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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Scapinelli, Carl: Anselm Feuerbach
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Fürst, Max: Die gesellschaftliche und soziale Stellung der Künstler in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0100

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8o

DIE GESELLSCHAFTLICHE UND SOZIALE STELLUNG DER


BENLLIURE Y GIL BILDNISBÜSTE
Münchener Glaspalast 1904

der Schmerz durch das Motiv gerechtfertigt.
Überall die Ruhe nach dem Sturm, der noch
leise die tiefsten Tiefen des Herzens schmerz-
voll erzittern läßt.
Die »Amazonenschlacht«, wie auch der
»Titanenkampf« tragen weit weniger Feuer-
bachs eigene Note an sich. Er, der ein
Einsamer war, bildete mit Vorliebe Einsame,
— der Kampf war nie seine Sache, — die
Menge nie dasjenige, was er beherrscht. So
auch auf den Bildern. Mit zähem Fleiß hat
er auf diesen Gestalt an Gestalt gereiht, aber
statt Bewegung kam Unruhe in das Bild.
Darum wird er für uns immer der Meister
der »Pieta«, der »Medea«, der »Iphigenie«
bleiben, wenn er auch viel Kraft und sein
ganzes Können anderen Bildern zugewandt.
Trotz Enttäuschung und Kummer ist er
seinen Weg still weitergegangen und hat seine
Ideen zur Ausführung gebracht, trotz der
giftigen Pfeile, die ihn trafen, und die nicht
seine Schaffensfreude, sein Selbstbewußtsein,
wohl aber seine Weltauffassung beeinflußten,
die aus seinen Bildern spricht. Die lachende
Größe des Ganzstarken hat er nicht besessen.
Sein Teil war der große Ernst des echten
Künstlers. Immer blieb er ein solcher, nie
wurde er trivial, auch nicht als Aktmaler, nie
wurde er sentimental, selbst wenn er die
Trauer und den Schmerz darstellte.
Er war der Maler der großen Idee von der
furchtbaren Einsamkeit stiller, erhabener, welt-
fremder Seelen.

DIE GESELLSCHAFTLICHE UND SOZIALE STELLUNG DER
KÜNSTLER IN IHRER GESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG
Von MAX FÜRST
III.

Wenn gar eine Frauensperson es unter-
nahm, sich als Künstlerin zu zeigen,
dann erreichte der Zunftunmut eine Höhe,
daß man selbst vor Gewalttätigkeiten nicht
zurückschreckte. Ebenfalls in Köln gab es
im Jahre 1626 bösen Konflikt mit einer Malerin
Katharina Brachmann, wobei ihre Herren Kol-
legen sehr ungalant sich benommen haben
müssen, da der Rat der Stadt unterm 4. Januar
1627 folgenden Erlaß zu geben für angezeigt
hielt: »ein erbar malerampt ist dahin zu
disponiren, daß gemeldeter Brachmann ire
schildereien, färben und pmcelen wider resti-
tuirt werden. Eß soll derselben dabei ernst-
lich eingebunden werden, sich des malens
hinfurter auf hondert goltgulden straf zu

enthalten und dem ampt (der Malerzunft)
keine fernere eintracht zuzufuegen.«1)
Daß Ehrgeiz und Brotneid auch in früherer
Zeit nicht unbekannte Dinge waren, wird
jeder zugeben, der nicht mit den gefärbten
Brillen der Romantik in die Vergangenheit
blickt. Mancherlei unmutige und zugleich
drollige Gemütsergüsse sind uns erhalten ge-
blieben, denen zu entnehmen, daß nicht immer
wohlwollendes Zartgefühl gegen den Nächsten
die Herrschaft geführt hat. Gar seltsam be-
rührt z. B. eine im Zunftbuch der Stadt Würz-
burg nach dem Jahre 1540 eingetragene, wohl
von unberufener Hand gegebene Notiz, welche

Merlo, S. 102.
 
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