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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0046

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36

Die Miller.

werden wir unten nachweisen, dass wahrscheinlich schon Ol. 88, 3 ein Bild von
ihm in Athen vorhanden war. In dieselbe Zeit mag aber auch das Zusammen-

52 treffen des Agatharch mit Alkibiades zu setzen sein. Dieser war beim Tode
seines Vormundes Perikles (Ol. 87, 4) etwa zwanzig Jahre alt; und in die nächste
Zeit fallen ohne Zweifel seine tollsten Jugendstreiche. also auch wohl die Ge-
schichte mit Agatharch. Demnach lassen sich die drei verschiedenen Angaben
sehr wohl auf eine und dieselbe Person beziehen, und wir setzen die Thätig-
keit des Agatharch etwa zwischen Ol. 80 und 90.

Werke des Agatharch werden sonst nicht angeführt. Sehr begreiflich ist
es, dass die Bühnen- und Zimmermalerei ihn zu perspectivischen Studien auf-
forderte und anregte; und es ist um so weniger Anstoss daran zu nehmen, wenn
er in dieser verhältnissmässig frühen Zeit auch theoretisch in einer Schrift über
Skenographie handelte, da unmittelbar nach ihm (ex eo moniti) Demokrit und
Anaxagoras dieser Kunst eine weitere wissenschaftliche Begründung gaben, wie
Vitruv ausdrücklich berichtet. Freilich musste ihn diese Malerei auch wieder
zu einem flüchtigen Arbeiten verführen, dessen er sich sogar rühmte: denn sein
Zweck, illusorischer Effekt für die Ferne, konnte dabei sehr wohl erreicht wer-
den. „So stellt sich", um mit den Worten Müllers (S. 150) fortzufahren, „mit
Agatharch der älteren Schule des Polygnot, welche in der Gomposition gelehrt
und gedankenreich und in der Zeichnung höchst, sorgfältig, aber im Farben-
gebrauch äusserst schlicht und einfach und auf Täuschung der Augen wenig
bedacht war, eine Schule entgegen,. die, von ganz andern Principien ausgehend,
die Augen der Menge durch den optischen Schein des Körperlichen und Wirk-
lichen zu fesseln wusste. Das Urtheil des Publikums im Ganzen war diesen
Alles; sie waren, wie die neueren Musiker Athens, eifrige Diener der Theatro-
kratie, der Demokratie in der Kunst, über deren verderbliche Wirkungen Piaton
so bittere Klagen führt: aber wenn sie auch in vielen Stücken von der Strenge
der Kunst nachliessen, und daher die Skenographie oft als eine Malerei für die
Ungebildeten dargestellt wird, so wurden doch auch wieder wesentliche Theile
,der Malerei durch sie ausgebildet, und die höhere Stufe, welche Zeuxis und
zuletzt Apelles erstiegen, wesentlich vorbereitet."

53 Die Maler im übrigen Griechenland.

indem wir die noch übrigen Künstler dieser Periode nach ihrer Heimath
anordnen, müssen wir zuerst wieder nach Thasos, dem Vaterlande des Polygnot,
und zwar zu dessen Familie zurückkehren.

Aristophon war der Bruder des Polygnot, scheint aber einer durchaus
verschiedenen Kunstrichtung gefolgt zu sein, weshalb ich ihn absichtlich nicht
mit diesem im Zusammenhange betrachtet habe. Dass er der jüngere war, folgt
aus unserer bei der Erörterung über seinen Vater Aglaophon ausgesprochenen
Vermuthung, wonach er noch für Alkibiades, also bis gegen das Ende der acht-
ziger Olympiaden, thätig war. Plinius, der ihn unter den Künstlern zweiten
Ranges (primis proximi) anführt, erwähnt zwei Werke von ihm (35, 138). Das
eine stellte dar den Ankaeos vom Eber verwundet und von Astypale, oder rich-
tiger Astypalaea, betrauert. Wie Jahn (Ber. d. sächs. Ges. 1848, S. 127) be-
 
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