Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0042

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

Die Mülor.

46 und nur als das Mittel zu einem höheren Zwecke; ja die ganze sinnliche Wir-
kung, welche auf diesem Wege erreicht wird, vermag als solche noch keinen
Anspruch auf selbständigen Werth zu erheben. So betrachtet gereicht dem
Polygnot die Beschränkung auf die zum Ausdrucke der Gedanken nothwendigsten
Mittel keineswegs zum Nachtheil; vielmehr könnte man umgekehrt behaupten:
eben darum, weil er noch nicht durch das Streben nach sinnlichen, rein male-
rischen Effecten abgezogen wurde, sei seine Kunst eine um so reiner geistige
geblieben. Auf jeden Fall verdankt sie ihre Anerkennung bei Aristoteles dieser
letzteren Eigenschaft. Wenn wir nun nicht umhin können, das Urtheil dieses
gewichtigen Gewährsmannes überall als Grundlage für uns anzuerkennen, so
dürfen wir doch, so oft wir auch den nachfolgenden Künstlern gegenüber Po-
lygnot den grössten Künstler unter den Malern nennen, nie vergessen, von
welchem Standpunkte aus dieses Urtheil gefällt ist. Denn nur, indem wir überall
diesen Standpunkt von dem entgegengesetzten, wie er sich bei Plinius aus-
spricht, streng scheiden, wird es uns möglich werden, auch ferner durch die
Widersprüche der Beurtheilung hindurch den richtigen Weg zu finden, und für
die Feststellung der Verdienste jedes Einzelnen einen sichern Maassstab zu
gewinnen.

Die übrigen Maler in Athen.

Als der bedeutendste unter den Genossen des Polygnot erscheint:
Mik on,

Sohn des Atheners Phanochos (Schob Arist. Lysistr. 679). In der Poekile, im
Theseion, im Tempel derDioskuren, wo Polygnot arbeitet, ist auch er beschäftigt;
und in die Zeit jener Gemälde fällt auch eines der Werke, welche er als Bild-
hauer ausführte, die Statue des Atheners Kallias, welcher Ol. 77 im Pankration
gesiegt hatte: Paus. V, 9. 3; vgl. Th. I, S. 192. Die Nachrichten über seine
Gemälde, so wie über einige Farben, deren er sich bediente, sind bereits unter
Polygnot mitgetheilt worden. Hier sei nur noch erwähnt, dass er für besonders
ausgezeichnet im Malen von Pferden galt: Aelian h. a. IV, 50. Ein berühmter
Reiter, Simon, fand jedoch daran auszusetzen, dass er einem Pferde einmal auch

47 untere Augenwimpern gemalt hatte: Pollux II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr.
p. 173; Tzetz. Ghil. XII, 427, v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon.
sondern Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule führt den
Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern unbekannten Malern, deren
Namen sich wegen des Verderbnisses der handschriftlichen Lesart nicht mit
voller Sicherheit herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Dior es und
Arimna1). ,

In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittelpunkt Polygnot
bildete, scheint auch die Familie des Phidias gestanden zu haben, wenn wir
auch über seine eigene Thätigkeit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen
(vgl. Th. I, S. 132). Aber während er bald die Malerei mit der Bildhauerei
vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten ganz ausschliesslich:

*) de ling. lat. IX. 0, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie alii artifiecs
non rcpreliendendi, qiiod consuetudlnem Miconis, Dioris, Arimnae etiam superiorum non
sunt secuti.
 
Annotationen