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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

DOI Heft:
Heft 19/20
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Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0365

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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMHILGLÄSER

Mit 43 Abbildungen Von ERNST ZEH

Uber die fränkifchen Emailgläfer wurde fchon wiederholt gefchrieben. So brachte
Dr. Albin Schmidt in [einem Auffaß über die Perlen- und Glasfabrikation im Fichtel-
gebirge in der Bagrifchen Gewerbezeitung 1894 ein reiches und wertvolles Material
zufammen; auch Leift hat in [einer Studie „Die Fichtelberger Glä[er“ in der Zeit[chri[t
Kun[t und Gewerbe 1873 einen Beitrag zu die[em Thema geliefert. Was aber die[en
Vorarbeiten fehlte, war eine ftilkritifche Unterfuchung der oberfränkifchen Emailgläfer-
gruppe, die nicht [o ohne weiteres feft umriffen in der Gefamtheit der emaillierten
Gläfer überhaupt dafteht. Gibt es doch auch böhmifche, [chlefifche, thüringifche, heffi-
[che, [ächfifche und brandenburgifche Emailgläfer! Die Trennung diefer Gläfer, die
alle untereinander ftiliftifch und technifch verwandt find, hat zum erftenmal Dr. Robert
Schmidt in feinem vortrefflichen Handbuch gegeben.1 Ich ftüße mich daher in den
folgenden Unterfuchungen in mancher Hinficht auf die Vorarbeit R. Schmidts, möchte
aber das dort bereits gefammelte Material bereichern und erweitern.

In der „Curieufen Kunft- und Werck-Schul“ vom Jahre 1696 wird über die Fichtel-
berger Gläfer folgendes gefchrieben:

„Auf Fichtelberger Art das Glaß mit allerhand Farben zu mahlen, auch zu ver-
gulden und zu verfilbern.

Nimm einen guten Theil Lein Saamen / zerftoffe ihn gröblichft und thue folchen
in ein länglichtes Säcklein von Cannefas / thue es 4 oder 5 Tage in Regen Waffer /
aber alle Tage frifch Waffer darauf gegeben / als dann preffe die Materie auf das
ftärkfte aus / fo wirft du ein zähes Wefen wie einen Leim überkommen / mit folchem
reibe deine Farben nach Belieben ab wie es fonften gebräuchlich / damit zeichne oder
marquire auf das Glaß nach
Belieben / und bringe es fo
gradatim in die Hiße. Will
man aber das Glaß vergul-
den / fo überftreicht man das
Glaß nur allein mit dem
Leim / fo er etwas erkaltet /
fo weit man das Glaß gül-
den will trägt man das Gold
darauf / und bringet es alfo
ins Feuer. Mit dem Silber
verfahret man auch ebenfo."

Diefe Stelle gibt uns das
Recht von „Fichtelberger Glä-
fern“ zu fprechen. Da aber
der Name Fichtelberg im 17.
und 18. Jahrhundert fozu-

1 R. Schmidt, Das Glas.
Handbücher der Königl. Mufeen
zu Berlin 1912. Ich möchte hier
noch einmal auf diefes ausge-
zeichnete und billige Buch mit
Teinem erftaunlich reichen Inhalt
hinweifen.

Abb. 1. Humpen von 1683 und Stengelglas von 1737
auf der Fefte Koburg

Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 19/20

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