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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0236

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22G

Die Architekten.

sein. — Ausserhalb Roms werden uns einige Architekten durch Inschriften be-
kannt. C. Postuniius Pollio ist in Terracina thätig; sein Freigelassener
L. Gocceius Auctus baut den Tempel des Augustus zu Pozzuoli: in die-
selbe Zeit gehören die Architekten der Theater zu Herculanum und Pompei,
P. Numisius und M. Artorius Primus; so wie wahrscheinlich der Vero-
neser L. Vitruvius Gerdo und vielleicht auch (Licinius) Dio, der Erbauer
des Cerestempels in Capena. Ueberall haben wir es hier mit durchaus rö-
mischen Namen zu thun: und insofern können auch diese dürftigen Notizen
zur Bestätigung dessen dienen, was wir über die Ausübung der Architektur
durch die Römer selbst oben bemerkt haben. Hiermit kann freilich im Wider-

336 spruch zu stehen scheinen, dass Cicero in seinen Briefen dreier Architekten ge-
denkt, welche ihren Namen nach sämmtlieh Griechen sind, nemlich Cyrus, sein
Freigelassener Chrysipp und Diphilus. Aber sie sind nicht bei öffent-
lichen Werken beschäftigt, sondern mögen wie für die Familie des Cicero, so
für andere vornehme Römer die Anlagen von Villen und ähnlichen Luxusbauten
geleitet haben, welche den Römern bis dahin wenig bekannt gewesen waren.
Später hatten sie auch hierin die Hülfe der Griechen nicht mehr nöthig: die
Architekten des Nero und Domitian sind Römer; und der jüngere Plinius wendet
sich wegen einer ländlichen Tempelanlage an Mustius, also ebenfalls an einen
Römer.

Nur noch einmal in dieser späteren Zeit tritt in Rom ein Grieche in den
Vordergrund: Apollo doros von Damaskos, der bei Trajan in so hohem An-
sehen stand, dass er als der oberste Leiter der meisten Bauten dieses Kaisers
angesehen werden darf. Dieses hohe Ansehen aber verdankte er gewiss nicht
sowohl seiner Nationalität, als der Bedeutung seiner eigenen Persönlichkeit.
Von dieser vermögen uns die Reste der ihm beigelegten Werke einen wenigstens
annähernden Begriff zu geben. Denn wir erkennen daraus, wie bei ihm mit
der Grossartigkeit des Sinnes, welche die ihm gestellten Aufgaben erheischten,
ein Streben nach Reinheit der Durchführung verbunden war, das durchaus der
besseren Zeiten würdig erscheint. Unter diesem Gesichtspunkte ist es gewiss
nicht zu viel gesagt, wenn wir Apollodoros den letzten wahrhaft grossen Archi-
tekten des Alterthums nennen: denn nach ihm finden wir, wohin wir auch blicken,
die Spuren eines stets zunehmenden Verfalles.

Wenden wir jetzt unsern Blick noch einmal von Rom nach Griechenland
zurück, so finden wir, wenigstens was die uns bekannt gewordenen Architekten
anlangt, keine Persönlichkeit unter ihnen, welche unsere Aufmerksamkeit nach-
haltig zu fesseln vermöchte. Aus vorkaiserlicher Zeit wird in Athen Andro-
nikos aus Kyrrhos erwähnt, der Erbauer des Thurmes der Winde, eines in
architektonischer Beziehung nicht eben bedeutenden Werkes. Später sind es
fast nur Inschriften, aus denen wir unsere Nachrichten schöpfen. Die wichtigste
unter ihnen ist wohl die, aus welcher wir den Architekten des Theaters zu

337 Aspendos, Zenon, kennen lernen. Denn die Erhaltung seines Werkes bietet
wenigstens die Mitte!, sich über den Zustand dieses Zweiges der Architektur
in der Zeit des Marc Aurel ein Urtheil zu bilden. Bei andern Inschriften da-
gegen fehlt uns entweder die Kenntniss des Werkes, oder dieses selbst erscheint
von verhältnissmässig nur geringer Wichtigkeit. So heisst es, dass Nikodemos
 
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