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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Schmitt, Franz Jakob: Die Kathedrale St. Stephan zu Metz in der ehemaligen Kirchenprovinz Trier
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Schmidkunz, Hans: Grosse Berliner Kunstausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0264

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232

SLW GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905 Lw

la-Ronde zu Metz hatte einen wert-
vollen Vorläufer in der ehemaligen,
frühromanischen Sechsecks - Basi-
lika des Kollegiatstiftes St. Peter
zu Wimpfen im Tale am Neckar
in der Diözese Worms, Kirchen-
provinz Mainz. Ich gebe anbei
den Grundriß des aufgehenden
Mauerwerkes, wie solches sich noch
wohlerhalten unter dem Platten-
boden der nachmaligen gotischen
kreuzförmigen Basilika befindet
und 1897 vom Architekten Eduard
Wagner und Professor Dr. Adamy-
Darmstadt aufgefunden worden ist.
Da nämlich der Mitte des 13. Jahr-
hunderts begonnene frühgotische
Neubau der St. Peters-Stiftskirche,
um der Gefahr einer Uberschwem-



GRUNDRISS

System von St. Peter in Wimpfen
war die Aachener St. Marien-Pfalz-
kapelle Kaiser Karls des Großen
ebenso Vorbild, wie beim West-
chore der Benediktinerinnen-Klo-
sterkirche St. Maria und Gertrud
zu Essen in Westfalen aus dem
10. Jahrhunderte; es entsprechen
jedem Joche ein quadratisches,
mit grätigen Kreuzgewölben über-
decktes Feld und in den Ecken
ergaben sich zwischen halbrunden
Gurtbögen Dreieckfelder, welche
dreikappige Kreuzgewölbe über-
decken. Gleich Notre-Dame-la-
Ronde in Metz wurde auf diese
Weise, bereits 200 Jahre vorher,
St. Peter zu Wimpfen in seiner Ab-
seite zum Zwölfecke, wie Aachens

mung des Neckars vorzubeugen,
iI/2m im Niveau höher als das
frühromanische Gotteshaus ange-
legt wurde, hat man sich dabei
genügt, einzig nur das alte aus
blauen Kalksteinen hergestellte
Mauerwerk oberhalb des neuen
Fußbodens abzubrechen. So kommt
es, daß nicht nur das Mauerwerk
des Fundamentes, sondern auch
die aufgehende Substanz, wie die freistehenden
sechs inneren Pfeiler und die aus drei Apsiden
bestehende geostete Choranlage in beträcht-
licher Höhe erhalten sind. Für das Gewölbe-

St. Maria zum Sechzehnecke ge-
worden ist.
Die in der Form einer gewölb-
ten Sechsecks-Basilika errichtete
Metzer Liebfrauenkirche erschien
als schönes, einheitliches Baudenk-
mal, doch dauerte sie nur wenige
Jahrzehnte in ihrer ursprünglichen
Gestalt, da man sich bereits in der
zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts,
ganz wie in Köln am Rheine, zum Neubaue
einer Kathedrale gotischen Stiles entschloß; so
mußte denn, da wie dort, die bestehende roma-
nische Domkirche untergehen. (Forts, folgt.)

d. ehema Ligen Sechsecksbasilika
St. Peter zu Wimpfen i. Tale
(mit beiden Treppentürmen).
A Vorhof; B gewölbte Vor-
halle, darüber gewölbter Em-
porenraum; C Hauptportal;
Du. E Nebenportale; F u. G
quadratische Treppentiirme
m. oberem Achtort; H u. I.
Nebeneingänge; K Hauptap-
side des Chores; L u. M Ne-
benconchen mit Altären ; Nge-
wölbter Umgang des Zentral-
baues ; O gewölbter sechsecki-
ger Mittelraum.

GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905
Von Dr. HANS SCHMIDKUNZ (Berlin-Halensee)

Während die Berliner Sezession noch an ihrem Neu-
bau (unter Architekt J au tschüs) arbeitet und ihre
Ausstellung frühestens am 20. Mai eröffnen wird, ist
die »Große« bereits seit Ostern im Gange. Der Wert
dieser alljährlichen Bilderrevue im Ausstellungspalast
am Lehrter Bahnhof liegt darin, daß sie uns in breiter
Weise mit den Kreisen bekannt macht, die seit längerem
das Berliner Kunstleben zentral beherrschen, und daß
sie außerdem einige Angliederungen von moderner Seite
her an dieses Zentrum zeigt. Diesmal tritt der histo-
rische Berliner Charakter wohl noch mehr, als bisher
hervor. Zum Teil findet sich hier eine Fortsetzung
jener Kollektion historischer Porträtkunst, über die wir
an anderer Stelle berichten. Dazu wird noch später
eine historische Landschaftsausstellung treten. In be-
lehrender Weise lassen sich sozusagen die Filiationen
verfolgen, die von den Meistern zu den Schülern gehen.
Dazu trägt auch der Umstand bei, daß die Zusammen-
fassung in Sondergruppen diesmal noch bestimmter
durchgeführt ist als sonst. Günstig wirkt dafür endlich
eine neue Ausstattung der Innenräume durch etliche
Umbauten, welche den Eindruck intimer gestalten.
Man merkt schon aus diesen unseren Versuchen,
der Ausstellung gute Seiten abzugewinnen, wie wenig
sie zunächst an zweifellos Großem bietet. Dazu kommt

noch die drückende Wirkung des Umstandes, daß allent-
halben, auch von Münchnern und Düsseldorfern, das
alte Genrestück mit seinem inhaltlichen Interesse, mit
seinen farbendruckähnlichen flachen Darstellungen usw.
wiedererweckt wird. Die Bevorzugung von Militär-
bildern bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.
In einem auffallenden Gegensätze zu diesen, nur
sehr relativ wertvollen Seiten der Ausstellung steht ihr
überraschender Wert in Bezug auf die graphischen Künste.
Nicht nur der Quantität nach, sondern auch in der
Qualität hängt hier eine Welt vor uns, der unser nach-
folgender Versuch, das Wichtigste hervorzuheben, weit-
aus nicht gerecht werden kann. Wohl erst in späterer
Zeit wird sich die Vermutung bestätigen oder zurück-
weisen lassen, daß die Fortschritte auf diesem Gebiet
auch der Malerei zugute kommen. Hat diese durch
die Moderne tüchtige Wirkungen in Farbe, Licht und
Luft auch bei konservativeren Künstlern gewonnen, so
treten nun die Schwarzweißkünste hinzu, die weit
weniger traditionell gebunden sind und trotz oder gerade
wegen ihrer Farblosigkeit oder Farbenarmut auf die
Kunst des Lichtes um so nachdrücklicher hinführen.
Sowohl die Malerei wie die Graphiken bieten jetzt
schon in der Wahl der Gegenstände viel auf, um in
dieser Richtung weiterzukommen. Das Fenster und
 
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