Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

DOI Artikel:
Staudhamer, Sebastian: Zum Geleite
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

AI.BRECHT DÜRER

Kgl. Altere Pinakothek in München

DER PAUMGARTNERSCHE ALTAR

ZUM GELEITE

Wichtige Erwägungen haben zur Heraus-
gabe vorliegender Monatsschrift geführt;
sie sind ausschließlich idealer Natur und so
schwerwiegend, daß darüber die Bedenken
materieller Natur verstummen mußten.
Es wäre überflüssig, hier auf die Bedeutung
der Kunst als Kulturfaktor und ihren Wert
für das Seelenleben des einzelnen hinzuweisen;
zu erinnern an ihren Einfluß auf das Denken
der Gebildeten und der schlichten Leute;
die Bildungselemente hervorzuheben, welche
vor allem die christliche Kunst für das Herz
in sich birgt; endlich der Unterstützung zu
gedenken, welche sie dem christlichen Lebens-
ideale leistet. Jedermann ist ja von dem Adel
der Kunst überzeugt, nicht zuletzt jene Kreise,
an die sich unsere Zeitschrift wendet, jene
Kreise, die in den glänzendsten Epochen
der Kunst ihre Hauptförderer waren: der
Klerus, die Gebildeten aller Stände, die wohl-
habenden bürgerlichen Kreise.
Eine kaum übersehbare Schar tüchtiger
Künstler schafft in allen Kulturländern rast-
los unzählige Werke der Malerei und Plastik;
— zwar aus sich, aus innerem Drange, aber
nicht für sich, sondern für die Mitwelt.

Die Künstler können in unseren Tagen der
Beachtung und Unterstützung durch ein breites
kunstliebendes Publikum nicht entbehren.
Ihnen selbst und dann ihren bereitwilligen
Bundesgenossen, den Kunstfreunden, obliegt
die unerläßliche Aufgabe, die Bekanntschaft
mit der Kunst und hierdurch das werktätige
Interesse an ihr überallhin zu tragen. Man
versucht diese Aufgabe zunächst durch zahl-
reiche Ausstellungen und Errichtung von öffent-
lichen Sammlungen zu lösen. Die Künstler
treten aus der Einsamkeit der Werkstätten
heraus unter das Volk, und indem sie, nicht
ohne erhebliche Opfer zu bringen, dem Volk
entgegenkommen, erwarten sie, daß auch dieses
durch fleißigen Besuch der Ausstellungen und
durch Studium und Ankauf der ausgestellten
Werke ihre Absichten fördere. Jedoch, einmal ist
das Entgegenkommen des Publikums in diesem
Punkte nicht sehr groß und kann es in dem ge-
wünschten Umfange gar nicht werden; ins-
besondere können alle jene Menschen, die
fernab von großen Kunstzentren leben, die Aus-
stellungen nur selten und flüchtig besuchen.
Dann sind die großen Ausstellungen eher
geeignet, zu verwirren und oberflächliche Ur-

Die christliche Kunst. I. i. Oktober 1904.
 
Annotationen