Namen griechischer Fabelwesen, sondern
auch der Rinder auf Weißenstein.1

Auch das Ägyptische fand seinen Bearbeiter. 1774 veröffentlichte Meister seine Arbeit de pyramidum
fabrica et fine. Wie seit der Mitte des Jahrhunderts die abendländische Architektur auf die Kunst der Türkei
nicht ohne Einfluß blieb, gab diese der Phantasie fürstlicher Bauherren im Abendlande neue Nahrung-.-
Chineserien waren seit dem Rokoko nichts Unbekanntes mehr. Von Schottland beeinflußt, geriet schließlich
die Kunst des Architekten wie des Gärtners auf die Bahnen der Romantik. Und jene kleine Welt, in der
die Künste sich vereinten, in idealisierter Form wiederzugeben, was die Geister bewegte, das Theater, wandelte
eben die Stoffe ab, die in der bildenden Kunst ihre Verarbeitung gefunden hatten. Vom Klassischen bis zum
Türkischen und Ägyptischen findet sich in Mozarts Opern alles wieder. Nicht anders als in den Gärten
Weißensteins.

An Kritik hat es die Nachwelt nicht fehlen lassen. Zur Zahl derer, die Karls Schöpfungen keinen
Geschmack abgewinnen konnten, gehört Goethe, der in den Jahren 1779 bis 1801 viermal in Cassel war und
in seiner „italienischen Reise“ beim Anblick der Wasserleitung von Spoleto das dekorative Architekturstück
auf der Höhe des Habichtswaldes ein „Nichts um Nichts“ nennt. „Wozu doch solch Gebäw mit dem
verfluchten Bilde, das man den Winterkasten nennet, gebauet wäre?“ meinte in seiner Büßpredigt der abgesetzte
Schulmeister Martin Becker aus Böttiger kurz nach der Vollendung des Baues, der „nicht zu Gottes Ehr,
soi E r jgötzung“ dienen könnte. Wenngleich die aufgewandten Mittel recht

ho = co mt sender, der 1785 Deutschland von der westfälischen Grenze bis nach

Le=~ äS Kunstwerk besser angewandt als für „Parforce-Jagd, Operisten,

li= ™ ^rJIV> - 'enigstens ein Denkmahl der Prachtliebe des Fürsten, und wieviel Hände

igt und wird sie noch ferner beschäftigen?“ Als ein „erstaunliches
für den kleinen Fürsten“ bezeichnet 1773 Johann Heinrich Voß die
des hessischen Landgrafen, während ein Jahr später Klopstock beim
Fon Natur und Kunst ausrief: „Mein Gott, welch einen großen schönen

_ers Gottes Schöpfung hineingeworfen“. Die „herrliche Aussicht vom

W=- -i Bürger und von Friedrichs II. Hauptwerk, der großen Fontäne, meint

pziger Professors: „Ringsum in fernen Strecken — wird Deutschland

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| lang und Wilhelmshöhe bei Weisenstein befindlichen herrschaftlichen Schweitzereien,
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Cassel. IV. Kr. Cassel-Land. 32
 
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