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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0013

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Erster Abschnitt.

3

Die ältesten Maler bis zu den Perserkriegen.

ie Nachrichten über die Erfindung und erste Ausübung der Malerei
unterscheiden sich wesentlich von denen über die Anfänge der Bildhauerkunst.
Diese letzteren führen uns in eine durchaus mythische Zeit zurück. Denn die
Geschichte der Sculptur beginnt für uns mit einer Gestalt, wie nur die Sage
sie auszubilden vermochte. In der Person des Daedalos erscheint die gesammte
älteste Ueberlieferung gewisserrnassen verkörpert, in der Weise, dass die Nach-
richten von der ersten Entwickelung der Kunst nur in ihrer Uebertragung auf
diese Persönlichkeit zur Kunde der Nachwelt gelangt sind. Ja, als endlich die
Geschichte den Mythos zu verdrängen anfing, ward noch immer die Sage gern
als der Anknüpfungspunkt auch für die reine historische Ueberlieferung benutzt.
Am Anfange der Geschichte der Malerei tritt uns eine solche mythische Persönlich-
keit nicht entgegen. Man scheint vielmehr den ersten bekannten Malern ohne
Weiteres die Erfindung ihrer Kunst beigelegt zu haben. Denn es werden zwar
verschiedene und verschiedenen Orten angehörige Erfinder angeführt; aber ihre
Namen tragen fast durchgängig schon ein rein historisches Gepräge, etwa die
des Eucheir und Eugrammos ausgenommen, welche offenbar bestimmten Kunst-
fertigkeiten ihren Ursprung verdanken. Wir stellen hier zunächst diese Nach-
richten nach den Quellen zusammen, durch welche sie uns überliefert sind.

Plinius i) nennt die Kunde von den Anfängen der Malerei ungewiss. Er
spottet über die Aegypter, welche dieselbe sechstausend Jahre, ehe sie in Grie-
chenland geübt worden, erfunden haben wollten. Dann fährt er fort: „Die 4
Griechen lassen sie theils in Sikyon, theils bei den Korinthern erfunden sein,
und zwar übereinstimmend durch Umreissen des menschlichen Schattens mit
Linien. Das also sei die erste Art gewesen; die zweite die mit einfachen
Farben, monochromaton genannt, nachdem man die mühevollere erfunden habe;
und diese wird auch jetzt noch in solcher Weise geübt. Die Linearmalerei sei#
eine Erfindung des Aegypters Philokles oder des Kleanthes von Korinth.
Zuerst übten dieselbe Aridikes von Korinth und Telephanes von Sikyon,
zwar auch sie noch ganz ohne irgend eine Farbe, aber doch so, dass sie inner-
halb (des äusseren Umrisses) auch andere Linien einstreueten; weshalb es Sitte
geworden, dabei zu schreiben, wen man malte. Mit Farbe, wie man sagt, ge-

!) 35, 15.
 
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