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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0008

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VI

Vorrede.

es nicht zu verwundern, dass sie im ersten Augenblicke das Urtheil des-
Lesers, wenn nicht ungläubig1, doch unvorbereitet fand. Die Kritik ver-
langt, ehe sie sich zur Prüfung des Einzelnen aufgefordert fühlt, gewisser-
maassen die moralische Ueberzeugung von der Richtigkeit des Grundprincips
in der Behandlung des Ganzen. Diese vermag freilich in vollem Maasse
nur durch eine selbständige Nachprüfung gewonnen zu werden; ein all-
gemeiner Gesichtspunkt jedoch, der wohl geeignet ist, ein günstiges Vor-
urthcil zu erwecken, darf auch an dieser Stelle hervorgehoben werden: die
Methode der Forschung nämlich ist durchaus dieselbe, welche in der Ge-
schichte der Bildhauer befolgt worden ist. Sie ist aber nicht von diesen
auf die Maler übertragen, sondern sie hat sich mir bei der ersten Bearbei-
tung der letzteren und aus dieser selbst heraus gebildet. Wenn sie sich
daher später an den Bildhauern bewährte, so ist dies gewiss das beste Zeug-
niss für die Kichtigkeit ihrer Grundlagen; und es kann sich demnächst nur
um die Kichtigkeit in dem Maasse ihrer Anwendung handeln. Auch in
dieser Beziehung sei es mir gestattet zu sagen, dass ich der Gefahr, die
Grenzen wissenschaftlich berechtigter Hypothese zu überschreiten, mir wohl
bewusst und darum bestrebt gewesen bin, sie nach Kräften zu vermeiden.
Wenn dabei die einfachste Lösung schwieriger Probleme sich stets auch auf
die einfachste und ungezwungenste Weise in den Organismus des Ganzen
einfügte, wenn namentlich durch die Betrachtung der einzelnen Erscheinungen
sich eine stete Wechselbeziehung zwischen dem Entwicklungsgange der Bild-
hauerei und Malerei herausstellte, so war dadurch mir selbst ein Maass-
stab dargeboten, an dem sich die grössere oder geringere Wahrscheinlich-
keit der einzelnen Hypothese mit einiger Sicherheit prüfen Hess. Mag also
der Versuch, die Geschichte der Maler systematisch und im Zusammenhange
zu entwickeln, auf den ersten Blick gewagt erscheinen, so hege ich doch
die Zuversicht, dass gerade eine eingehendere Kritik ihn als in den Haupt-
ziigen nicht verfehlt anerkennen wird.

Ueber das Verhältniss der übrigen Künstlerklassen zum ursprünglichen
Plane dieses Buches ist sowohl in der allgemeinen, als in den betreffenden
einzelnen Einleitungen gesprochen worden. Der Sammlung und Sichtung
des Materials, worin fast durchgängig die Hauptaufgabe bestand, habe ich
mich allerdings mit möglichster Sorgfalt unterzogen; doch war namentlich
der Wechsel des Wohnorts der Gleichmässigkeit in der Benutzung der litte-
rarischen Hülfsmittel vielfach nachtheilig, und zu meiner eigenen Recht-
fertigung habe ich daher Anführungen von Schriften, deren Einsicht mir
nicht vergönnt war, durch eckige Klammern bezeichnet. Hinsichtlich der
Gemmenschncider bemerke ich ausserdem, dass von Abdrücken mir nur die
Stoschischc Sammlung fortwährend zur Hand war, von der Cades'schen nur
ein die wichtigsten Inschriften steine erhaltender Auszug, während ich die
grosse Sammlung in so umfassender Weise zu benutzen, wie ich gewünscht
 
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