Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

DOI Artikel:
Wolter, Franz: Die Jahresausstellung im Glaspalaste und der deutsche Künstlerbund (Sezession), [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALASTE

KARL HAIDER CHARON
i. Künstlerbund-Ausstellung in der Münchener Sezession


DIE JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALASTE UND DER DEUTSCHE
KUNSTLERBUND (SEZESSION)
Schluß

Vom Deutschen Künstlerbund, der in den
Räumen der Sezession ausstellt, hat man nach
denAnkündigungen in derPresse mehr erwartet,
als er gehalten hat. Es ist eine Ausstellung,
die nicht besser und nicht schlechter ist als alle
andern vorher. Wie sollte auch etwas Neues,
Großartiges zustande kommen, da ja die
Künstler dieselben sind und in dem gewohnten
Schaffen auch nicht über ihren eigenen Schat-
ten springen können. Zweifellos sind einige
hervorragende Werke da, aber daneben und
mitten darunter hängen so viel belanglose
Sachen, die, wenn sie nicht Köder fürs Publi-
kum sind, im Sinne der Genremalerei, doch
auch zum fröhlichen Dilettantismus gehören,
selbst wenn der Träger des Namens eine so-
genannte Größe ist. Es ist wirklich keine

Phrase, wenn ich behaupte, daß in keiner Zeit
die Natur mit größerem Eifer und heißerem
Bemühen studiert wurde als in der heutigen,
aber auch das ist keine Phrase, daß die Kunst,
indem sie dadurch die Tradition verließ, nichts
mehr von den Alten lernen wollte, den künst-
lerischen Geschmack verlor. Denn geschmack-
voll sind die ausgezogenen Modelle wirklich
nicht, wie sie z. B. Karl Hofer malt, der bei
seinen splitternackten Frauenzimmern das be-
tont, was man gemeinlichhin zu unterdrücken
pflegt. Das Nackte in der Kunst kann wahr-
haftig edel, erhaben und groß sein, wie es die
alten Meister von den Zeiten der Griechen
an so oft bewiesen haben, ja es kann sogar den
starken, dem Menschengeschlechte nun einmal
innewohnenden, natürlichen, gesunden Impul-

Die christliche Kunst I. 2.
 
Annotationen