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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0061

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III. Die Maler zur Zeit des peloponnesischen Krieges.

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solcher verdient er auch die ehrenvolle Stelle, welche Plinius ihm an der Spitze
derselben angewiesen hat, und welche, wie wir sehen werden, schon er selbst
für sich in Anspruch genommen zu haben scheint. Wenn aber auch sein Ruhm
in ganz Hellas gross war, was z. B. durch ein Distichon aus einem Gedichte
des Nikomachos über die Maler*) bezeugt wird:

Ovrog di'i aoi, ö xXeivol; dv 'F.Wdda näoav 'AnokXo
4a>Qog' yivacr/.eiQ Tuvvopa tovto y.Xvav,
so wurde derselbe doch bald durch den eines glücklicheren Nebenbuhlers, des
Zeuxis, überboten. Apollodor selbst soll dies in Versen des Inhalts anerkannt
haben, dass „Zeuxis die Kunst ihnen entrissen und für sich mitgenommBn
habe-2). Eben diesen Versen entnahm vielleicht Plinius die bei der sonstigen
Dürftigkeit seines Styls auffällige Wendung, dass „Zeuxis in die von Apollodor
eröffneten Pforten der Kunst eingetreten sei-' 3). Denn mit Recht weist Schnei- 75
dewin «) darauf hin, dass die übereinstimmenden Worte bei Babrius s):

vn euov tie ttqutov r?Jg #j'pac dvo^d-eLarjc; üaf)Xd-ov aXkoi
auf die Person des Künstlers als gemeinsame Quelle hindeuten. Allerdings
würde sich in diesen Worten nur ein gewisses Selbstbewusstsein äussern, das
aber von unberechtigtem Hochmuthe immer noch weit entfernt wäre, wie ihn
Einige dem Apollodor wirklieh Schuld geben wollen. Er soll nemlich auf seine
V\ erke geschrieben haben: sie zu tadeln möchte schwerer sein als sie nachzu-
ahmen: iiaiirjasTcd tic, [täX'kov ij faßi']aerai.6). Allein in glaubwürdiger Weise
legt diesen Ausspruch Plinius7) dem Zeuxis bei. Ausserdem berichtet, freilich
Hesychius noch, er habe einen tt.tXos oq^öq, eine hohe Tiara nach Perserart
getragen: eine Tracht, welche man z. B. seinen Zeitgenossen Alkibiades und
Kallias als ein Zeichen der Ueppigkeit und der Anmassung auslegte. Aber
auch hier ist, wie Osann *>) vermuthet, eine Verwechselung sehr leicht möglich.
Wenn nemlich in der einzigen Stelle ausser Hesychius, in welcher Apollodor
Skiagraph heisstn), von ihm bemerkt wird: ngäroQ sypaipe nllov 'Oövaoet, so
dürfen wir wohl zugeben, dass durch einen Irrthum daraus die Nachricht von
dem jitXog dp#dg, den er selbst getragen, entstanden sei. So wird Apollodor
von dem Vorwurfe des Stolzes und Hochmuths befreit, und erscheint vielmehr
nach seinen eigenen Aeusserungen als ein Künstler, welcher sich seines Ver-
dienstes, eine neue Bahn eröffnet zu haben, wohl bewusst ist, aber sich doch
der Erkenntniss nicht verschliesst, dass auf derselben die Nachfolgenden zu
einer höhern Stufe der Vollendung, als er selbst, zu gelangen vermochten.

Zeuxis.

Zeuxis war aus Heraklea gebürtig10). Welche Stadt dieses Namens zu
verstehen sei, wird freilich nicht ausdrücklich angegeben. Doch spricht seine

!) bei Hephaestion de metr. p. 14 ed. Pauw. 2) Pli". 35, 62: artem ipsis ablatam
Zeuxim f'erre secum. Worauf ipsis sich bezieht, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen.
Vielleicht sind die Attiker dem Zeuxis als Kleinasiaten, vielleicht Apollodor und seine
Altersgenossen ihm als dem jüngeren Künstler gegenübergestellt. 3) 35. Gl. *) Rh. Mus.
N. F. VII, 479. 5) Prooem. 2, 9. 6) Plut. de glor. Ath. p. 346 A: Hesych. s. v. axiu.
'') 35, 63. 8) Kunstbl. 1830, N. 84. 0) Schol. Victor, ad Iliad. z. 265. ™) Plin. 35. 61:
Ael. v. h. IV, 12: Anthol. ed. Jacobs XIÜ, p. 777. n. 29.
 
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