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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Fürst, Max: Die gesellschaftliche und soziale Stellung der Künstler in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 3
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Schmidkunz, Hans: Die große Berliner Kunstausstellung 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0109

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KÜNSTLER IN IHRER GESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG

89

Piombo erhielt, ein Amt, welches ihn ledig-
lich verpflichtete, die päpstlichen Bullen mit
dem Bleisiegel zu versehen, wofür ihm ein jähr-
liches Nebengehalt von 500 Skudi (2500 Lire)
zufiel. In Venedig besaßen Giov. Bellini und
Tizian ähnlich einträgliche Ehrenämter. Daß

besonders letzterer es verstand, die Strahlen
des Glückes nach allen Seiten auszunützen,
ist bekannt; hatte er doch einen Herrscher
zum Gönner, in dessen Reich die Sonne
nicht unterging.
(Schluß folgt.)

KOLMSPERGER ENTWURF ZU EINEM DECKENGEMÄLDE


Ausstellung in Regensburg 1904 (’vgl. Beil.)

DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1904
Von Dr. HANS SCHMIDKUNZ (Berlin-Halensee)

Seit langem fühlen in Berlin Freunde städtischer Schön-
heiten ein stilles Grauen, wenn sie an die wüste
Gegend am Lehrter Bahnhof, an die Lehrter Wüste, auch
nur denken. Die jährlichen großen Kunstausstellungen,
die in dieser Gegend stattfinden, sind im großen Ganzen
dazu geeignet, das Grauen noch zu vergrößern. Die
sogenannte Bilderwüste am Lehrter Bahnhof ist die
offizielle Ablagerungsstätte für all das, was in älteren
Gleisen einherfährt, und wird in dem Eindruck, den
sie dadurch macht, noch unterstützt durch die Riesen-
massen, die dabei zum Vorschein kommen. Diesmal
waren es, wenn wir recht sehen, im ganzen 2275 aus-
gestellte Stücke, beinahe zehnmal so viel wie in der
gleichzeitigen Sezession.
Es würde nun ungerecht sein, diesen Gesamtcharakter
der Ausstellung auch für alles einzelne darin geltend zu
machen. Denn gerade ein so großer Rahmen bietet
die Gelegenheit zur Ausstellung von manchem dar,
was weder der einen noch der anderen Richtung folgt,
sondern vielleicht selber Richtung ist. Keinesfalls aber
tritt die Ausstellung so verhältnismäßig geschlossen auf,

wie es die Sezession tut. Es wird uns deshalb auch
kaum möglich sein, unseren Bericht so in typischen
Linien zu gruppieren, wie wir es mit dem über die
Sezession getan haben. Jene großen Massen bauen sich
in keinen festen Gestaltungen auf, und wir können die
immanenten Verschiedenheiten der ausgestellten Werke
wohl nur dadurch nachzeichnen, daß wir das Schwer-
gewicht auf eine enge Auswahl und auf die nach unserer
Meinung gerechteste Reihenfolge der vorzuführenden
Werke legen.
Ungefähr die Hälfte aller vorhandenen Nummern
gehört der ersten Gruppe, der Malerei. Suchen wir
uns hier vor allem die Gemälde heraus, die man in
etwas weitem Sinn des Wortes religiös nennen kann,
so tritt sofort als ein im engsten Sinn des Wortes wahr-
haft religiöser Maler, der längst als solcher bekannte
Stein hausen (Frankfurt a. Main) hervor. Seine »Berg-
predigt«, ein Zyklus von fünf Aquarellen nach den in
der Aula des Kaiser Friedrich-Gymnasiums ausgeführten
Wandbildern ist seiner Stelle in der zukünftigen Kunst-
geschichte sicher. Hier spürt man deutlich den Charakter

Die christliche Kunst I. 4.
 
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