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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0396

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386

Die Gemmenschneider.

Zeit des Ursinus sein, um auf diese Weise die Bildnisssammlung berühmter
Männer des Alterthums durch denjenigen Heros zu vermehren, von dem das
merkwürdigste Volk des Alterthums den Namen der Hellenen erhalten hatte.
Mit Recht bemerkt dagegen Tölken (Sendschreiben S. 54), dass in diesem Falle
der zu solchem Betrüge ersehene Kopf höchst ungeschickt gewählt sein würde.
Die ganze Verdächtigung des Ursinus ist aber bereits an mehreren Beispielen
als unbegründet nachgewiesen worden. An dem Alter der Inschrift ist also
nicht zu zweifeln. Dagegen wage ich nicht, ohne den besondern Charakter der
Schrift aus einem Abdrucke zu kennen, eine Entscheidung darüber abzugeben,
ob der Name nach der gewöhnlichen Annahme den Steinschneider, oder nach
Tölken's Meinung den Besitzer bedeute, „mag nun derselbe Hellen, Hellenios,
Hellenikos oder wie sonst geheissen haben". Im vorigen Jahrhundert kam der
Stein nebst einer Wiederholung desselben aus Grozat's Sammlung (Mariette
Catal. p. 11) in die des Herzogs von Orleans (t. II, pl. 9); und mit dieser später
in das petersburger Gabinet, während die ausgeschiedene Wiederholung in die
Sammlung im Haag übergegangen ist: de Jonge Notice p. 160; Köhler S. 259.
— Ein zweiter Stein: eine scenische Maske mit der Inschrift 6ÄAH.N befindet
sich nach R. Rochette Lettre p. 141 und Glarac p. 124 im Blacas'schen Besitz.
Seine Herkunft aus der de la Turbie'schen Sammlung lässt jedoch eine genaue
Prüfung seiner Echtheit wünschenswerth erscheinen. — Den Kopf eines fröh-
lichen mit Reblaub bekränzten jugendlichen Satyrs der berliner Sammlung mit
der Inschrilt EslsJHNOY hält Tölken S. 55 „unbedenklich für modern, da er
in der Art der pausbackigen Bacchusköpfe in deutschen Stadtvveinkellern ge-
bildet ist, obgleich die Ausführung die Hand eines Meisters verräth".
Kronios.

Sogenannte Terpsichore, stehend, mit der Leier an einen Pfeiler gelehnt; KPO-
568 NIOO . GTI: Gori lnscr. etr. I, t. 1, 1; Bracci II, t. 56. Bracci bezeichnet die
Arbeit als modern und wahrscheinlich von der Hand des Plavio Sirleti her-
rührend; und da das Bild, mit dem der Muse des Onesas ziemlich überein-
stimmend, auch sonst zu Fälschungen benutzt worden ist, da der Name des
Kronios, als der eines der berühmtesten Steinschneider des Alterthums von
einem Fälscher leicht aus Plinius entlehnt werden konnte, da endlich auch die
Abkürzung GTI verdächtig erscheinen mochte, so hat in neuerer Zeit niemand
dem Urtheil Bracci's widersprochen. Doch dürfte es nicht überflüssig sein, auf
einige äussere Umstände aufmerksam zu machen. Dass Andreini den Stein
besessen, dass ihm dieser gestohlen und nur ein Abdruck geblieben sei, nach
dem Gori seine Abbildung herausgegeben, ist ungenau. Gori (Columb. libert.
Liviae p. 155) sagt ausdrücklich, dass Andreini nur einen Abdruck besessen,
der ihm mit anderen Steinen gestohlen sei: Huius vero gemmae singulare
ectypum dumtaxat extabat in Andreinia dactyliotheca, quod ipse reperit inter
alia plura, quinquaginta adhinc annis, apud quemdam florentinum artificem,
eximium sigillorum scriptorem in gemmis, in officinis Medicei musei, cogno-
mento „il Borgognone". Andreini's Zuverlässigkeit ist zwar von Köhler heftig
angegriffen worden: allein, dürfen wir fragen, was hätte ihn wohl zur Erfindung
der obigen Erzählung veranlassen können, wenn es sich nicht um einen Stein,
sondern nur um einen Abdruck handelte? War aber der Abdruck schon fünfzig
 
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