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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0177

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IV. Die Maler vom Ende des peloponn. Krieges bis zum Tode Alexanders d. Gr. 167

den Beinamen Aposkopeuon führt" (also ein Satyr, welcher seinen Blick fest
nach einem gewissen Punkte hinrichtet, wahrscheinlich indem er das Auge gegen
zu scharfes Licht durch die emporgehaltene Hand deckt).

Die zweite Erwähnung findet sich hei Gelegenheit der Maler kleiner Bil-
der, 35, 113: „Kleine Bildchen machte auch Kallikles, eben so Kalates und
zwar mit komischen Gegenständen, beiderlei [nemlich kleines und grosses oder
grossartiges] Antiphilos. Denn er malte auch eine herrliche Hesione, und
Alexander und Philipp nebst Athene, welche sich in dem Saale im
Porticus der Octavia befinden; im Porticus des Philippus den Dionysos,
Alexander als Knabe, Hippolyt, der über den losgelassenen Stier erschrickt:
in dem des Pompeius aber Kadmos und Europa. Eben so malte er einen
gewissen Gry 11 os mit spöttischer Beziehung auf seinen Namen [welcher Ferkel
bedeutet] in lächerlicher Auffassung, woher diese Art von Gemälden den Namen
Grylli erhalten hat. Er selbst war in Aegypten geboren und lernte bei Kte-
sidemos."

Dieser Ktesidemos wird ausserdem nur noch einmal von Plinius*) als ein
den höchsten Meistern nahe stehlender Künstler angeführt, und war besonders
durch zwei Bilder bekannt geworden, die Einnahme von Oechalia und Lao-
damia.

Für die Zeilbestimmung des Antiphilos sind besonders die Bilder Philipps
und Alexanders, und zwar das des letzteren im Knabenalter, von Bedeutung, wo-
durch wir indessen nicht gezwungen werden, die Thätigkeit des Künstlers viel über
Ol. 109 hinaus zurückzurücken. Auf der andern Seite nimmt zwar Ptolemaeos den
Königstitel erst Ol. 118, 3 an, verwaltet aber Aegypten schon ein Jahr nach
Alexanders Tode, Ol. 114,2. Der Irrthum Lucians'-), welcher Apelles und Anti-
philos mit Ptolemaeos Philopator zusammenführt, ist schon früher berichtigt
worden. Dagegen erscheint es durchaus als wahrscheinlich, dass Antiphilos als 249
geborner Aegypter am Hofe des ersten Ptolemäers lebte, und so mögen wir
denn auch den weitern Umstand der Erzählung Lucians, nemlich die Feind-
schaft der beiden Künstler, nicht weiter in Zweifel ziehen.

Für den Ruhm des Antiphilos im Allgemeinen zeugen Theon =), welcher
ihn neben Apelles und Protogenes, so wie Varro J), welcher ihn als Maler neben
Lysipp als Bildhauer stellt. Sein besonderes Verdienst dagegen, welches ihm
unter den sieben vorzüglichsten Malern zur Zeit Alexanders eine Stelle sichert,
bezeichnet Quintilian5) durch ein einziges Wort: facilitas, Leichtigkeit im
weitesten Sinne, also sowohl hinsichtlich der Auffassung, als der Darstellung.
Sie zeigt sich zunächst in der Vielseitigkeit bei der Wahl der Gegenstände.
Wir finden ein selbständiges Götterbild, den Dionysos; daneben einen Satyr:
ferner ein Götterbild in Verbindung mit Königsportraits: Athene mit Alexander
und Philipp; sodann mythologische Begebenheiten: Hesione, Hippolyt, Kadmos
und Europa; Bildnisse im Knaben-, im Mannesalter, in feierlicher Haltung, mit
Athene vereint; in freier Bewegung: Ptolemaeos auf der Jagd; wir finden Genre-
bilder: die Weberei, den feueranblasenden Knaben; und endlich die scharf aus-
gesprochene Komik oder vollständige Karikatur: denn das Lächerliche in dem

!) 35, 140. 2) de caluram. n. tem. cred. 2. 3) Progymn. 1. R. R. III, 2. 5) XII, 10,
 
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