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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0374

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364

Die Gemmensclmeider.

in der Absicht, den Steinschneider zu nennen, und um der Reihe der Künstler
durch ein A einen schicklichen Anfang zu geben [!], auf den Stein gesetzt, so
war die Wahl theils sehr unglücklich, theils ein Beweis grober Unkunde." Auf
einem Abdrucke der Stoschischen und einem andern der Gades'schen Samm-
lung ist jener Punkt am Ende entschieden nicht vorhanden. Wie das CJ ein
Beweis der Unkunde sein soll, verstehe ich nicht, da es sich ja z. B. auch auf
dem Heraklestorso des Belvedere findet. Die Differenz in der Grösse des ersten
Buchstabens ist durchaus unerheblich: die Inschrift hat vielmehr etwas derbes,
sorgloses, keineswegs ängstlich abgemessenes. Es scheint daher, dass Köhler
nach einem andern, als dem mir vorliegenden Exemplare des Steins geurtheilt
hat. Leider vermag ich im Augenblick nicht nachzuweisen, ob nicht die Vitel-
leschi'sche eine ältere in den Besitz der Familie Verospi übergegangene Samm-
lung war, wodurch der Vorwurf gegen Stosch von selbst wegfallen würde. Aber
auch davon abgesehen, welcher Anlass konnte vorliegen, den so gut wie unbe-
kannten Namen des Admon auf den Stein zu setzen? und noch dazu in einer
für Steinschneidernamen ganz unverhältnissmässigen Grösse? Denn die Schrift
ist nicht nur relativ, sondern absolut wohl die grösste unter allen Künstler-
inschriften. Wenn hiernach kein gegründeter Zweifel gegen die Echtheit der
Inschrift vorliegt, so kann es allerdings nach der letzten Bemerkung (und viel-
leicht auch wegen des Nominativ, vgl. oben S. 305) bedenklich erscheinen, den
Namen des Admon als den eines Steinschneiders anzuerkennen; und dieses Be-
denken werden wir nicht aufgeben dürfen, so lange sich nicht ein Stein mit
gleicher Aufschrift von unbezweifeltem Alterthum nachweisen lässt. Das aber
scheint, bis jetzt wenigstens, nicht der Fall zu sein, und namentlich muss die
535 angebliche Vorliebe des Künstlers für Heraklesdarstellungen für uns nur ein
weiterer Grund des Verdachts werden.

So haben wir zuerst keinen Grund, die Buchstaben A/l neben einem Kopf
des bejahrten Herakles für eine Abkürzung des Namens Admon zu halten, selbst
wenn der Kopf, der etwas modernes und portraitartiges hat, alt wäre: Gori
Dact. Smith, t. 28; Köhler S. 93. — Ein Herakles Musagetes „von alter Arbeit"
mit dem Namen A/JMCJN aus der Poniatowski'schen Sammlung ist nur durch
eine Erwähnung R. Rochette's (Lettre ä Mr. Schorn p. 103) bekannt. — Weiter
führt derselbe aus dem Musee de glyptique, Icon. gr. pl. XIII, A, p. 21 einen
Alexanderkopf als Herakles mit der Inschrift AAMQN an. — Ich selbst sah
1853 in Potenza einen Garneol, auf dem Herakles dargestellt ist, sitzend und
niedergebeugt, mit dem Schwert, neben ihm eine Kuh gelagert, davor AAMGJN'-
eine Darstellung, die in unzweifelhaft alten Steinen wiederkehrt. Die Notizen
des, wie ich glaube, durchaus unbefangenen Besitzers über den Ankauf des
Steines aus den Händen eines Bauers und um geringen Preis schienen an der
Echtheit keinen Zweifel zuzulassen: Bull, dell' Inst. 1853, p. 165. Später fand
ich jedoch einen durchaus übereinstimmenden Abdruck in der Gades'schen
Sammlung (XXII, P, 251), und zwar unter den modernen Arbeiten, wahrschein-
lich identisch mit Raspe 15338 — gewiss ein Beispiel, das zur grössten Vor-
sicht in diesen Untersuchungen malmt. — Eben so finden sich bei Gades unter
den modernen Arbeiten mit Admons Namen: Herakles, die Amazonenkönigin
vom Pferde reissend: XXII, P, 887; und Herakles oder Theseus, eine todte
 
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