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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Scapinelli, Carl: Anselm Feuerbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0093

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A. FEUERBACH
SELBSTBILDNIS
Pinakothek in München

(Photograph ie-Vcrlag von Franz Hanfstängl in München)

ANSELM FEUERBACH
(Zu seinem 25. Todestag, am 4. Januar 1905)
Von CARL CONTE SCAPINELLI-MÜNCHEN

Auf hohem Kothurn schreitet die Muse Feuer-
bachs einher. Lang und faltig wallen von
der übermenschlich großen Gestalt die dunklen
Gewänder, in ihren majestätischen Zügen liegt
stiller Ernst, liegt tiefe Wehmut, ihr Blick streift
in die Ferne, aber kaum einmal leuchtet ein
Strahl voll Hoffen, ein Funken voll Freude
in ihren Augen auf.
Groß, ernst und düster, das sind die Cha-
rakteristika für Anselm Feuerbachs Schaffen,
wie auch für sein Leben, zwei Dinge, die
kaum bei einem Künstler so verquickt waren,
wie bei ihm. Er war ein rastloser Arbeiter,
weil er ein echter Künstler war. Selbst wenn
der Pinsel seiner Hand entfiel, schuf er im
Geiste an seinen Bildern, die ihn fort beschäf-
tigten. Aus seinen eigenen Aufzeichnungen

geht das am klarsten hervor. Was weiß er
uns in seinem »Vermächtnis« zu erzählen,
was nicht auf seine Arbeiten Bezug hätte?
Sein ganzes Denken und Handeln, geht darin
auf. Er verbrauchte seine ganze Kraft für
seine Werke und so blieb ihm kaum so viel
Stärke übrig, um den Kampf mit dem Publi-
kum, den Kampf mit seiner Zeit aufzunehmen.
Seine ganze Energie floß in seine Bilder, sein
Seelenschmerz stahl sich in seine Bilder, sein
tiefer Lebensernst ist darin wieder zu finden,
und was ihm sein Elternhaus an klassischer
Bildung, an Hellenentum und Christenglaube
mitgegeben, spricht aus denselben.
Man kann aus dem Leben anderer großer
Maler schnurrige Geschichten, Äußerungen
der Lebensfreude, des Übermutes erzählen, von

Die christliche Kunst. I. 4. Januar 1905.
 
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