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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0205

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V. Die Malerei der Diadochenperiode.

195

Im eigentlichen Griechenland richten wir unsere Aufmerksamkeit zunächst
auf die: , i

Nacliblüthe der sikyonisclieri Schule.

Aratos, dem Sikyon seine politische Erhebung verdankte, übte auch auf
die Kunst einen fördernden Einfluss. Wie er darin nach Plutarch (Arat. c. 12)
ein nicht ungebildetes Urtheil besass, so scheint er auch persönlich die Künstler 290
zu sicli herangezogen zu haben: die aus seiner Zeit bekannten Maler aus Si-
kyon erscheinen fast alle in persönlicher Verbindung mit ihm. Zuerst finden
wir nochmals einen Künstler desselben Namens, der uns früher von Kleinasien
nach Sikyon überführte, nemlich:

Timänthes.

Er malte „recht ausdrucksvoll in der Anordnung" (g/iqptmxwg r.ij diad-saei ti)v
Ha^rjv 'i^ovaav) die Schlacht des Aratos gegen die Aetoler bei Pellene in Ar-
kadien , welche Ol. 135, 1 geliefert ward: Plut. Arat. 32. Plutarch erwähnt
freilich weder das Vaterland noch die Abstammung des Künstlers; doch leitet
uns die Verbindung mit Arat auf Sikyon hin. Nehmen wir ferner darauf Rück-
sicht, dass in den griechischen Familien häufig die Namen, wie auch die Kunst
forterbten, so wird man wenigstens die Möglichkeit eines Zusammenhanges mit
dem älteren Timänthes nicht ableugnen. Schliesslich darf wohl auch noch die
Vermuthung aufgestellt werden, dass der Timänthes, welcher Arat auf seiner
Reise nach Aegypten begleitete, kein anderer als der Maler gewesen sei, zumal
bei dieser Reise an den Hof eines kunstliebenden Ptolemäers die künstlerischen
Interessen als Unterstützung für politische Zwecke keineswegs eine unbedeutende
Rolle spielten; vgl. Plut. Arat. 12.

Als einen Freund des Arat haben wir schon früher

Nealkes

erwähnt. Er war es, der das Bild des Tyrannen von Sikyon Aristratos, ein Werk des
Melanthios und seiner Schüler, vom völligen Untergange rettete: Plut. Arat. 13;
vgl. Preller Polem. fr. p. 47. Ihn für einen Sikyonier zu halten, veranlasst uns
eben so, wie bei Timänthes, nur das Freundschaftsverhältniss mit Arat. Durch
dessen Vermittelung mag er dann später am Hofe des Ptolemaeos Beschäftigung
gefunden haben, worauf der Gegenstand eines seiner Gemälde, einer Schlacht
zwischen Aegypten! und Persern auf dem Nil zu deuten scheint. Plinius (35, 142)
nennt ihn scharfsinnig und erfindsam, ingeniosus et sollers in arte, und erläutert
diesen Ausspruch an dem eben erwähnten Gemälde. Um nemlich zu zeigen,
dass das Treffen auf dem Nil geliefert werde, dessen breite Fläche leicht zu
einer Verwechselung mit dem Meere hätte Anlass geben können, half er sich 291
damit, dass er „argumento" durch die Auffassung des Gegenstandes deutlich
machte, was er „arte" mit den technischen Mitteln der Kunst nicht vermochte.
Er malte nemlich einen Esel, der am Ufer sich tränkte und ein Krokodil, welches
ihm nachstellte. Hieran lässt sich die Anekdote anreihen, welche Plinius (35, 104)
als Seitenstück zu einer ähnlichen von Protogenes erzählt, ohne Nennung des
Nealkes aber auch von andern berichtet wird: Valer. Max. VIII, 11, ext. 7;
Plut. de fort. p. 99 B. Dio Chrys. Or. G4; Sext. Empir. Pyrrh. Hypoth. I, 28 Bekk.,
welcher fälschlich Apelles statt Nealkes nennt. Auf einem Bilde nämlich, in
 
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