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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0015

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I. Die iiitosten Maler bis zu den Perserkriegen.

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des Demarat von einem noch älteren unterscheiden zu müssen glaubt. Allein
es ist von Welcher1) durchaus wahrscheinlich gemacht worden, dass Plinius die
Erzählung von dem Schlachtbilde aus den unächten Lydiaka des Xanthos ge-
schöpft habe, und dass ihr daher alle Gewähr der Wahrheit abgeht. Zuletzt
würde aber auch, selbst eine gewisse Wahrheit dieser Erzählung angenommen. 6
aus einer Kunstblüthe in Lydien noch nicht mit Sicherheit etwas über das
eigentliche Griechenland zu schliessen sein. Somit stehen die Berechnungen
des Plinius in der Luft; und etwa aus den Wanderungen korinthischer Künstler
nach Italien die Cbronologie bestimmen zu wollen, dürfen wir uns eben so
wenig verleiten lassen. Dagegen müssen wir einen bestimmten Nachdruck
darauf legen, dass die überlieferten Namen fast durchgängig nicht Gattungs-
namen sind, wie die des Daedalos, Eucheir und Eugrammos, sondern bestimmte
Individuen bezeichnen, dass sie uns also nicht auf eine sagenhafte, sondern auf
eine streng historische Zeit hinweisen. Hierzu kommt, dass zwischen ihnen und
den unmittelbar nach den Perserkriegen berühmt gewordenen Malern andere
Namen fast gar nicht genannt werden. Eine völlige Lücke in der Ueberliefe-
rung anzunehmen, werden wir aber um so weniger geneigt sein, als selbst Po-
lygnot noch, allerdings der eigentliche Begründer des Ruhmes der Malerei, von
Theophrast -) als Erfinder derselben angeführt wird. Vielmehr müssen wir ge-
rade hierdurch veranlasst werden, diese ersten Erwähnungen von Malern mit
denjenigen Nachrichten parallel zu stellen, welche uns über die ältesten Bild-
hauerschulen in dem Zeiträume etwa von der 40sten bis zur Güsten Olympiade
erhalten sind.

Immer bleibt aber hinlänglicher Grund zu der Klage des Plinius, dass
sich in diesem Theile der Kunstgeschichte die Sorgfalt der Griechen nicht
gleichgeblieben sei. Denn was sollen wir aus Nachrichten folgern, die ihren
Widerspruch in sich selbst tragen? Dass ein Lyder Gyges in Aegypten, dass
ein Aegypter Philokles, der durch seinen Namen sich als Griechen ausweist,
die Malerei erfunden habe? Anderes, wie die Erzählung von Saurias, steht zu
vereinzelt, als dass wir weitere Folgerungen darauf bauen könnten, etwa von
einer Berühmtheit alt-samischer Malerei, welche dem Ruhme der samischen
Erzbildnerei entspräche. Grösserer Nachdruck scheint darauf gelegt werden zu
müssen, dass mehrere Namen uns auf Sikyon und Korinth hinweisen: auf
Sikyon Kraton und Telephanes; auf Korinth von den mehr sagenhaften Eucheir
und Eugrammos abgesehen, Kleanthes, Aridikes und Ekphantos, welche hei 7
Plinius zugleich drei verschiedene Stufen der Entwickelung bezeichnen. Freilich
muss ich gestehen, dass mir gerade diese systematische Abstufung gegen die
strenge historische Treue seiner Erzählung einige Zweifel erweckt; umso mehr,
als dieselben durch anderweitige Ueberlieferungen nur noch verstärkt werden.
S.trabo a) erwähnt nemlich drei sehr gefeierte Gemälde im Tempel der Artemis
Alpheionia ohnweit Olympia, Werke der Korinther Kleanthes und Aregon:
und zwar von dem ersteren die Einnahme Troja's und Athenens Geburt, von
dem zweiten Artemis auf einem Greife emporgetragen. In dem zweiten Bilde
war unter anderem Poseidon dargestellt, welcher dem gebärenden Zeus einen

!) Kl. Sehr. I. 439. 2) Plin. 7, 205. 3) VIII, p. 343 C.
 
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