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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0196

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18«

Die Maler.

Plinius über ihn berichtet *): „Timomachos aus Byzanz, zur Zeit Caesars des
Dictators, malte den Aias und die Medea, welche von diesem für achtzig Ta-
lente angekauft und im Tempel der Venus Genetrix aufgestellt wurden. Das
attische Talent berechnet Varro auf 6000 Denare. Als Werke des Timomachos
werden nicht minder gelobt: Orestes; Iphigenia in Tauris; Lekythion, der Lehrer
der Behendigkeit (agilitatis exercitator); eine Familie von Edlen (cognatio no-
biiium); Männer im Mantel, welche er wie im Begriffe zu reden, den einen
stehend, den andern sitzend maltevorzüglich aber schien ihm die Kunst bei
seiner Gorgo günstig gewesen zu sein." — Andere Werke werden nirgends ge-
nannt; wohl aber geschieht einiger der angeführten auch anderwärts Erwähnung«
So giebt Plinius selbst2) an, dasa die Medea unvollendet geblieben sei, aber
darum gleich ähnlichen Werken des Aristides, Nikomachos, Apelles nur um so
mehr geschätzt werde. Des Preises der Medea und des Aias gedenkt er noch-
mals3); und an einer andern Stelle') spricht er von ihrer Aufstellung vor dem
Tempel der Venus, so dass sie sich also in einer der ihn umgebenden Hallen
befinden mochten. Wegen der Verbindung des Aias und der Medea müssen
wir auf beide Gemälde auch eine Erwähnung bei Ovid r') beziehen:
277 Utque sedet vultu fassus Telamonius iram,

Inque oculis facinus barbara mater habet:
denn dass sie in die Paläste des Augustus versetzt werden, ist wohl nur ein
Gedächtnissfehler des Dichters. Des Aias gedenkt Philostratusü), der Medea
Plutarch ~'). Besonders aber haben sich die Epigrammendichter dieser Bilder
als eines passenden Stoffes bemächtigt: wir besitzen noch jetzt auf den Aias
eines, auf die Medea eine ganze Reihe dieser kurzen Gedichtes). Eines end-
lich n) schildert, freilich ohne den Namen des Künstlers zu nennen, das Gemälde
der Iphigenie.

Ueber das Einzelne der Darstellungen geben uns alle die angeführten
Quellen leider nur sehr ungenügende Auskunft. Ja hinsichtlich des Aias haben
sie sogar zu einer verschiedenen Auffassung des Grundgedankens bei den Neueren
Veranlassung gegeben. Während man nemlich im Hinblick auf Philostratus
und das Epigramm an Aias dachte, wie er nach seiner Raserei und der Er?
mordung der Heerden auf den Anschlag sinnt, sich selbst umzubringen, will
Welcker10) unter Betonung des „vultu fassus iram" bei Ovid nicht den rasen-
den, sondern den gekränkten und darum seinen Tod beschliessenden Helden
erkennen. Doch scheint es mir fraglich, ob wir auf diese Worte einen so grossen
Werth legen dürfen. Ovid scheint sich überhaupt wenig um Kunstwerke ge-
kümmert zu haben u). Hier schreibt er noch dazu in der Verbannung aus blosser
Erinnerung; und wie er in der Bezeichnung des Ortes irrte, so mochte auch
das Bild selbst nicht mehr in allen Einzelnheiten ihm vor Augen stehen. End-
lich aber scheint mir auch der Ausdruck vultu fassus iram der Situation des

!) 35, 136. 2) 35, 145. a) 7, 126. *) 35, 26. 5) Trist. II, 525. 6) Vit. Apollon.
IT, 22. 7) de aud. poet. p. 18 A; vgl. Lucian de domo c. 31 und Lucilius Aetna v. 594-
8) Auf den Aias: Anall. III, 213, n. 295; auf die Medea: Anall. II, 174, n. 20 von Anti-
plülus (nachgeahmt von Ausonius 129): II, 499, n. 29 von Juliau dem Aegypter; II, 223,
n. 42 von Philippus (bei Ausonius 130); III, 214, n. 299, 300 und 301 von unbekannten
Dichtern. ») III, 216, n. 306. 10) Kl. Sehr. III, 450 fg. u) vgl. Friedländer, über d. Kunst-
sinn d. Körner, S. 9.
 
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