DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE
fchiedener Künftler umfaßende Äusftellung „Unfer
Kaifer“, eine Sammlung bildlidier Dokumente
zur Lebensgefchichte des lebten Jahrzehnts).
Ihnen allen ift die 29. Äusftellung des Äqua-
relliftenklubsderKünftlergenorfenfchaft,
die im Februar—März trog der großen räum-
lichen Befchränkung im Obergefchoß des Künftler-
haufes ftattßnden konnte, nur allzu zwanglos
anzureihen: Eine nach Inhalt und Umfang gleich
befcheidene und anfpruchslofe Verkaufsausftel-
lung; hervorzuheben etwa eine im Motiv nicht
ganz klare Holzplaftik „Der Rattenfänger“ von
Breitner, an die Art Barwigs gemahnend, ein
Liebenwein naheftehendes Bild von Sterrer,
deffen mancherlei monumentale Verfuche trog
ihrer Manieriertheit Größeres hatten erwarten
laffen, einige frifche Landfchaftsfkizzen aus dem
Orient von Fahringer.
Die Kunftfalons haben ihre anfängliche Zu-
rückhaltung, die nur die um das Wiener Kunft-
leben fo mannigfach verdiente Galerie Miethke
auch weiterhin zu beobachten gefonnen ift, er-
freulicherweife bald aufgegeben. Die Galerie
Ärnot fand nach einigen Veranftaltungen eines
lokal begrenzten Intereffes (Larfen, Böhler)
fogar den rühmlichen Mut, ohne Rückßcht auf
die „öffentliche Meinung“ und ihre „Nachfrage“
eine Kollektivausftellung der Arbeiten Egon
Schieies ins Werk zu fegen. Es iß eine Freude
zu fehen, wie diefe urfprüngliche und ftarke Be-
gabung, deren Eigenart auch in diefer Zeitfehriß
wiederholt charakterifiert wurde, ßdh allmählich
den fremden Einpüffen (Klimt, Kokofchka) ent-
ringt. Die zeichnerifche Meifterfchaß Schieies
zwingt in ihrer prägnanten Eindringlichkeit all-
mählich felbß die prinzipiellen Gegner feiner
Stoße in ihren Bann. Schwerer freilich ver-
mag der feinnervige Künftler in den Gemälden
feines artiftifchen Wefenszuges Herr zu werden.
Verdanken ihm einige Land fchaften ihren eigen-
artigen Reiz, tritt er in den figuralen Kompofi-
tionen mitunter ftörender hervor. Die ekftatifch-
glühende Inbrunft ihres Schöpfers verftrömt hier
in dem vergeblichen Verfuche, feinen oß fpiele-
rifchen gedanklichen Abftraktionen malerifchen
Ausdruck zu verleihen. Gerade ein fo ftarkes
Talent, deßen Gefahren nach der artiftifdi-lite-
rarifchen Seite hin liegen, wüßte man um fo
lieber vor feinen Freunden gefchüßt, deren einer
auch diesmal den Äusftellungskatalog mit dem
traditionellen panegyrifchen Wortfchwall ein-
begleitet hat. * *
*
Aus der Folge kleinerer Gelegenheitsausftel-
lungen, die der Kunftfalon HELLER in gewohn-
ter Weife veranftaltete, wäre etwa die von
„Kriegszeichnungen, von Kindern ent-
worfen“ hervorzuheben gewefen — ein amü-
fanter Äusfchnitt aus der nachgerade vielleicht
über Gebühr beachteten „Kunft im Leben des
Kindes“. — Gegenwärtig zeigt hier der junge
Wiener Max Pollak (neben einer Sammlung
bekannter Zornfcher Radierungen) feine zu
einer Mappe vereinigten Radierungen aus dem
Barackenlager in Nikolsburg. Diefe düfteren
Stimmungsbilder aus einem Lager jüdifcher
Flüchtlinge, denen der Künftler (nicht ohne
etliche Reminifzenzen in Technik, Lichtführung
und Ausdruck) allerlei malerifche Eßekte abzu-
gewinnen verflicht hat, bilden bisher das nahezu
einzige Beifpiel „öfterreichifcher Kriegsgraphik“,
während die namhafteften Künftler Deutfchlands
gleich nach Kriegsbeginn in hellen Scharen dem
Rufe ihrer Verleger gefolgt ßnd. K. R.
DENKMALPFLEGE
MÄLS (Tirol) Die „Mitteilungen der k. k.
Zentralkommifßon für Denkmalpßege“ (Jahrg.
1914, H. 12) bringen zwei Abbildungen der wich-
tigen karolingifchen Wandmalereien der hiefigen
Benediktuskirche, die im Jahre 1913 entdeckt
und geßchert wurden. Die Wiederherftellungs-
arbeiten an dem früher als Schuppen verwen-
deten Kirchlein haben in ihrem bisherigen Ver-
lauf bereits weitere Refte von Wandmalereien
fowie intereßante Bruchftücke der ornamentalen
Sandfteindekoration zutage gefördert. r.
VEGLIÄ (Küftenland) Das hiftorifch in-
tereßanteKaftellFrangipani foll den „Mitteilungen
der k. k. Zentralkommifßon“ zufolge als Lapi-
darium zur Aufnahme der auf der In fei zer-
ftreuten antiken und mittelalterlichen Infchriften
und Ärchitekturftücke eingerichtet werden.
ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE
RÄSÄ DI VELÄTE (bei Varefc)
Durch fachgemäße Grabungen, die der Cavaliere
Vitaliano Tonta hat vornehmen laßen, wurden
hier etwa 20 Brand- und Skelettgräber aufge-
deckt, die nach Münzfunden vom 2. bis zum
4. nachchriftlichen Jahrhundert angelegt worden
ßnd. Die Skelettgräber waren forgfältig mit
großen ineinander gepaßten Schieferplatten um-
geben, mit denen auch der Boden gepßaftert war.
Einige der Brandgräber waren mit römifchen
Ziegelplatten ausgelegt. Die Beigaben ßnd die
üblichen. Intereßant ift es, daß auch hier füd-
lich der Alpen beide Grabarten, Verbrennung
und Erdbeftattung, nebeneinander geübt wurden,
vielleicht die erfte Art von den Römern, die
zweite von den einheimifdien Galliern.
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fchiedener Künftler umfaßende Äusftellung „Unfer
Kaifer“, eine Sammlung bildlidier Dokumente
zur Lebensgefchichte des lebten Jahrzehnts).
Ihnen allen ift die 29. Äusftellung des Äqua-
relliftenklubsderKünftlergenorfenfchaft,
die im Februar—März trog der großen räum-
lichen Befchränkung im Obergefchoß des Künftler-
haufes ftattßnden konnte, nur allzu zwanglos
anzureihen: Eine nach Inhalt und Umfang gleich
befcheidene und anfpruchslofe Verkaufsausftel-
lung; hervorzuheben etwa eine im Motiv nicht
ganz klare Holzplaftik „Der Rattenfänger“ von
Breitner, an die Art Barwigs gemahnend, ein
Liebenwein naheftehendes Bild von Sterrer,
deffen mancherlei monumentale Verfuche trog
ihrer Manieriertheit Größeres hatten erwarten
laffen, einige frifche Landfchaftsfkizzen aus dem
Orient von Fahringer.
Die Kunftfalons haben ihre anfängliche Zu-
rückhaltung, die nur die um das Wiener Kunft-
leben fo mannigfach verdiente Galerie Miethke
auch weiterhin zu beobachten gefonnen ift, er-
freulicherweife bald aufgegeben. Die Galerie
Ärnot fand nach einigen Veranftaltungen eines
lokal begrenzten Intereffes (Larfen, Böhler)
fogar den rühmlichen Mut, ohne Rückßcht auf
die „öffentliche Meinung“ und ihre „Nachfrage“
eine Kollektivausftellung der Arbeiten Egon
Schieies ins Werk zu fegen. Es iß eine Freude
zu fehen, wie diefe urfprüngliche und ftarke Be-
gabung, deren Eigenart auch in diefer Zeitfehriß
wiederholt charakterifiert wurde, ßdh allmählich
den fremden Einpüffen (Klimt, Kokofchka) ent-
ringt. Die zeichnerifche Meifterfchaß Schieies
zwingt in ihrer prägnanten Eindringlichkeit all-
mählich felbß die prinzipiellen Gegner feiner
Stoße in ihren Bann. Schwerer freilich ver-
mag der feinnervige Künftler in den Gemälden
feines artiftifchen Wefenszuges Herr zu werden.
Verdanken ihm einige Land fchaften ihren eigen-
artigen Reiz, tritt er in den figuralen Kompofi-
tionen mitunter ftörender hervor. Die ekftatifch-
glühende Inbrunft ihres Schöpfers verftrömt hier
in dem vergeblichen Verfuche, feinen oß fpiele-
rifchen gedanklichen Abftraktionen malerifchen
Ausdruck zu verleihen. Gerade ein fo ftarkes
Talent, deßen Gefahren nach der artiftifdi-lite-
rarifchen Seite hin liegen, wüßte man um fo
lieber vor feinen Freunden gefchüßt, deren einer
auch diesmal den Äusftellungskatalog mit dem
traditionellen panegyrifchen Wortfchwall ein-
begleitet hat. * *
*
Aus der Folge kleinerer Gelegenheitsausftel-
lungen, die der Kunftfalon HELLER in gewohn-
ter Weife veranftaltete, wäre etwa die von
„Kriegszeichnungen, von Kindern ent-
worfen“ hervorzuheben gewefen — ein amü-
fanter Äusfchnitt aus der nachgerade vielleicht
über Gebühr beachteten „Kunft im Leben des
Kindes“. — Gegenwärtig zeigt hier der junge
Wiener Max Pollak (neben einer Sammlung
bekannter Zornfcher Radierungen) feine zu
einer Mappe vereinigten Radierungen aus dem
Barackenlager in Nikolsburg. Diefe düfteren
Stimmungsbilder aus einem Lager jüdifcher
Flüchtlinge, denen der Künftler (nicht ohne
etliche Reminifzenzen in Technik, Lichtführung
und Ausdruck) allerlei malerifche Eßekte abzu-
gewinnen verflicht hat, bilden bisher das nahezu
einzige Beifpiel „öfterreichifcher Kriegsgraphik“,
während die namhafteften Künftler Deutfchlands
gleich nach Kriegsbeginn in hellen Scharen dem
Rufe ihrer Verleger gefolgt ßnd. K. R.
DENKMALPFLEGE
MÄLS (Tirol) Die „Mitteilungen der k. k.
Zentralkommifßon für Denkmalpßege“ (Jahrg.
1914, H. 12) bringen zwei Abbildungen der wich-
tigen karolingifchen Wandmalereien der hiefigen
Benediktuskirche, die im Jahre 1913 entdeckt
und geßchert wurden. Die Wiederherftellungs-
arbeiten an dem früher als Schuppen verwen-
deten Kirchlein haben in ihrem bisherigen Ver-
lauf bereits weitere Refte von Wandmalereien
fowie intereßante Bruchftücke der ornamentalen
Sandfteindekoration zutage gefördert. r.
VEGLIÄ (Küftenland) Das hiftorifch in-
tereßanteKaftellFrangipani foll den „Mitteilungen
der k. k. Zentralkommifßon“ zufolge als Lapi-
darium zur Aufnahme der auf der In fei zer-
ftreuten antiken und mittelalterlichen Infchriften
und Ärchitekturftücke eingerichtet werden.
ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE
RÄSÄ DI VELÄTE (bei Varefc)
Durch fachgemäße Grabungen, die der Cavaliere
Vitaliano Tonta hat vornehmen laßen, wurden
hier etwa 20 Brand- und Skelettgräber aufge-
deckt, die nach Münzfunden vom 2. bis zum
4. nachchriftlichen Jahrhundert angelegt worden
ßnd. Die Skelettgräber waren forgfältig mit
großen ineinander gepaßten Schieferplatten um-
geben, mit denen auch der Boden gepßaftert war.
Einige der Brandgräber waren mit römifchen
Ziegelplatten ausgelegt. Die Beigaben ßnd die
üblichen. Intereßant ift es, daß auch hier füd-
lich der Alpen beide Grabarten, Verbrennung
und Erdbeftattung, nebeneinander geübt wurden,
vielleicht die erfte Art von den Römern, die
zweite von den einheimifdien Galliern.
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