AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE
freund, Friß Schider, Buri den erften Unterricht
genoß. Es ift dazu noch Hodlers Einfluß zu
werten, doch darf er nicht überfchäßt werden;
Buris ausgefprochene malerifche Kultur ift boden-
ftändig, alemannifch, in franzöfifcher Schulung
gefeftigt und von fo ftarken Elementen durch-
drungen, die mit Hodler nichts gemein haben,
daß man das ewig wiederholte Wort von der
Gefolgfchaft Hodlers einmal beifeite laffen dürfte.
Buris charaktervollfte Leitungen find auch kolo-
riftifch die gediegenften Schöpfungen, die viel
mehr aus der Farbe als aus der Zeichnung
empfunden und entftanden find. Die glücklichen
Jahre 1904 bis 1906 treten da befonders hervor:
es ift die Zeit der verhaltenen Farben, wo Gelb-
braun und warmes Grau die Haupttöne bilden,
in einer Skala, die von Anker nicht zu weit ins
Modernfte abweicht. Aus diefer Zeit datieren
die ausgezeichneten Gemälde „Die Politiker“ (als
Bundesdepoßtum in der Öffentlichen Kunftfamm-
lung zu Bafel), „Nach einem Begräbnis in Brienz“
(Mufeum Bern), Brienzer Bauer: ein kleines Ka-
binettftüdc von eindringlichfter Charakteriftik!
(Basler Privatbefiß), „Hört diefe Moritat“ von
kühnen koloriftifdien Gegenfäßen und einer glän-
zenden Malerei des Stofflichen (Sammlung Ruß
in Neudiätel). Um 1907 und 1908 tritt die Auf-
hellung der Farben ein, die Bevorzugung großer
leuchtender Flächen, die immer breitere Mo-
dellierung der Form. Buri malt auch in diefer
Periode ausgezeichnete Bilder: es feien die
„Jaffer“ von 1907 genannt, die farbig ungemein
feine „Dame in Violett“, „Die Alten“, das Meifter-
bild von 1910; Landfchaften von warmer Sonnig-
keit entftehen gleichzeitig, Studienköpfe, oft fehr
individuell gefehen, und große „Gefellfchafts-
bilder“, die wie Stilleben fo ruhig und innerlich
beziehungslos wirken. Manches aus dem nicht
fehr umfangreichen Werk der leßten fechs oder
fieben Jahre trägt den Stempel etwas rafchen
Schaffens, manches größere Bild ift räumlich nicht
ganz ausgeglichen und bei Landfchaften wie
Studienköpfen fpürt man, daß die Hodlerfche
Art der zeichnerifchen Charakterifierung eben
nicht die von Buri ift und daß Buri überall da
am ftärkften und perfönlidiften wirkt, wo er vor
allem er felbft und Maler fein will. Das Hoch-
erfreuliche in diefer Äusftellung ift eben, daß
folche charakteriftifchen Leitungen bis in die
leßte Zeit hinauf immer wieder hervortreten;
das auch feelifch tief erfaßte Bild der Tochter
des Künftlers — eine ruhevolle Zuftandsfchilde-
rung! — fei hervorgehoben; ein Selbftporträt
des Malers mit liditfprühendem Landfchafts-
hintergrund, Thunerfeelandfchaften von weich-
malerifcher und doch tief charakteriftifcher Hal-
tung und ein paar Studienköpfe, deren ehrliche
und erdauerte Durcharbeit nicht zuleßt wieder
an Leibi denken läßt, fo fehr Buri da auf eige-
nem Boden fteht. Daß feine Kunft echt fchwei-
zerifch und eigen ift, zeigt wohl die Volkstüm-
lichkeit der Gedächtnisausftellung und das un-
geteilte Intereffe, das dem Schaffen des Malers
in der alemannifchen wie in der welfchen Schweiz
entgegengebracht wird. J. C.
DENKMALPFLEGE
DER ALTAR VON OBERVELLÄCH
(KÄRNTEN). Diefes berühmteWerk Jan Scorels
wurde auf Veranlaffung der k. k. Zentralkom-
miffion für Denkmalpflege für Kriegsdauer nach
Wien gefchafft, wo es nunmehr in den Depot-
räumen der k. k. Staatsgalerie untergebracht ift.
Der Altar hatte feit dem Jahre 1881, als er in
Wien durch den Reftaurator der kaiferlichen Ge-
mäldegalerie, Karl Schellein, einer Erneuerung
unterzogen wurde, feine urfprüngliche Stätte
nicht verlaffen. r.
AMSTERDAM Seit Jahren hing vor dem
Frontgiebel des Königl. Palaftes, dem achten
Weltwunder, wie die Amfterdamer ihr ehe-
maliges Rathaus mit wohlmeinender Selbftge-
fälligkeit nannten, ein mächtiges Gerüft. Die
Giebelfkulpturen des Quellinus hatten unter
der zerfetzenden Wirkung eines jahrhunderte-
langen Regenträufelns und vielleicht mehr noch
durch die Exkremente der hier niftenden Tauben-
völker arg gelitten und mußten einer durch-
greifenden Reftauration unterzogen werden. Jeßt
ift diefe beendigt, und das Äuge genießt wieder
ungehemmt die fchönen Proportionen von Jacob
van Campens Meifterbau. Die Leitung der
Wiederherftellungsarbeiten war Profeffor Äerts
aus Brüffel anvertraut, der in Belgien fchon ver-
fchiedene Unternehmungen ähnlicher Art nach
einem von ihm erprobten Sgftem mit beftem
Erfolg ausgeführt hat. O. H.
BASEL Die Wand- und Deckenmalereien
der Treßkammer zu St. Peter, Wandbilder in
der Predigerkirche und in der Münfterkrgpta
ßnd 1914 und 1915 forgfältiger Konfervierungs-
arbeit unterworfen worden. Auf Anregung von
Prof. E. Ä. Stückelberg, der fich um die Basler
Denkmalpflege vielfach verdient gemacht hat,
wurden die Erhaltungsarbeiten an Hand ge-
nommen. Der erfahrene Wandbilder-Reftaurator
P. Gerhardt aus Düffeldorf hat, mit feiner
Gattin, die Aufgabe mit fchönem Gelingen durch-
geführt. Durch Befeitigung alter Übermalung,
Staubfchichten und Zerfeßungsprodukte konnte
die fpätgotifche Innendekoration der Treßkammer
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freund, Friß Schider, Buri den erften Unterricht
genoß. Es ift dazu noch Hodlers Einfluß zu
werten, doch darf er nicht überfchäßt werden;
Buris ausgefprochene malerifche Kultur ift boden-
ftändig, alemannifch, in franzöfifcher Schulung
gefeftigt und von fo ftarken Elementen durch-
drungen, die mit Hodler nichts gemein haben,
daß man das ewig wiederholte Wort von der
Gefolgfchaft Hodlers einmal beifeite laffen dürfte.
Buris charaktervollfte Leitungen find auch kolo-
riftifch die gediegenften Schöpfungen, die viel
mehr aus der Farbe als aus der Zeichnung
empfunden und entftanden find. Die glücklichen
Jahre 1904 bis 1906 treten da befonders hervor:
es ift die Zeit der verhaltenen Farben, wo Gelb-
braun und warmes Grau die Haupttöne bilden,
in einer Skala, die von Anker nicht zu weit ins
Modernfte abweicht. Aus diefer Zeit datieren
die ausgezeichneten Gemälde „Die Politiker“ (als
Bundesdepoßtum in der Öffentlichen Kunftfamm-
lung zu Bafel), „Nach einem Begräbnis in Brienz“
(Mufeum Bern), Brienzer Bauer: ein kleines Ka-
binettftüdc von eindringlichfter Charakteriftik!
(Basler Privatbefiß), „Hört diefe Moritat“ von
kühnen koloriftifdien Gegenfäßen und einer glän-
zenden Malerei des Stofflichen (Sammlung Ruß
in Neudiätel). Um 1907 und 1908 tritt die Auf-
hellung der Farben ein, die Bevorzugung großer
leuchtender Flächen, die immer breitere Mo-
dellierung der Form. Buri malt auch in diefer
Periode ausgezeichnete Bilder: es feien die
„Jaffer“ von 1907 genannt, die farbig ungemein
feine „Dame in Violett“, „Die Alten“, das Meifter-
bild von 1910; Landfchaften von warmer Sonnig-
keit entftehen gleichzeitig, Studienköpfe, oft fehr
individuell gefehen, und große „Gefellfchafts-
bilder“, die wie Stilleben fo ruhig und innerlich
beziehungslos wirken. Manches aus dem nicht
fehr umfangreichen Werk der leßten fechs oder
fieben Jahre trägt den Stempel etwas rafchen
Schaffens, manches größere Bild ift räumlich nicht
ganz ausgeglichen und bei Landfchaften wie
Studienköpfen fpürt man, daß die Hodlerfche
Art der zeichnerifchen Charakterifierung eben
nicht die von Buri ift und daß Buri überall da
am ftärkften und perfönlidiften wirkt, wo er vor
allem er felbft und Maler fein will. Das Hoch-
erfreuliche in diefer Äusftellung ift eben, daß
folche charakteriftifchen Leitungen bis in die
leßte Zeit hinauf immer wieder hervortreten;
das auch feelifch tief erfaßte Bild der Tochter
des Künftlers — eine ruhevolle Zuftandsfchilde-
rung! — fei hervorgehoben; ein Selbftporträt
des Malers mit liditfprühendem Landfchafts-
hintergrund, Thunerfeelandfchaften von weich-
malerifcher und doch tief charakteriftifcher Hal-
tung und ein paar Studienköpfe, deren ehrliche
und erdauerte Durcharbeit nicht zuleßt wieder
an Leibi denken läßt, fo fehr Buri da auf eige-
nem Boden fteht. Daß feine Kunft echt fchwei-
zerifch und eigen ift, zeigt wohl die Volkstüm-
lichkeit der Gedächtnisausftellung und das un-
geteilte Intereffe, das dem Schaffen des Malers
in der alemannifchen wie in der welfchen Schweiz
entgegengebracht wird. J. C.
DENKMALPFLEGE
DER ALTAR VON OBERVELLÄCH
(KÄRNTEN). Diefes berühmteWerk Jan Scorels
wurde auf Veranlaffung der k. k. Zentralkom-
miffion für Denkmalpflege für Kriegsdauer nach
Wien gefchafft, wo es nunmehr in den Depot-
räumen der k. k. Staatsgalerie untergebracht ift.
Der Altar hatte feit dem Jahre 1881, als er in
Wien durch den Reftaurator der kaiferlichen Ge-
mäldegalerie, Karl Schellein, einer Erneuerung
unterzogen wurde, feine urfprüngliche Stätte
nicht verlaffen. r.
AMSTERDAM Seit Jahren hing vor dem
Frontgiebel des Königl. Palaftes, dem achten
Weltwunder, wie die Amfterdamer ihr ehe-
maliges Rathaus mit wohlmeinender Selbftge-
fälligkeit nannten, ein mächtiges Gerüft. Die
Giebelfkulpturen des Quellinus hatten unter
der zerfetzenden Wirkung eines jahrhunderte-
langen Regenträufelns und vielleicht mehr noch
durch die Exkremente der hier niftenden Tauben-
völker arg gelitten und mußten einer durch-
greifenden Reftauration unterzogen werden. Jeßt
ift diefe beendigt, und das Äuge genießt wieder
ungehemmt die fchönen Proportionen von Jacob
van Campens Meifterbau. Die Leitung der
Wiederherftellungsarbeiten war Profeffor Äerts
aus Brüffel anvertraut, der in Belgien fchon ver-
fchiedene Unternehmungen ähnlicher Art nach
einem von ihm erprobten Sgftem mit beftem
Erfolg ausgeführt hat. O. H.
BASEL Die Wand- und Deckenmalereien
der Treßkammer zu St. Peter, Wandbilder in
der Predigerkirche und in der Münfterkrgpta
ßnd 1914 und 1915 forgfältiger Konfervierungs-
arbeit unterworfen worden. Auf Anregung von
Prof. E. Ä. Stückelberg, der fich um die Basler
Denkmalpflege vielfach verdient gemacht hat,
wurden die Erhaltungsarbeiten an Hand ge-
nommen. Der erfahrene Wandbilder-Reftaurator
P. Gerhardt aus Düffeldorf hat, mit feiner
Gattin, die Aufgabe mit fchönem Gelingen durch-
geführt. Durch Befeitigung alter Übermalung,
Staubfchichten und Zerfeßungsprodukte konnte
die fpätgotifche Innendekoration der Treßkammer
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