Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0024
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Heft 1
DOI Artikel:Braun, Edmund Wilhelm: Kleine Beiträge zur Geschichte der deutschen Fayencefabriken im 18. Jahrhundert
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KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN FAYENCEFABRIKEN
Äbb. 12 Mufeum in Salzburg
Fabrik. Sehr notwendig wären Nachforfchungen im Memminger Stadtarchiv und den
dortigen Kirchenbüchern, um Auffchluß über die Malernamen zu erhalten. Was uns
Zais an folchen nennt, ift äußerft lückenhaft. So fehlt z. B. in feiner Lifte der Maler
J. M. Franz, von dem es eine Reihe bezeichneter Künersberger Stücke gibt (eines ift
1756 datiert), auch andere der Malerfignaturen laffen fich bis jeljt nicht identifizieren.
Schon in der erften Zeit der Künersberger Fabrik zeichnet fich diefelbe durch tüchtige
Maler aus und fei diesbezüglich auf den von Rafpe (Kunft und Kunfthandwerk 1908,
S. 164) abgebildeten Krug mit einem Tierftück aus dem Jahre 1745 verwiefen. Be-
fonders gut war fchon zu Beginn der fünfziger Jahre die ftark glänzende, milchweiße,
vortreffliche Glafur, auf der fich hauptfächlich die kräftig blauen dekorativen Male-
reien im Rouengenre recht wirkungsvoll abheben.
Ich möchte hier aus der ftattlichen Anzahl der mir bekannten Künersberger Fayencen
zwei herausheben, die durch ihre Signatur, Form und Malerei fich als befonders fein
und forgfältig ausgeführte Einzelarbeiten erweifen. Zunächft find dies zwei ca. 50 cm
hohe identifche Vafen (Abb. 13) mit zwei Henkeln und reichem Reliefdekor, der auf
dem Fuß als Blumenranke erfcheint, während er auf der Laibung zwei reiche Rocaill-
felder bildet, welche figurale Chinoiferien in Blaumalerei einfchließen, wie überhaupt
der ganze malerifche Dekor nur blau ift. Die Vafen find für füddeutfche Fayence-
arbeiten aus der Zeit um 1750 bemerkenswert zierlich, genau und forgfältig boffiert,
auch die Maskarons und Engelsköpfchen unter den Henkeln und im Scheitel der Ro-
caillekartufchen wirken recht hübfch. Die beiden Vafen gehören S. D. dem Fürften
Franz Jofeph von Auersperg und ftehen auf deffen Schloß Slatinan bei Chrudim in
Böhmen. Das abgebildete Exemplar trägt die Signatur Künersberg Sp.; daß die
zweite Vafe diefelbe Bezeichnung trägt, ift wohl anzunehmen, aber nicht zu konftatieren,
weil der Fuß mit Gips ausgegoffen ift. Als Maler ift daher mit Sicherheit der
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Äbb. 12 Mufeum in Salzburg
Fabrik. Sehr notwendig wären Nachforfchungen im Memminger Stadtarchiv und den
dortigen Kirchenbüchern, um Auffchluß über die Malernamen zu erhalten. Was uns
Zais an folchen nennt, ift äußerft lückenhaft. So fehlt z. B. in feiner Lifte der Maler
J. M. Franz, von dem es eine Reihe bezeichneter Künersberger Stücke gibt (eines ift
1756 datiert), auch andere der Malerfignaturen laffen fich bis jeljt nicht identifizieren.
Schon in der erften Zeit der Künersberger Fabrik zeichnet fich diefelbe durch tüchtige
Maler aus und fei diesbezüglich auf den von Rafpe (Kunft und Kunfthandwerk 1908,
S. 164) abgebildeten Krug mit einem Tierftück aus dem Jahre 1745 verwiefen. Be-
fonders gut war fchon zu Beginn der fünfziger Jahre die ftark glänzende, milchweiße,
vortreffliche Glafur, auf der fich hauptfächlich die kräftig blauen dekorativen Male-
reien im Rouengenre recht wirkungsvoll abheben.
Ich möchte hier aus der ftattlichen Anzahl der mir bekannten Künersberger Fayencen
zwei herausheben, die durch ihre Signatur, Form und Malerei fich als befonders fein
und forgfältig ausgeführte Einzelarbeiten erweifen. Zunächft find dies zwei ca. 50 cm
hohe identifche Vafen (Abb. 13) mit zwei Henkeln und reichem Reliefdekor, der auf
dem Fuß als Blumenranke erfcheint, während er auf der Laibung zwei reiche Rocaill-
felder bildet, welche figurale Chinoiferien in Blaumalerei einfchließen, wie überhaupt
der ganze malerifche Dekor nur blau ift. Die Vafen find für füddeutfche Fayence-
arbeiten aus der Zeit um 1750 bemerkenswert zierlich, genau und forgfältig boffiert,
auch die Maskarons und Engelsköpfchen unter den Henkeln und im Scheitel der Ro-
caillekartufchen wirken recht hübfch. Die beiden Vafen gehören S. D. dem Fürften
Franz Jofeph von Auersperg und ftehen auf deffen Schloß Slatinan bei Chrudim in
Böhmen. Das abgebildete Exemplar trägt die Signatur Künersberg Sp.; daß die
zweite Vafe diefelbe Bezeichnung trägt, ift wohl anzunehmen, aber nicht zu konftatieren,
weil der Fuß mit Gips ausgegoffen ift. Als Maler ift daher mit Sicherheit der
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