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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Lasser, Moritz Otto von: Das Ölbild als Wandschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0116

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srw DAS ÖLBILD ALS WANDSCHMUCK ^3

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denken. Sie, diese Malerei ist langsam ge-
worden, langsam heran reift ein feines, vor-
nehmes Werk, eine lange Kulturarbeit um-
schließt den Rahmen des künstlerischen Ge-
mäldes. Deshalb gehe man mit solchen
Schätzen sparsam um . . . Das Gold ge-
wönne nicht an Wert, verstreute man es
achtlos, Altäre dürfen nichts Alltägliches sein,
Kostbarkeiten nichts Gewöhnliches.
Wir fassen nochmals zusammen: Das Öl-
gemälde sei nicht in jedem Raume anzutreffen.
Es ist als überaus wertvoller Schmuck zu
betrachten. Es trage deshalb stets die Hand-
schrift eines ernst zu nehmenden Künstlers.
Und es werde sparsam mit ihm umgegangen.
Meine Ausführungen sind das Resultat des
Nachdenkens und auch eines der Anschau-
ung. Möglich, daß sich jemand an dem
Wort »Schmuck« stößt. Allein ich meine,
zum Schmuck kann auch ein gutes Porträt,
eine Landschaft, ein Stilleben, die Schilderung
einer Werkstatt werden; die große Natur ist
ja immer schön und voll tiefen Reizes . . .

Nun handelt es sich noch darum, welchen
Rahmen wir einem solchen Ausblick in die
Natur, einem guten Bilde geben sollen. Wir
gestehen aufrichtig: kein Rahmen ist uns der
liebste, wenn es die Beschaffenheit der Wand
und der Charakter des Bildes zuläßt. In
keinem Falle möchten wir ihn eine eigene
Rolle spielen sehen. Dies leitet zum Vor-
gehen der Architekten Gebrüder Rank in
München über; sie haben in ihrem für die
Weltausstellung in St. Louis bestimmten Reprä-
sentationsraum einfach das Porträt des Prinz-
regenten der grauen Ahornwand ein gefügt,
ohne besonders stark die Umrahmung zu
markieren. Die Bilder in der Wand einzu-
lassen, dies scheint auch uns am besten, wenn
es sich um einigermaßen umfangreichere und
an sich dekorativ wirkende Gemälde handelt.
Kleine, delikate Perlen der Malerei bedürfen
jedoch einer bescheidenen Fassung durch
einen schlichten Rahmen. Wer wirklich künst-
lerisch empfindet, wird uns recht geben.
Moriz Otto Baron Lasser

Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christl. Kunst, G. m. b. H.
Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtliche in München.
 
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