Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0295

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung.

28.")

rung übernehmen. Mag dieser Gebrauch im Laufe der Zeit zugleich auch ein 418
Ehrenrecht geworden sein, immer lag es in der Natur der Sache begründet,
dass solche Inschriften und Zeichen deutlich und bestimmt in die Augen fallen
sollten. Wenn wir daher neben diesen, wenn auch nur in verhältnissmässig
sein- geringem Umfange, andere finden, bei welchen offenbar die Absicht waltet,
dass sie erst bei aufmerksamer Betrachtung erkennbar oder überhaupt gefunden
werden sollen, so leuchtet ein, dass auch deren Bedeutung eine wesentlich ver-
schiedene sein muss, dass sie namentlich keine öffentliche Auctorität haben
können. Erinnern wir uns aber jetzt an die Analogie der Gemmenschneider,
so wie an das, was noch heut zu Tage bei den Münzen gebräuchlich ist, so
werden wir mit Nothwendigkeit darauf hingeführt, in diesen Inschriften die
Namen von Stempelschneidern zu finden, indem sich uns keine andere Klasse
von Personen darbietet, auf welche wir sie mit Wahrscheinlichkeit zurückzuführen
vermöchten.

Die Kleinheit der Schrift und die Verborgenheit des Ortes bilden also für
uns die Kriterien, nach denen wir uns die Inschriften der Künstler von denen
anderer Personen zu unterscheiden berechtigt glauben. Solche Orte aber sind
nach den bisher vorliegenden Erfahrungen etwa folgende: auf der Vorderseite
an den Köpfen die Binden, durch welche das Haar zusammengehalten wird; die
Fläche des Helmes über der Stirn oder die Scheide, in welcher der Helmbusch
ruht; sodann der Abschnitt des Halses; auf der Rückseite der schmale Streifen,
durch welchen der untere Abschnitt von der übrigen Fläche gesondert wird; an
den verschiedenen Typen selbst namentlich die Sitze, seien dies etwa Fels-
stücke, Basen, oder Throne, auf denen die Figuren ruhen; ferner auf beiden
Seiten allerlei Beiwerk, das vom Haupttypus unabhängig im Felde vertheilt ist,
wie ein Blatt, ein Diptychon, ein Täfelchen, eine Rolle u. a. Natürlich lassen
sich hier die Grenzen nicht überall mit voller Sicherheit bestimmen; so mag
z- B. eine Inschrift, auch wenn sie sich nicht auf dem Abschnitte des Halses,
sondern etwas darunter im Felde findet, sofern sie sich nur durch die Feinheit
der Schrift auszeichnet, ohne Bedenken auf den Künstler bezogen werden, und
eben so mag es umgekehrt vorkommen, dass wir einmal da, wo wir einen 419
Künstlernamen erwarten, eine andere Bezeichnung finden, wie z. B. auf einer
Münze von Akragas den Namen der Stadt gerade eben so auf einem Täfelchen,
wie auf Münzen von Syrakus und Katana den Namen des Euaenetos. Wir
dürfen dabei nicht ausser Acht lassen, dass auf griechischen Münzen die Ver-
theilung der Schrift nie so strengen Gesetzen unterworfen gewesen ist, wie etwa
in der Neuzeit oder auch im Alterlhume unter den Römern. Bei ihrer Be-
trachtung muss also statt einer streng begrenzten Regel uns ein gewisser aus
einer Mehrzahl von Beispielen abgeleiteter Takt maassgebend sein.

Eine Schwierigkeit mag hier hervorgehoben werden, um hinsichtlich ihrer
eine Frage an die Numismatiker vom Fach zu stellen. Nach den bisher ent-
wickelten Grundsätzen müssen wir einige Namen, wie Euaenetos, Eumenos und
Phrygillos wegen mehrerer Münzen auf Künstler beziehen; zugleich aber finden
sich dieselben auf andern, welche für sich allein betrachtet eine solche Be-
ziehung nicht gestatten, während doch die Verwandtschaft des Styls der Identität
der Person auf beiden mindestens nicht widerspricht. Sollte hier nicht die An-
 
Annotationen