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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0133

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IV. Die Maler vom Ende des peloponn. Krieges bis zum Tode Alexanders d. Gr. 123

und von einem sich gleich bleibenden Verdienste . . . auch Bücher schrieb er über 182
Symmetrie und Farben"; und Plinius selbst führt ihn deshalb unter den Quellen
des 35sten Buches an. Quintilian i) aber vergleicht ihn eben wegen seiner
Vielseitigkeit mit Cicero als einer analogen Erscheinung auf dem Gebiete der
Litteratur. Trotzdem, ja vielleicht eben deswegen ist es bei ihm schwieriger,
sich aus den zerstreuten Notizen des Alterthums ein einheitliches Bild von seinen
Bestrebungen und seinen Verdiensten zu entwerfen, als bei manchen andern
der bisher behandelten Meister. Schon bei den Nachrichten über seine Werke
zeigt sich die Unzulänglichkeit unserer Quellen. Denn sehen wir von den sta-
tuarischen ab, so bleiben nur vier Gemälde, von denen sich überhaupt Kunde
erhalten hat; und von diesen gehören noch dazu drei einer einzigen Localität
und, wie es scheint, einer und derselben Schöpfung an. Diese werden zuerst
von Plinius2) in folgender Weise erwähnt: „Seine Werke sind ein Reiter-
treffen, die zwölf Götter, Theseus, über welchen er bemerkte, derselbe
Heros sei bei Parrhasios mit Rosen genährt, der seinige dagegen mit Fleisch."
Bass diese drei Werke sich an einem Orte befanden, nemlich in einer Halle
des Kerameikos zu Athen, erfahren wir durch Pausanias s), welcher dieselben
etwas ausführlicher beschreiht. Von dem Bilde der zwölf Götter giebt aller-
dings auch er nur den Titel an; und auch anderwärts finden wir nur Bemer-
kungen über einige Figuren derselben. So erzählt Valerius MaximusJ): Euphranor
habe das Bild des Poseidon in der höchsten Färbung der Majestät erfasst,
gerade wie das eines Zeus, nur dass er ihn etwas weniger erhaben darzustellen
gedachte. Aber da er den ganzen Drang seiner Phantasie in dem ersteren
Bilde erschöpft, so hätten seine spätem Anstrengungen das vorgesteckte Ziel
nicht zu erreichen vermocht. Dieser Erzählung unsern Glauben zu versagen,
haben wir keinen Grund; wohl aber klingt es durchaus verdächtig, wenn Eusta-
sius*) weiter berichtet: der Künstler in seiner Verlegenheit um ein Vorbild fin-
den Zeus sei in eine Schule gegangen, habe sich aber bald, als er zufällig die
homerischen Worte vernommen: 'yJ^ißQuotai oVpcc yaXrcu ■/.. r. s., befriedigt 183
wieder entfernt und sein Werk vollendet. Offenbar sind hier bei Eustathius
die Erzählungen über den Zeus des Phidias und über die Verlegenheit des
Euphranor in ziemlich ungeschickter Weise zu einer Schulanekdote zusammen-
geflickt. — Wahrscheinlich zu dem Bilde der zwölf Götter gehörte die Hera,
deren schön gefärbtes Haar Lucian <>) als musterhaft anführt.

In dem Gemälde des Theseus, über dessen Erscheinung Plutarch') die-
selbe Bemerkung macht, wie Plinius, waren nach Pausanias auch die Figuren
der Demokratie und des Demos dargestellt.: und das Bild überhaupt bezog sich
auf Theseus als Begründer der politischen Rechtsgleichheit unter den Athenern
iO^aia üvai tov vtaraoTtjaavTa 'sJöijvaloig ioov nolirsveaÜaC). Ob es mit
den drei genannten Figuren abgeschlossen war, können wir nicht mit Bestimmt-
heit sagen: indem es sich den zwölf Göttern gegenüber befand {hü rrj toL/co
rcö nsgav), konnte es durch Hinzufügung anderer Figuren leicht auch räumlich
mit diesen in eine engere Beziehung gesetzt sein, wie es geistig in beiden auf

!) XII, 10, 12. 2) 3.5, 129. 3) r, 33; vgl. Schol. ad lliad. u, 530. *) VIR, 11. ext 5.
°) ad II. u, 510. (>) Iniagg. 7. 7) de glor. Ath. p. 340 A.
 
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