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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Hofmann, Friedrich Hermann: Die Donatoren auf Dürers Paumgartner-Altar
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0235

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©W DIE DONATOREN AUF DURERS PAUMGARTNER-ALTAR

205

DIE DONATOREN
AUF DURERS PAUMGARTNER-ALTAR
Von FRIEDRICH H. HOFMANN
(Schluß)

Vergleichen wir nun diesen durch historische
Untersuchungen gewonnenen Stammbaum
mit dem, den wir aus dem Bilde heraus,
aus der Anordnung der Votanten und der
Blasonnierung der Wappen aufstellen konnten,
so ergibt sich sofort die erfreulichste Über-
einstimmung. (Abb. Heft 8, S. 170 und 173.)
Die Hauptperson ist also Martin Paum-
gartner, der alte Herr mit der altmodischen
Frisur. Die vor diesem knienden Männer sind
seine Söhne Stephan und Lukas. Gegenüber
seine Frau Barbara, eine gebo-
rene Volckamerin, und ihre
beiden Töchter, die unverhei-
ratete, ältere Maria und die
jüngere Barbara, deren Gemahl
Hans Reich damals schon ge-
storben war.
Es kann hier nicht unsere
Aufgabe sein, die Schicksale
dieser Mitglieder der Familie
Paumgartner im einzelnen zu
verfolgen und die Stellung der-
selben in der Geschichte der
Reichsstadt Nürnberg eingehen-
der zu erörtern. Deshalb nur
einige wenige Bemerkungen
über die äußeren Lebensschicksale dieser Per-
sönlichkeiten !
Martin Paumgartner, der Sohn des Konrad
Paumgartner (71464) und der Klara Zennerin
(1449), war seit Montag vor St. Katharinatag
(20. November)1) 1458 mit Barbara Volckame-
rin verheiratet.2)
Nach Würfel3) hatte sein Totenschild in
der Klosterkirche St. Katharina die Umschrift:
,,1478 den nehsten nach St. Sebaldstag starb
der Erb. Martin Paumgartner“. Der Wochen-
tag ist hier versehentlich ausgelassen; es ist
Pfincztag d. i. Donnerstag zu ergänzen,4) so
daß sich also der 20. August 1478 ergibt.
x) Nach anderen Angaben fand die Hochzeit am
22. August 1458 statt.
2) Biedermann, tab. DXXXII.
3) Würfel-Hirsch, Diptychorum ecclesiarum No-
rimbergensium succincta enucleatio, d. i. Ausführliche
Beschreibung aller und jeder Kirchen, Klöster, Capellen
etc., Nürnberg 1766, S. 350.
4) Gütige Mitteilung des kgl. Kreisarchivs Nürnberg.
Der Totenschild befindet sich jetzt in St. Sebald in Nürn-
berg.

Martins Gemahlin Barbara war die Tochter
des Georg Volckamer (71436) und seiner
ihm am 20. Mai 1430 angetrauten Gemahlin
Katharina, geb. Münzmeisterin. Barbara hei-
ratete nach dem Tode ihres ersten Gemahls
im Jahre 1480 Herrn Hans Schönbach;5) sie
starb am 5. Oktober 1494. Diese Barbara
war eine Enkelin des Peter Volckamer, der
durch seine prächtige Stiftung, das sogenannte
Volckamerfenster in St. Lorenz in Nürnberg,
bekannt geworden ist.* 6 *)
Ihre »Gedächtnis-Inschrift« in
St. Katharina lautete: »Darnach
in 1494 Jahr den nehsten Tag
nach S. Franciscustag starb sein
Haußfrau die Erb. Frau Barb.
Hans Sehenvachin den g. g.«7)
Martins ältester Sohn Stephan,
im Jahre 1462 geboren, heiratete
am 2. September 1506 Cordula
Wilandin, Jakob Wilands Toch-
ter,8 *) aus welcher Ehe zwei
Söhne Stephan d. J. und Lu-
kas d. J. und drei Töchter, Cor-
dula, Apollonia und Helena, her-
vorgingen. Stephan gehörte zu
den angesehensten Patriziern
derStadt Nürnberg; er erhielt sogar mit Georg
Ketzel, obgleich »nur ein Kaufmann«, von
König Maximilian ausdrücklich das Recht, Samt
zu tragen, 9) eine Vergünstigung, die bei der
strengen Kleiderordnung der Reichsstadt einen
gewaltigen Vorzug bedeutete. 1507 wurde er
Ratsmitglied;10) von 1504 bis 1517 war erNürn-
bergischer Pfleger zu Reicheneck11). 1514 ist
er außerdem Stadtrichter zu Nürnberg.12)

5) Biedermann, tab. DXXXII.
6) Abb. u. a. bei Ree, Nürnberg; Berühmte Kunst-
stätten, Bd. 5, S. 148.
7) Würfel-Hirsch, S. 351. Vgl. auch Chroniken
der deutschen Städte. Allgemeine Deutsche Biographie
8) Gütige Mitteilung des kgl. Kreisarchivs Nürnberg.
9) Roth, Geschichte des Nürnbergischen Handels,
I, 132.
10) Nürnberger Geschlechterbuch in der Bibliothek
des Bayer. Nationalmuseums, M. S. Nr. 538, fol.
“) Otter, Historische Nachrichten von den Schenken
zu Reicheneck; Wöchentliche historische Wappenbelusti-
gungen, VI. Stück, 1764, S. 14.
I2) Wille, Die deutschen Pfälzer Handschriften des
16. u 17. Jahrhunderts der Universitäts-Bibliothek zu
Heidelberg etc., Heidelberg 1905, S. 116.

WAPPEN DES DR. GASTGEB
IN NÜRNBERG
 
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