Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

DOI Artikel:
Wolter, Franz: Giovanni Segantini-Ausstellung
DOI Artikel:
Konkurrenz-Ausschreiben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0245

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SW SEGANTINI-AUSSTELLUNG — KONKURRRENZ-AUSSCHREIBEN ^3 215

Fertigstellung der Zeichnung begann das Malen und zwar
so, daß er mit dünnen langhaarigen Pinseln die reinen,
ungebrochenen Oelfarben je nach Erscheinung des wieder-
zugebenden Gegenstandes auf die Leinwand setzte. Die
betreffenden Ölfarben, die Segantini damals benützte,
waren von einer französischen Firma und unter diesen
wählte er die haltbarsten, meist die Mineralfarben aus.
Das Aufsetzen der Farben auf die Leinwand geschah
aus dem Vollen heraus. Segantini nannte es »summarisch« .
Neben den einzelnen Strichen, die klein und ziemlich
pastös, fett hingesetzt waren, ließ er eben so breite,
kleine Zwischenräume stehen, die er, und dies ist das
wichtigste, so lang noch eine Bindung mit dem Unter-
gründe und den zuerst aufgetragenen Farben möglich
war, mit den entsprechenden Komplementärfarben aus-
füllte. Hierdurch erzielte der Künster wohl nicht eine
Mischung der Farben direkt, aber eine Mischung für das
menschliche Auge, da die Netzhaut desselben so beschaffen
ist, daß sie nebeneinander gestellte Farben bei ent-
sprechender Entfernung verbindet. Über diese Erschei-
nung, welche in das Gebiet der optisch-physiologischen
Gesetze gehört, die dem Maler von nicht zu unter-
schätzender Bedeutung sind, da er beim Malen auf die
Eigentümlichkeit des menschlichen Auges Rücksicht neh-
men muß, haben die verschiedensten Gelehrten u. a.
Brücke und Bezold eingehend geschrieben. Segantini
schuf sich, wie geschildert, eine eigene Sprache, ja er
verwarf sogar das altmeisterliche System, indem er einmal
sagte: »Das Mischen der Farben auf der Palette ist ein
Weg, der ins Dunkle führt; je reiner die Farben sind,
die wir auf die Leinwand setzen, desto mehr führen
wir unseren Gemälden an Licht, Luft und Wahrheit zu.«
In der Tat hat Segantini eine eigenartige, ganz hervor-
ragende Leuchtkraft in seinen Bildern erzielt. Nicht
vergessen aber darf man, daß es von der Fähigkeit des
Malers abhängt, solch künstlerische Wirkung zu schaffen,
und daß der größte Teil des Erfolges in der technischen
Feinfühligkeit, der Ausnützung der Mittel und der Summe
aller geistigen Eigenschaften beruht, wie wir dies zumal in
seinen letzten und reichsten Gemälden, in diesem großen
dreiteiligen Werke sehen. Franz Wolter
KONKURRENZ-AUSSCHREIBEN
vurie wir in der Beilage des achten Heftes (S. VI. ff.) mitteil-
vv ten, veranstaltet die »Deutsche Gesellschaft für christ-
liche Kunst« gegenwärtig drei Konkurrenzen, nämlich:
1) unter sämtlichen Künstlern zur Erlangung von Ent-
würfen für einen neuen Umschlag der Zeitschrift »Die
christliche Kunst«;
2) unter den der Gesellschaft angehörigen Künstlern
zur Erlangung von Plänen für einen neuen Hochaltar
in Stadtsteinach (Oberfranken);
3) unter sämtlichen Architekten zur Erlangung von
Projekten für eine neue Pfarrkirche in Milbertshofen bei
München.
Zu dem an die Künstler gesandten Zirkular, betreffend
die Konkurrenz für einen Hochaltar in Stadtsteinach in
Oberfranken bemerken wir ergänzend:
a) der Maßstab für plastische Entwürfe ist nicht
1 : 20, sondern i: io;
b) bei den Zeichnungen, welche den Grundriß und
die Außenansicht der Kirche wiedergeben, ist der Maß-
stab 1:500, und bei den Durchschnitten 1:250.
Den Wortlaut des Ausschreibens für Milbertshofen
lassen wir hier folgen.
Wettbewerb für eine Pfarrkirche in
Milbertshofen
In Milbertshofen bei München wird eine neue Pfarr-
kirche erbaut. Zur Erlangung von künstlerischen Entwürfen

hierzu wird von der Deutschen Gesellschaft für christ-
liche Kunst eine I d e e n - K o n k u r r e n z ausgeschrieben,
und werden die Herren Architekten zur Beteiligung an
diesem Wettbewerb eingeladen. Die näheren diesbe-
züglichen Angaben sind aus folgendem zu ersehen.
Auch ist ein Baulinienplan für Milbertshofen beigelegt.
Lage des Kirch bau platz es. Der Kirchbauplatz
liegt südlich von der alten Ortschaft Milbertshofen gegen
Riesenfeld und ist als Zentralpunkt der einen Gemeinde
Milbertshofen-Riesenfeld gedacht. Hierauf ist beim
Kirchenbau entsprechend Rücksicht zu nehmen. Für
die Kirche steht eine Baufläche von 70 m Länge und
40 m Breite zur Verfügung, die möglichst ausgenützt
werden soll. Das Terrain um die Kirche ist vollständig
eben; jedoch ist damit zu rechnen, daß die Kirche ganz
umbaut und die ganze Ortschaft späterhin auch der
Hauptstadt angegliedert wird. Gegen Süden erheben
sich als Charakteristikum vom gesamten Bild der nahen
Hauptstadt die Domtürme, die Türme von St. Benno,
St. Joseph, St. Paul und St. Ursula in Schwabing, was
besonders bei der Turmform in Betracht zu ziehen sein
dürfte. Wie der Lageplan zeigt, wird die Kirche geostet.
Zu beiden Seiten der Kirche kommen freie Plätze zu
liegen, ebenso nach vorne gegen Osten. An der Ost-
seite soll sich der Pfarrhof mit Garten anschließen.
Die auf dem Lageplan angegebene Form der Kirche ist
ganz willkürlich angenommen und in keiner Weise be-
stimmend ; im Gegenteil wird nicht so komplizierte,
sondern einfache Form, in schlichter Weise ästhetisch
wirkend, gewünscht. Die mit dem Grundriß der Kirche
korrespondierenden Ecken, wie sie die Baulinienführung
aufweist, können leicht abgeändert werden und sollen
auf die Grundrißform der Kirche keinen Einfluß aus-
üben. Für die Umgebung der Kirche lautet die bau-
polizeiliche Bestimmung: Parterre, zwei Stock und Man-
sarde. R a u m b e d a r f. Die Kirche soll für zirka
3000 Personen Platz bieten und sind dabei zirka


HEINRICH NÜTTGENS STUDIE ZUR HL. MAGDALENA
(Vgl. S. 214)
 
Annotationen