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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Fäh, Adolf: Kunsthistorische Wanderungen durch Katalonien
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Schmitt, Franz Jakob: Die Kathedrale St. Stephan zu Metz in der ehemaligen Kirchenprovinz Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0306

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270

KUNSTHISTORISCHE WANDERUNGEN: GERONA


St. CHRISTOPH-TOR IN GERONA

bauten, das Kloster S. Domingo ersteht dann
in jugendlicher Schönheit wieder vor uns.
Die Kirche ist, ähnlich dem Schiffe des
Domes von Gerona, ein mächtiger Hallenbau
mit Kapellenkranz aus dem 13. Jahrhundert.
Wie festlich mag die Wirkung dieses Raumes
gewesen sein, als er im Glanze seiner Altäre
und Bilder erstrahlte. Zwei Juwelen haben sich
noch erhalten, die beiden Kreuzgänge. Der
eine der beiden erinnert im figuralen Schmucke
seiner Kapitäle noch etwas an St.Trophime in
Arles. Nur ist die künstlerische Sprache nicht
mehr so deutlich, es sind mehr verworrene
Laute, deren Sinn keineswegs mühelos sich
enträtselt. Im zweiten lauschen wir der For-
mensprache einer voll erblühten Gotik, welche
ihre Arkaden auf eleganten gekuppelten Säul-
chen aufbaut. Die Renaissance suchte dieses
Werk zu schützen, indem sie es mit einem
zweiten Geschosse überbaute und mit ihrer
Bereicherung in scheinbare Konkurrenz zum
bisher Geschaffenen trat, ja dieses an Eleganz
zu überbieten suchte.
Ein Rundgang durch die Stadt dürfte für
die Kenntnis der Profanbauten einige Anre-
gungen geben. Die Gotik macht sich auch
hier allenthalben bemerkbar. Man erblickt
durch Säulchen geteilte Fenster, deren Schäfte
an Ausführung in Metall erinnern. Solche
Bildungen versetzen den Beschauer zuweilen
nach Venedig. Wo eine Teilung durch Säulen
wegfällt, entschädigte sich die Spätgotik in
einem reizenden Aufsatze, der die Fenster-
öffnung in den oberen Partien verkleidet. Am
bischöflichen Palaste neben der Kathedrale,
den spätere An- und Umbauten seines mittel-
alterlichen Charakters vollständig entkleidet
haben, fallen einzig die prächtigen schmied-
eisernen Gitter noch auf, der letzte Rest der
ursprünglichen Anlage. Die näheren Umge-
bungen machen uns mit den einst ganz be-
deutenden Befestigungen bekannt. Heute bieten

sie dem Auge nur mehr Ruinen, die jedoch
wie der Torre de Alemanes von hohem male-
rischen Reize sind oder wie an der Puerta
de San Cristobal mit ihren mächtigen Mauer-
werken vor das Stadtbild sich schieben und
nur den Blick nach den Türmen der Kirche
freilassen. (Abb. nebenan.)
Auf dem Rückwege in unsere Fonda zieht
uns ein Neubau an: eine gotische, pracht-
volle Herz-Jesu-Kirche. Sie stellt der Opfer-
willigkeit der Gegenwart ein glänzendes Zeug-
nis aus. Der Kunsthistoriker würde diese aller-
dings lieber der Erhaltung der in Gerona auf-
gehäuften kirchlichen Denkmäler geweiht
wissen. Obschon man doch wieder vor dem
Unterfangen bangen würde, wenn pietätlose
Hände sich diesen Werken mit Restaurations-
plänen nähern würden.
Wir verlassen Gerona. In unseren Händen
liegt die Arbeit von Schulcz Ferencz, der einst
die »Denkmäler der Baukunst« Spaniens sam-
meln wollte. Das erste Heft seiner Publika-
tion, gleichzeitig das einzige, welches er-
schienen, schildert Gerona. Wie dankbar sind
wir dem Autor, dessen Holzschnitte unser
Illustrationsmaterial so reich vermehrt haben.
(Forts, folgt)


KREUZGANG AN SAN PEDRO DE LOS GALLIGANS

DIE KATHEDRALE St. STEPHAN
ZU METZ
IN DER EHEMALIGEN KIRCHEN-
PROVINZ TRIER
Von Architekt FRANZ JAKOB SCHMITT in München
(Schluß)
Das Schmiedeeisenwerk ist bei verschiedenen
Hochschiffsfenstern der Metzer Kathedrale
nicht gut in die betreffenden Steinpfosten
eingelassen, so ergaben sich viele Ausspren-
gungen und Spaltungen. Bei solchen großen,
vierspaltigen Maßwerksfenstern waren diese
Beschädigungen sehr ernster Natur und ver-
 
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