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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0176

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IOC,

Die Maler.

die Lastträger nachahmen, wenn sie beim Tragen eines Balkens schwer beladen
sind; zwei andere ziehen einen dritten, der sich auf den Schild gelagert hat,
gewissermassen als den König, indem sie den Schild bei den Henkeln gefasst
haben. Einer endlich ist in den umgestürzt daliegenden Harnisch gekrochen,
als läge er im Hinterhalt, um die andern zu erschrecken, wenn sie beim Ziehen
ihm nahekommen." Ausserdem erwähnt Lucian *) noch die Lippen der Rhoxane
als besonders musterhaft gemalt.

Zwei Künstler der Neuzeit haben den Versuch gemacht, nach der Be-
schreibung des Lucian das Werk des Aetion zu reproduciren, Raphael aller-
dings nur skizzenhaft in dem jetzt in der Gallerie Borghese zu Rom befind-
247 liehen Frescobilde, Sodoma in dem Wandgemälde der Farnesina zu Rom. Sie
haben ihr Vorbild nicht erreicht. Doch wollten wir überhaupt vergleichen, so
müssten wir uns nicht an neuere Künstler, sondern an die Zeitgenossen des
Aetion selbst wenden: für diesen Zweck aber reichen unsere Quellen nicht aus.
Die Beschreibung Lucians ist für uns höchst schätzenswerth, indem sie zeigt,
in welcher Weise wir so mancher trockenen Notiz des Plinius gewissermassen
Körper zu verleihen haben; allein die besondere Eigenthümlichkeit des Künst-
lers vermögen wir durch sie nicht zu bestimmen. Wir haben zwar oben aus
der ionischen Namensform Eetion vermuthet, dass der Künstler der klein-
asiatischen Schule angehöre; aber auch dadurch gewinnen wir keine neuen
Gesichtspunkte der Beurtheilung. Nur hinsichtlich der Auffassung des Ganzen
möchte ich als auf einen Punkt von Wichtigkeit auf die Vermischung des
Poetisch-mythologischen mit der Wirklichkeit hinweisen, wie sie sich in der
Einführung der Eroten und des Hymenaeos ausspricht. Es liefert dies einen
neuen Beweis für die Neigung, ursprünglich mythologische und selbst religiöse
Gestalten für rein poetische oder allegorische Zwecke zu verwenden, die wir
bereits mehrfach bei Künstlern dieser Zeit gefunden haben, die in der alexan-
drinischen Epoche sich weiter entwickelt und in der Zeit der Römer endlich
zum vollsten Uebergewichte gelangt. Auch die Bilder der Tragödie und Ko-
mödie mögen wir uns daher weniger in einer der Darstellung der Musen ent-
sprechenden Weise, als in der rein allegorischen Gestaltung aufgefasst denken.
— Das ist leider alles, was wir über einen der berühmtesten Maler des Alter-
thums sagen können.

Antiphilos.

Ein Nebenbuhler des Apelles, aber von einer durchaus verschiedenen
Kunstrichtung, war Antiphilos. lieber ihn spricht Plinius an zwei verschiedenen
Stellen; und zwar führt er ihn das eine Mal unter denjenigen an, welche den
hervorragendsten Meistern am nächsten stehen '-), „Antiphilos wird gelobt wegen
eines Knaben, der Feuer anbläst, und wegen des Glanzes, der sich über das
248 auch sonst schöne Haus und das Antlitz des Knaben selbst verbreitet; berühmt
ist ferner seine Darstellung der Wolle b er eitung, bei welcher die Aufgaben
der verschiedenen Weiber sich in eiligem Fortschreiten zeigen; Ptolemaeos
auf der Jagd; besonders berühmt aber sein Satyr mit dem Pantherfell, welcher

!) imngg. 7. 2) primis proximi: 35, 138.
 
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