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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0332

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322

Die Gemmensclinekler.

Ehre gereichen würde, keinem vorzüglichen Meister des Alterthums beigelegt
werden darf; ein solcher würde seine Mühe nicht an einem so fehlerhaften Stein
verschwendet (warum aber ein neuerer?) und eben so wenig seinen Namen ihm
beigefügt haben." Das Bild rechtfertigt Stephani (Angebl. Steinschn. S. 243):
„Im Schnitt des Bildes ist neben einer gewissen von Köhler bemerkten Trocken-
heit doch auch ein nicht unbedeutender Grad von Sicherheit und Zuversicht
zu erkennen und es mag daher wohl antik sein." Dagegen erklärt er die In-
schrift für entschieden modern: ..Die Buchstaben sind übertrieben klein; ihre
Linien, wenn sie auch ohne Kugeln sind, gehören zu den am seichtesten ein-
geritzten, die überhaupt in gefälschten Gemmen-Inschriften vorkommen, so dass
sie zum Theil kaum zu erkennen sind; endlich finden wir bei der ersten Pu-
blication des Steines -kein Wort von seiner Inschrift erwähnt. . . .•' Zur Fäl-
schung soll ein Stoschischer Schwefel mit einem Elephantenkopf bei Raspe 12947
Anlass gegeben haben. Denn der in grossen, kräftigen Buchstaben abgefasste
und rings um das Bild laufende Name Al'AQOP'\\DYO sei unzweifelhaft echt,
wenn er auch freilich keinen Steinschneider bezeichne. Freilich muss Stephani
selbst darauf hinweisen, dass es unsicher sei, ob jener Elephantenkopf zu Maffei's
Zeit, der die Inschrift, wenn auch incorrect, giebt, schon bekannt war, sowie
472 ferner, dass in der Zeit des de la Chausse zuweilen Abbildungen von Gemmen,
welche Inschriften haben, ohne dieselben erscheinen. Am meisten täuscht sich
jedoch Stephani über die Beschaffenheit der Inschrift selbst. Die Buchstaben
sind keineswegs übertrieben klein, sondern auch mit blossem Auge vollkommen
lesbar, und die Linien, durch Kugeln begrenzt, keineswegs seicht eingeritzt:
Stephani hat sich also zu seinem Verdammungsurtheil offenbar durch einen
mangelhaften Abdruck verleiten lassen. Im Uebrigen ist die Inschrift keines-
wegs ängstlich, sondern eher mit einer gewissen Sorglosigkeit geschnitten.

Ein Stoschischer Schwefel mit dem Kopf des Laokoon bei Raspe 9483
und Gades III, E, 302 ist schon durch die Orthographie des Namens y]l'A(-)LlF
verdächtig und wird es noch mehr durch den modernen Charakter der Arbeit.
— Modern ist nach Tölken (Sendschreiben S. 14) auch ein Onyx-Camee in Berlin,
darstellend Herakles neben der Hindin mit der vertieft geschnittenen Inschrift
'ATAQOrOYC. EH. — Die in grossen Buchstaben geschnittene lateinische In-
schrift AGATJrlOBl über zwei verschlungnen Händen auf einem Carneol bei
Winck. Descr. V, 221; Raspe 8120 kann natürlich nicht auf den Künstler des
ersten Steins bezogen werden.

Ap o 11 o n i o s.

Das Werk des Apollonios ist eines der wenigen, welche bei Kühler volle An-
erkennung finden. Er sagt darüber S. 210: „Zu den ausgezeichnetsten tief ge-
schnittenen Gemmen ist mit Recht immer gerechnet worden ein Amethyst vor-
mals in der Farnesischen, jetzt Königlichen Sammlung zu Neapel, auf dem Ar-
temis von Felsen umgeben, im hoch gegürteten Jagdkleide, den Köcher und
Bogen auf dem Rücken, stehend und ausruhend vorgestellt ist, indem sie sich
mit den Händen, von denen die Linke eine gesenkte Fackel hält, auf einen
Pfeiler stützt. Der'längs der Fackel laufende Name des Steinschneiders Apol-
lonios, AriOAAQNIOY, ist sauber und auf keine Weise ängstlich geschnitten.
An den Enden der Buchstaben befinden sich keine kleinen Kugeln. . . . Die
 
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