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HEILIGE GRÄBER DES 18. JAHRHUNDERTS ^3
die auf eine Trommel aufgemalt sind, mit
Hilfe eines Kurbelwerkes drehen lassen.
Symbole der Evangelisten, Engel mit Spruch-
bändern und ähnliches mehr fügen sich, die
Hauptidee des Sieges Christi über Tod und
Sünde begleitend, in die Komposition ein.
Im unteren Teile ist das eigentliche Grab.
Der jetzige Zustand des Aufbaues läßt er-
kennen, daß die ursprüngliche Anlage noch
andere Darstellungen als nur die Allegorien der
Kirche zuließ — wohl die Kreuzigung und die
Auferstehung.
Mehrfach finden wir aber auch bis auf den
heutigen Tag noch alte hl. Gräber, die in
den Hochbau der Altäre einbezogen sind in
der Weise, daß durch eine Maschinerie das
Altarblatt versenkt wird und in dem Rahmen
eine theaterartige Dekoration mit Kulissen,
Hintergrund, eventuell auch mit Soffitten er-
scheint, in der sich dann die wichtigsten
Momente der Leidensgeschichte Christi bildlich
abspielen. Eine der interessant!testen dieser An-
lagen fand bis vor wenig Jahren noch in der
ehemaligen Klosterkirche in Dießen Anwen-
dung und zwar wie zumeist im 18. Jahrhundert
auf dem Hochaltar. Johann Georg Bergmüller,
der im Jahre 1739 die Deckenbilder der Kloster-
kirche schuf, hat auch diese mit dem Wesen der
Deckenmalerei und Scheinarchitektur so eng
sich berührende Szene geschaffen.2) (Abb.S. 1 66.)
Auch hier wurden verschiedene Bilder aus der
Passion dargestellt und mit offenen Lichtern
und farbigen Glaskugeln beleuchtet. Der Ge-
brauch solcher auswechselbarer Altarblätter be-
standschonim 17.Jahrhundert. Sohatsichnoch
am Hochaltar der Klosterkirche in Beuerberg
von etwa 1628 die Vorrichtung zum Versenken
des Altarblattes erhalten. In dem Altarrahmen
sieht man alsdann in perspektivischer Ver-
kürzung eine Halle, deren Säulen jenen des
eigentlichen Altarbaues völlig gleich sind. Man
beschränkte sich in diesem Falle, wie dies
auch anderwärts üblich war und zum Teil
noch ist, nicht nur darauf, die hauptsächlichsten
Passionsszenen vorzuführen, sondern brachte
■auch andere auf die Feste des Kirchenjahres
bezügliche Bilder zur Aufstellung. 3)
x) Von einer ganz ähnlichen allegorischen hl. Grab-
darstellung wird uns auch in einer Chronik des Augustiner-
barfüßerklosters in Wien vom Jahre 1695 berichtet: »Das
hl. Grab repräsensierte bei uns einen Gartten, in der
Mitte stunde die geistliche Brauth, auf Romanisch ge-
kleidet hielte auf dem Armb die Passions Instrumenta
in mitte der Brust wäre ein rundes Loch durch welches
man das Sanktissimum sähe, von deme 6 schöne stralen
herfürgangen«. 1696 behandelte man an gleicher Stelle
das Gleichnis vom barmherzigen Samaritan. S. der
Kirchenschmuck, Blätter des christl. Kunstvereins der
Diözöse Seckau V (1874) S. 118.
2) Die Kunstdenkmale Bayerns I, 519.
AUSSTELLUNG DES ALBRECHT DURER-
VEREINS IN WIEN
|2)ie Ausstellung des Albrecht Dürer-Vereins
vereinigt so viel des Schönen und künstlerisch Wert-
vollen, daß man der Ausstellungsleitung (Obmann Karl
Hackstock) seine vollste Anerkennung nicht vorenthalten
kann. Wie immer in Wien, so bildet auch hier den
Hauptteil die Landschaftsmalerei. Vor allem sei Karl
P r i n 7. genannt. Seine »Alm «, eine Tempera mit Raffaelli-
stiften, sein mächtig wirkender »Gebirgsbach« (Abb. S. 161)
und das »Bauernhaus in Sparbach« sind Werke, die den
Künstler wieder in seiner ganzen Größe zeigen. Der
»Vorfrühling« von Karl Lorenz, eine Guache, fand
manch stillen Bewunderer. Emil Czech erschien
mit einem Ölgemälde »Spätsommer«, einem Aquarell
»Heiligenstädter Kirche«, vom Unterrichtsministerium
angekauft, einem niedlichen »Marterl bei Neustift«. Seine
»Päonien« und sein »Flieder« zeichnen sich durch ihre natur-
getreue feine Ausführungaus. Seine »Madonna«(Abb.S. 164)
errang das ungeteilte Lob bei Kritik und Publikum. Wenn
diese Madonna auch etwas von dem bisher Gebräuch-
lichen abweicht, so bleibt dennoch die Wirkung un-
geschmälert. Viel trägt wohl der Rahmen bei, der ein-
fach und bescheiden die Gesamtwirkung des Bildes nur
erhöht. In seinem »Glasbläser« sucht Hans Götzinger
durch Detailmalerei den Eindruck zu erhöhen, Galerie-
direktor August Schäffer, der als Alter sich der
neuen Richtung anschloß, will in »Heranziehendes
Gewitter« das Auge fesseln. Treffliche Aktstudien bietet
Eduard Büchler mit seiner »Trunkenen Bacchantin .
Auch als Porträtmaler leistet er Anerkennungswertes, so
das »Porträt des Schriftstellers Karl Gründorf« (Abb S 162).
Freiherr Ehrmanns zum S chlugg zeigt feine, ab-
getönte Stimmung in seinen Winterlandschalten »Wald-
interieur« und »Winterstimmung« (Abb. S. 169). Die Por-
trätmalerin Ernestine Loh wag erscheint mit einem
Ölgemälde »Trüber Tag«. Theodor Zajaskowski
(»Aus dem Hundezirkus«), Melanie Albrecht, Anton
Hlavacek (»Innerhalb der Klostermauern«, Rötelzeich-
nung), Karl Lorenz, Hans Stadler, Porzellanmaler,
Kamilla Gobi (»Am Bach«, Pastellgemälde), Otto
Pfeifer, Alfred Jirasek (»Haus in Lovrano«),
Rudolf Vodicka mit seinem »Herbstabend« bringen
wohl recht gute Sachen, vor denen man gerne verweilt.
Von Skulpturen und Plastiken ist recht wenig, aber
äußerst Gutes zu sehen. Vor allem erwähne ich die
Kolossalgruppe zum »Peter R. von Tunnerdenkmal«
des Bildhauers Karl Hackstock. So wuchtig dieses
auch aussieht, so ist die Ausführung desto feiner. Bei
seinen Zeitgenossen — Tunner war der Reformator
der Bergakademie in Leoben — erregt die geradezu
sprechende Ähnlichkeit der Büste mit dem charakteristi-
schen Kopfneigen Bewunderung. Der Hüttenarbeiter
und der junge Akademiker sind Hackstock trefflich ge-
lungen. E r n s t J u c h j u n i o r mit seinen beiden »Bauern-
studien« zeigt von ehrlichem Streben. Franz Zelezny
läßt wieder in seinen Holzbüsten »Mutter« (mit einem
gut wirkenden Sockel) und »Alter Mann« den großen
Künstler erkennen. Leopold Duschek erschien mit
einer äußerst fein getriebenen Plakette »Kinderporträt«
und einer Gußplakette »Christus«. Erwähnt seien noch
die Terrakottagruppe »Spielende Bären« und die Marmor-
statuette »Alpenrosen« von Anton Maschik.
3) Noch jetzt werden vorgeführt: Mariä Verkündigung,
Christus am Ölberg, das hl. Grab, die Auferstehung-
Christi, die Himmelfahrt Christi und die Sendung des
hl. Geistes. Gütigen Hinweis verdanke ich Herrn Curat
Dr. Richard Hoffmann.
Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christl. Kunst, G. m. b. H.
Druck von Alphons Brucjjmann. — Sämtliche in München.
HEILIGE GRÄBER DES 18. JAHRHUNDERTS ^3
die auf eine Trommel aufgemalt sind, mit
Hilfe eines Kurbelwerkes drehen lassen.
Symbole der Evangelisten, Engel mit Spruch-
bändern und ähnliches mehr fügen sich, die
Hauptidee des Sieges Christi über Tod und
Sünde begleitend, in die Komposition ein.
Im unteren Teile ist das eigentliche Grab.
Der jetzige Zustand des Aufbaues läßt er-
kennen, daß die ursprüngliche Anlage noch
andere Darstellungen als nur die Allegorien der
Kirche zuließ — wohl die Kreuzigung und die
Auferstehung.
Mehrfach finden wir aber auch bis auf den
heutigen Tag noch alte hl. Gräber, die in
den Hochbau der Altäre einbezogen sind in
der Weise, daß durch eine Maschinerie das
Altarblatt versenkt wird und in dem Rahmen
eine theaterartige Dekoration mit Kulissen,
Hintergrund, eventuell auch mit Soffitten er-
scheint, in der sich dann die wichtigsten
Momente der Leidensgeschichte Christi bildlich
abspielen. Eine der interessant!testen dieser An-
lagen fand bis vor wenig Jahren noch in der
ehemaligen Klosterkirche in Dießen Anwen-
dung und zwar wie zumeist im 18. Jahrhundert
auf dem Hochaltar. Johann Georg Bergmüller,
der im Jahre 1739 die Deckenbilder der Kloster-
kirche schuf, hat auch diese mit dem Wesen der
Deckenmalerei und Scheinarchitektur so eng
sich berührende Szene geschaffen.2) (Abb.S. 1 66.)
Auch hier wurden verschiedene Bilder aus der
Passion dargestellt und mit offenen Lichtern
und farbigen Glaskugeln beleuchtet. Der Ge-
brauch solcher auswechselbarer Altarblätter be-
standschonim 17.Jahrhundert. Sohatsichnoch
am Hochaltar der Klosterkirche in Beuerberg
von etwa 1628 die Vorrichtung zum Versenken
des Altarblattes erhalten. In dem Altarrahmen
sieht man alsdann in perspektivischer Ver-
kürzung eine Halle, deren Säulen jenen des
eigentlichen Altarbaues völlig gleich sind. Man
beschränkte sich in diesem Falle, wie dies
auch anderwärts üblich war und zum Teil
noch ist, nicht nur darauf, die hauptsächlichsten
Passionsszenen vorzuführen, sondern brachte
■auch andere auf die Feste des Kirchenjahres
bezügliche Bilder zur Aufstellung. 3)
x) Von einer ganz ähnlichen allegorischen hl. Grab-
darstellung wird uns auch in einer Chronik des Augustiner-
barfüßerklosters in Wien vom Jahre 1695 berichtet: »Das
hl. Grab repräsensierte bei uns einen Gartten, in der
Mitte stunde die geistliche Brauth, auf Romanisch ge-
kleidet hielte auf dem Armb die Passions Instrumenta
in mitte der Brust wäre ein rundes Loch durch welches
man das Sanktissimum sähe, von deme 6 schöne stralen
herfürgangen«. 1696 behandelte man an gleicher Stelle
das Gleichnis vom barmherzigen Samaritan. S. der
Kirchenschmuck, Blätter des christl. Kunstvereins der
Diözöse Seckau V (1874) S. 118.
2) Die Kunstdenkmale Bayerns I, 519.
AUSSTELLUNG DES ALBRECHT DURER-
VEREINS IN WIEN
|2)ie Ausstellung des Albrecht Dürer-Vereins
vereinigt so viel des Schönen und künstlerisch Wert-
vollen, daß man der Ausstellungsleitung (Obmann Karl
Hackstock) seine vollste Anerkennung nicht vorenthalten
kann. Wie immer in Wien, so bildet auch hier den
Hauptteil die Landschaftsmalerei. Vor allem sei Karl
P r i n 7. genannt. Seine »Alm «, eine Tempera mit Raffaelli-
stiften, sein mächtig wirkender »Gebirgsbach« (Abb. S. 161)
und das »Bauernhaus in Sparbach« sind Werke, die den
Künstler wieder in seiner ganzen Größe zeigen. Der
»Vorfrühling« von Karl Lorenz, eine Guache, fand
manch stillen Bewunderer. Emil Czech erschien
mit einem Ölgemälde »Spätsommer«, einem Aquarell
»Heiligenstädter Kirche«, vom Unterrichtsministerium
angekauft, einem niedlichen »Marterl bei Neustift«. Seine
»Päonien« und sein »Flieder« zeichnen sich durch ihre natur-
getreue feine Ausführungaus. Seine »Madonna«(Abb.S. 164)
errang das ungeteilte Lob bei Kritik und Publikum. Wenn
diese Madonna auch etwas von dem bisher Gebräuch-
lichen abweicht, so bleibt dennoch die Wirkung un-
geschmälert. Viel trägt wohl der Rahmen bei, der ein-
fach und bescheiden die Gesamtwirkung des Bildes nur
erhöht. In seinem »Glasbläser« sucht Hans Götzinger
durch Detailmalerei den Eindruck zu erhöhen, Galerie-
direktor August Schäffer, der als Alter sich der
neuen Richtung anschloß, will in »Heranziehendes
Gewitter« das Auge fesseln. Treffliche Aktstudien bietet
Eduard Büchler mit seiner »Trunkenen Bacchantin .
Auch als Porträtmaler leistet er Anerkennungswertes, so
das »Porträt des Schriftstellers Karl Gründorf« (Abb S 162).
Freiherr Ehrmanns zum S chlugg zeigt feine, ab-
getönte Stimmung in seinen Winterlandschalten »Wald-
interieur« und »Winterstimmung« (Abb. S. 169). Die Por-
trätmalerin Ernestine Loh wag erscheint mit einem
Ölgemälde »Trüber Tag«. Theodor Zajaskowski
(»Aus dem Hundezirkus«), Melanie Albrecht, Anton
Hlavacek (»Innerhalb der Klostermauern«, Rötelzeich-
nung), Karl Lorenz, Hans Stadler, Porzellanmaler,
Kamilla Gobi (»Am Bach«, Pastellgemälde), Otto
Pfeifer, Alfred Jirasek (»Haus in Lovrano«),
Rudolf Vodicka mit seinem »Herbstabend« bringen
wohl recht gute Sachen, vor denen man gerne verweilt.
Von Skulpturen und Plastiken ist recht wenig, aber
äußerst Gutes zu sehen. Vor allem erwähne ich die
Kolossalgruppe zum »Peter R. von Tunnerdenkmal«
des Bildhauers Karl Hackstock. So wuchtig dieses
auch aussieht, so ist die Ausführung desto feiner. Bei
seinen Zeitgenossen — Tunner war der Reformator
der Bergakademie in Leoben — erregt die geradezu
sprechende Ähnlichkeit der Büste mit dem charakteristi-
schen Kopfneigen Bewunderung. Der Hüttenarbeiter
und der junge Akademiker sind Hackstock trefflich ge-
lungen. E r n s t J u c h j u n i o r mit seinen beiden »Bauern-
studien« zeigt von ehrlichem Streben. Franz Zelezny
läßt wieder in seinen Holzbüsten »Mutter« (mit einem
gut wirkenden Sockel) und »Alter Mann« den großen
Künstler erkennen. Leopold Duschek erschien mit
einer äußerst fein getriebenen Plakette »Kinderporträt«
und einer Gußplakette »Christus«. Erwähnt seien noch
die Terrakottagruppe »Spielende Bären« und die Marmor-
statuette »Alpenrosen« von Anton Maschik.
3) Noch jetzt werden vorgeführt: Mariä Verkündigung,
Christus am Ölberg, das hl. Grab, die Auferstehung-
Christi, die Himmelfahrt Christi und die Sendung des
hl. Geistes. Gütigen Hinweis verdanke ich Herrn Curat
Dr. Richard Hoffmann.
Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christl. Kunst, G. m. b. H.
Druck von Alphons Brucjjmann. — Sämtliche in München.