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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0142

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132

Die Maler.

„Er machte auch grosse Gemälde, darunter Kalypso. Jo, Andromeda,
Alexander auch, der in den Portiken des Pompeius sich auszeichnet, und
Kalyp so sitzend." Die doppelte Erwähnung' der Kalypso erscheint mir ver-
dächtig; und ich möchte daher vermuthen, dass die zweite aus einer nachträg-
lichen Randbemerkung entstanden ist. Ueber Andromeda s. u.

„Ihm werden auch Thiere zugeschrieben; und besonders glücklich stellte
er Hunde dar." Deshalb versteht Welcker (Kunstbl. 1827, n. 81) an der Stelle,
wo Pausanias I, 29, 15 berichtet, dass Nikias an der Strasse bei der Akademie
begraben sei, den Ausdruck £wce d'piorog yQdipcu tcov 8<p avrov wörtlich, während
er sonst vom Malen im Allgemeinen gebraucht zu werden pflegt.

Endlich beschreibt Pausanias (VII, 22, 6) als besonders sehenswerth das

196 Gemälde an einem marmornen Grabmale bei Tritaea in Achaia: „ein elfen-
beinerner Thron und auf demselben eine junge Frau von schönem Ansehen;
neben ihr steht eine Dienerin mit dem Sonnenschirme; ferner ein stehender,
noch unbärtiger Jüngling, angethan mit Chiton und einer purpurnen Ghlamys
darüber; neben ihm führt ein Diener mit Speeren die zum Jagen tüchtigen
Hunde. Ihre Namen waren nicht zu erfahren; aber jeder konnte leicht schliessen,
dass dort ein Mann und eine Frau gemeinschaftlich begraben waren."

Dass Nikias in der Färbung (circumlitio) der Statuen besonders tüchtig
war und deshalb namentlich von Praxiteles geschätzt ward (Plin. 35, 133), ist
schon früher erwähnt worden.

Was wir ausserdem über Nikias wissen, wollen wir hier zunächst ohne
Rücksicht auf den Zusammenhang der Schule im Einzelnen betrachten. — Zu-
erst mag der grosse Eifer hervorgehoben werden, mit welchem sich Nikias seiner
Kunst hingab, so dass er darüber öfters Bad und Frühstück vergessen haben
soll und seine Diener fragen musste, ob er diesen Bedürfnissen schon genügt
habei).

Weit wichtiger für die Erkenntniss seiner Kunstrichtung ist aber die fol-
gende Nachricht bei Plinius2): „Grosse Aufmerksamkeit wendete er auf Licht
und Schatten, und achtete mit besonderer Sorgfalt darauf, dass seine Malereien
aus den Tafeln hervortreten." Diese beiden Angaben ergänzen sich gegenseitig,
so dass sie eigentlich nur ein einziges Urtheil bilden. Denn der erste Satz
wird durch den zweiten näher dahin bestimmt, dass die auf Licht und Schatten
verwendete Sorgfalt nicht sowohl den Reiz des Farbenspieles im Auge hatte,
als eben auf jene plastische Gestaltung der einzelnen Formen, wie der ganzen
Figuren berechnet war; und eben so lehrt wieder der erste Satz, dass jenes
Hervortreten, wenn es auch durch die Mittel der Zeichnung, durch Verkürzungen
u. a., unterstützt werden mochte, bei Nikias doch noch mehr auf einer richtigen
Behandlung der Lichter und Schatten beruhte. Es mag vielleicht gewagt er-

197 scheinen, wenn wir als ein Mittel zur Erreichung dieser Zwecke hier die cir-
cumlitio anführen: denn allerdings spricht Plinius von ihr nur mit Bezug auf
die Färbung der Statuen; und selbst, was sie in dieser Beschränkung zu be-
deuten habe, ist kaum über allen Zweifel festgestellt. Wenn aber nach Quin-

1) Aelian v. h. III, 31; Plutarch an seni s. resp. ger. 786 B; non posso suav. vivi sec.
Epic. 1093 C, wo dieser Eifer nur auf das Malen an der Nekyia bezogen wird. 2) 35, 131.
 
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