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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0017

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I. Die iiitesten Maler bis zu den Perserkriegen.

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ander unterschieden worden sein. Wie wenig dies in den ältesten Zeiten der
Fall gewesen sein wird, können uns wiederum die Vasen alten Styls zeigen, in
denen z. B. der Gegensatz von Jüngling und Mann kaum irgendwie eine Be-
rücksichtigung erfahren hat. — Eine Zeitbestimmung giebt auch für Eumaros ■>
Plinius nicht an. Doch können wir über sie wenigstens eine Vermuthung auf-
stellen. Plinius fährt nemlich fort:
Kimon

von Kleonae habe die Erfindungen des Eumaros ausgebildet. In diesen Worten
ist ein Schulzusammenhang zwischen den beiden Malern hinlänglich klar aus-
gesprochen ; und wir können daher Eumaros um ein Menschenalter vor Kimon
setzen. Die Zeit des Letzteren aber hat zuerst Böttiger1) daraus bestimmt,
dass sich auf ihn zwei Epigramme des Simonides beziehen, welcher Ol. 78, 2
starb -). In einem derselben wird ausser Kimon ein Maler Dionysios genannt,
der das Seitenstück zu seinem Gemälde lieferte; und dieser ist wahrscheinlich
der Kolophonier, der Zeitgenosse des Polygnot, zu dessen Nekyia ebenfalls
Simonides die Inschrift dichtete. Mochte nun allerdings Kimon mit diesen
Künstlern sich nur in so fern berühren, als sein Alter mit ihrer Jugend zu-
sammentraf, so werden wir doch annehmen müssen, dass er noch bis gegen
die Zeit der Perserkriege thätig war, wonach dann Eumaros zwischen die 60ste
bis 70ste Olympiade fallen würde: eine Zeit, in welcher auch in der Sculptur
sich die verschiedenen Stylarten mit grösserer Schärfe zu sondern beginnen.

Ueber die künstlerischen Verdienste des Kimon äussert sich in ziemlich
allgemeinen Ausdrücken zuerst Aelian 3): „Kimon von Kleonae (wie statt Konon
schon längst verbessert ist), bildete, wie erzählt wird, die Malerkunst aus, die
damals noch eben in der ersten Entwickelung sich befand und ohne Kunst und
Erfahrung von seinen Vorgängern ausgeübt ward, überhaupt gewissermassen
noch in den Windeln und an der Mutterbrust lag. Weshalb er auch eine reich-
lichere Bezahlung als seine Vorgänger empfing." Weit bestimmter spricht Pli-
nius 4): „Er erfand catagrapha (was durch obliquas imagines übersetzt wird); ferner
Mannichfaltigkeit in der Gesichtsbildung, das Zurück-, Auf- und Herunterblicken; 10
er schied in den Hauptgliedern die feineren Theile, hob die Adern hervor, und
erfand in der Bekleidung die Bezeichnung der Falten und Busen." Die meiste
Schwierigkeit in der Erklärung dieser Worte hat der Ausdruck catagrapha ge-
macht; und man hat wohl darüber gestritten, ob nicht etwa Plinius selbst das
Wort falsch aufgefasst habe, oder ob nicht die Uebersetzung obliquas imagines
eine Interpolation sei. Beide Einwürfe scheinen mir unbegründet: catagrapha
bedeutet Profil, und obliquae imagines ist die richtige Uebersetzung dieses
Wortes, wofür den Beweis die Erzählung des Plinius ^ über ein Portrait des
Antigonos liefert, welches Apelles, um den Mangel des einen Auges zu ver-

!) Arch. (1. Mal I,. 235. 2) Anall. 1, 142,
n. 77 (83): Ovx itSarjg lyQuxpz Kiumv juät '• itavxi ä' in eQyqi

[i<3fiös, ov oi'tf' 'ijtjiog dttCfittXog i&ipuyev.
n. 78 (84): Klfivw tyQutjM tj;v O-vquv rrjv äe&ctv
rt\v ä {'iwvTuiv ättiüv Jiovlaiog.
Für die Veränderung des Namens KCfuap in MCzow, welche Jahn (die polygnot. Gemälde
S. 68) vorschlägt, scheinen mir keine zwingenden Gründe vorzuliegen. :l) V. H. VIII, 8.
4) 35, 56. 5) 35, 90.
 
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