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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0186

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176

Die Maler.

Gnathon,

ein thasischer Maler, wird von Hippokrates (Epidem. I, 2, p. 406 Kuhn) er-
wähnt , gehört also dem Anfange dieser Periode, wenn nicht etwa dem Ende
der vorigen an.

Rückblic k.

Bei dem Rückblicke auf die Zeit des Zeuxis und Parrhasios glaubten wir
einer Rechtfertigung dafür zu bedürfen, dass wir einen so kurzen Abschnitt als
eine abgeschlossene Periode der griechischen Malerei hinstellten. Am Ende der
jetzt durchmessenen Periode angelangt möchten wir uns eher gegen den ent-
gegengesetzten Vorwurf zu vertheidigen haben. Zwar ist auch sie der Zeit
nach keineswegs zu weit ausgedehnt, indem alle einigermassen wichtigen und
bedeutenden Erscheinungen etwa zwischen die lOOste und 120ste Olympiade
fallen und höchstens auf der einen Seite die ersten Anregungen, auf der andern

262 die Nachklänge der ganzen Entwickelung ausserhalb dieser Grenzen liegen.
Aber innerhalb dieser Zeit drängt sich so vieles und so verschiedenartiges zu-
sammen, dass man wohl fragen darf, ob sich dies alles unter einem gemein-
samen Gesichtspunkte vereinigen lässt, wie er zur Abgrenzung einer Periode
nothwendig ist. Dazu kommt, dass die Gliederung des Stoffes, die sich uns
ganz ungesucht ergeben hat, eine Theilung zu begünstigen scheint. Denn wenn
unleugbar die beiden Schulen der Malerei, welche hier voran stehen, die si-
kyonische und die thebanisch-attische, sich uns als in nebeneinander laufender
Entwickelung zu einem gemeinsamen Endziel ansteigend darstellen, während
dieses Ziel in den Leistungen des Apelles, Protogenes und der neben ihnen
stehenden Künstler sich als erreicht betrachten lässt, so gewinnt es danach auf
den ersten Blick das Aussehen, als ob am naturgemässesten die Epoche des
Ansteigens zu der Höhe von der schliesslichen Entwickelung und Entfaltung
der Vollendung auf derselben sich scheide. Allein schon für eine ganz äusser-
liche Betrachtung ist eine solche Scheidung nicht durchzuführen, da diese beiden
Schulen jene höchste Entwickelung nicht blos vorbereiten, sondern selbst an
ihr Theil nehmen. Ihre glänzendsten Vertreter sind nicht sowohl Vorgänger
und Vorläufer des Apelles, als dass sie selbständig neben ihm stehen; ja die
letzte Entwickelung jener Schulen reicht sogar über die Zeit des Apelles noch
hinaus. Eine Theilung der vorliegenden Periode würde uns also zwingen, die
Einheit der Schulen gewaltsam zu zerreissen.

Um nun aber die verschiedenartigen Erscheinungen derselben unter einem
einheitlichen Gesichtspunkte zusammenzufassen, werden wir damit beginnen,
an die Bedeutung der vorigen Periode nochmals mit kurzen Worten zu erinnern.
Diese beruht auf dem Gegensatz, in welchen durch Apollodor und die Klein-
asiaten die neuere Malerei zu der ältern des Polygnot tritt. Es ist hier ein.
durchaus neues Princip, welches sich Geltung zu verschaffen sucht; ein Princip,
welches sich nicht nur auf eine einzelne Seite, sondern auf die gesammte Kunst-
übung erstreckte und dieselbe von Grund aus umgestalten musste. Getragen
wird es von mehreren bedeutenden Künstlern, die hier in verschiedenem Sinne

263 thätig sind. Allein so hoch wir auch ihre Leistungen anschlagen mögen, so
 
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