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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0297

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Einleitung.

2S7

nur nocli eine Bemerkung von Luynes (a. a. 0.) angeführt, weil sie mehrere
Fälle betrifft: Die Sitte, Köpfe in der Vorderansicht auf Münzen darzustellen,
scheint von geringer Dauer gewesen zu sein. Solche Köpfe aber finden sich 421
auf den Münzen des Alexander von Pherae (stirbt 357 v. Ch.) und des Mau-
solos (353). also zur Zeit, als die beiden Dionysier zu Syrakus herrschten. In
dieselbe Zeit werden daher von den Stempelschneidern Kimon, Kl'eudoros und
Theodotos gehören.

Als Thatsache verdient hier noch hervorgehoben zu werden, dass sich
Künstlernamen bis jetzt nur auf Silbermünzen gefunden haben. Nur eine kleine
Bronzemünze mit der Inschrift ®PY bildet eine Ausnahme; aber auch bei ihr
bemerkt R. Rochette, dass der Stempel zur Prägung in Gold bestimmt gewesen
zu sein scheine. Wenn nun das bisherige Nichterscheinen von Namen auf Gold-
stücken nur in dem verhältnissmässig selteneren Vorkommen derselben seinen
Grund haben mag, so werden wir uns in Betreff der Bronzemünzen lieber zu
der Annahme neigen, dass hier die geringere auf das Gepräge verwendete Sorg-
falt die Weglassung der Namen veranlasst hat.

Ueber die Stellung und die äussern Verhältnisse dieser Klasse von Künst-
lern vermögen wir natürlich bei der Mangelhaftigkeit unserer Nachrichten eigent-
lich nichts zu bestimmen. Dass ihre Thätigkeit so wenig wie die anderer Künstler
nur an einen einzigen Ort gebunden war, ist eine sehr nahe liegende Voraus-
setzung. Die Belege aber, welche R. Rochette für dieselbe aufstellen zu
können glaubte, müssen wir allerdings sehr beschränken, indem wir als sicher
nur eine Thätigkeit des Euaenetos für Syrakus und Katana, des Prokies für
Katana und Naxos anzunehmen vermögen, also beide Male nur für je zwei
nicht eben sehr weit von einander entfernte Orte. Eben so hat dafür, dass nicht
selten an einer Münze zwei Künstler, der eine an der Vorder-, der andere an
der Rückseite gearbeitet, R. Rochette keine hinreichend sichern Beweise bei-
gebracht, wenn auch an sich die Möglichkeit eines solchen Verfahrens in ein-
zelnen Fällen recht wohl zugegeben werden kann. — Nicht anders verhält es
sich endlich auch mit einem dritten Punkte. Die auffällige Erscheinung, dass
nirgends bei einem alten Schriftsteller sich die Erwähnung eines Stempel-
schneiders findet, suchte man nämlich durch die Annahme zu erklären, dass
sie in der Regel zugleich Steinschneider gewesen seien, und dass daher, was
von diesen berichtet wird, zugleich auch auf jene zu beziehen sei. Für diesen 422
Satz nun glaubte R. Rochette eine unzweifelhafte Bestätigung in der Vergleichung
einer Münze und eines geschnittenen Steines, welche beide den Namen Phry-
gillos tragen, gefunden zu haben. Der Stein ist ein häufig besprochener (siehe
unter d. Steinschneidern) und zeigt uns Amor in der Stellung eines mit Astra-
galen spielenden Kindes; hinter ihm eine geöffnete Muschel. Die Münze von
Syrakus, mit dem von Delphinen umgebenen Kopfe der Arethusa ist in schönem,
aber noch etwas strengem Styl gearbeitet, womit völlig übereinstimmt, dass die
Umschrift die Form 2YP-4K02J0N hat. Wenn nun R. Rochette an dem Stein
einen derselben Epoche würdigen Styl hat erkennen wollen, so vermag schon
ein Blick auf die Abbildungen bei ihm (Titelvignette 1 u. 2 der Lettre ä
Mr. Schorn) uns zu überzeugen, dass er durch die Liebe zu seiner Hypothese
sein Urtheil hat gefangen nehmen lassen. Denn ein unbefangenes Au°-e wird
 
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