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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 11/12
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PERSONALIEN o VERMISCHTES o LITERATUR

MÜNCHEN In den leßten Kämpfen fand als
Leutnant und Kompagnieführer Albert Weiß-
gerber den Heldentod, und damit verliert die
jüngere Künftlergeneration einen ihrer begab-
teren Vertreter, der auch fchon feit einiger Zeit
von den Sammlungen moderner Kunft für mu-
feumsfähig befunden wurde. In München hat
er pch außerdem organifatorifch bedeutende Ver-
diente erworben. Die Gründung der Neuen
Münchner Sezeffion, die dem Münchner Kunft-
leben neue Kraft zuführte, ift wefentlich fein
Werk gewefen.

PÄRIS Dem Vernehmen nach foll Andre
Derain in den lebten Kämpfen gefallen fein.

WIEN Der Sekretär des öfterreichifchen ar-
chäologifchenInftitutes, Dr.CamilloPrafchniker,
wurde zum Privatdozenten für klaffifche Archäo-
logie an der philofophifchen Fakultät der hie-
figen Univerfität ernannt.

* *

*

Hier ftarb kürzlich der bekannte Jagd- und
Tiermaler Franz von Paufinger im 77.Lebens-
jahre. — Hier ftarb ferner (an den Folgen ihrer
aufopfernden Tätigkeit im Dienfte des Roten
Kreuzes) die Bildhauerin Nora von Zumbufch,
deren vielverfprechende Begabung zuletzt in einer
Kollektivausftellung der Galerie Miethke hervor-
getreten war. * * K. R.

*

Dr. Alfred von Wurzbach, Ritter von Tannen-
berg, der Verfaffer des „Niederländifchen Künft-
lerlexikons“, ift im Alter von 69 Jahren geftorben.

VERMISCHTES

GESTOHLENE KUNSTSÄCHEN

Auf nicht aufgeklärte Weife ift von einer der
Kompagniekammern in der Kaferne des I. Garde-
Regiments zu Fuß in Berlin die zum Schellen-
baum 1. Garnitur gehörige fogenannte Mahomet-
fahne abhanden gekommen, ein in Silberftickerei
gehaltenes Stück von befonderem Wert. Die
Fahne mißt etwa 38 bei 32 cm und zeigt auf
der Vorderfeite einen heraldifchen Adler, deffen
Kopf mit der Krone geziert ift. In der rechten
Klaue trägt er ein Schwert, in der linken ein
Bündel mit Blitzen. Rechts und links von ihm
beßnden [ich zwei Wappenfchilder, unter ihnen
ein Band mit Eichenlaub mit der Infchrift „Erftes
Garderegiment zu Fuß“. Die Rückfeite zeigt ein
verfchlungenes W. R., umgeben von Eichenlaub
und darüber eine Krone. Vor dem Ankauf wird
gewarnt.

In München wurde am 25. April 1915 im
Kgl. Schlöffe Schleißheim der Deckel einer chinefi-

fchen Vafe geftohlen. Der Durchmeffer des
Deckels, deffen Knopf abgebrochen ift, beträgt
191/2 cm, die Höhe 9 cm, die Farben find blau,
braun, fchwarz, gold, weiß. Mitteilungen er-
bittet die Kgl. Polizeidirektion München, Zim-
mer 244/11.

LITERÄTUR

DIE MEISSNER PORZELLANGRUPPEN DER
KAISERIN KATHARINA II. IN ORANIENBAUM.
Von Karl Berling, unter Mitarbeit von A. von
Kau 11. — 55 Seiten Text und 33 Tafeln in
Lichtdruck. Dresden 1914.

Karl Berling, dem verdienftvollen Biographen
der Meißner Manufaktur, ift es im Herbft 1913,
gelegentlich der Tagung des Verbandes der
Mufeumsdirektoren in Petersburg, gelungen, den
Verbleib eines umfangreichen Porzellanwerkes
zu ermitteln, das in den Jahren 1772—74 auf
Beftellung der Kaiferin Katharina II. in Meißen
ausgeführt worden war. Die Erlaubnis zur
Veröffentlichung wurde von dem jetzigen Be-
fißer, dem Herzog Karl Michael von Mecklen-
burg, bereitwillig erteilt.

Auf 33 Lichtdrucktafeln wird das aus 40 farbig
bemalten allegorifchen und mythologifchen Grup-
pen begehende Porzellanwerk vorgeführt, das
bis auf vier Gruppen vollftändig und in tadel-
lofem Zuftand im Schloß Oranienbaum erhalten
ift. Statt der vier fehlenden Gruppen find Auf-
nahmen nach Neuausformungen wiedergegeben
worden. Berling wurde bei der Herausgabe
durch den an der Eremitage in Petersburg
tätigen Baron A. von Kaull unterftüßt, der für
die photographifchen Aufnahmen forgte und die
Farbenbefchreibung der Gruppen übernahm.

Das Programm für das gefamte Porzellanwerk
ftellte Händler auf., Er felbft modellierte 18 von
den 40 Gruppen, die übrigen Modelle fchuf der
im Jahre 1765 aus Paris verfchriebene Michel
Victor Acier.

Ähnlich wie der große Berliner Deffertauffaß,
den Friedrich der Große der ruffifchen Kaiferin
im Jahre 1772 zum Gefchenk machte, fteht auch
das Meißner Porzellanwerk in Beziehung zu
der hohen Beftellerin, der Kaiferin Katharina;
es foll ihre Herrfchertugenden, ihre im Krieg
und Frieden errungenen Erfolge verherrlichen.
Im Gegen faß zu dem Berliner Deffertauffaß
überwiegt hier das Mythologifch-Allegorifche.
Die Götter und Halbgötter des Olymp vereinigen
fich gewiffermaßen zu einer Huldigung. Zur
Erkläruung diefer Allegorien muß man freilich
die Meißner Modellbücher heranziehen, in denen
Händler genaue Aufzeichnungen über feine Är-

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