Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0333
DOI issue:
Heft 17/18
DOI article:Stoehr, August: Kleine Beiträge zur Geschichte süddeutscher Fayencefabriken
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0333
KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE
SÜDDEUTSCHER FHYENCEFHBRIKEN
Mit 14 Abbildungen und 12 Marken
I. ÄNSBÄCH
Von Ä. STOEHR-Würzburg
Uber die Gefchichte der Ansbacher Fayence-
fabrik find im Laufe der lebten Jahre eine
Reihe von wertvollen Mitteilungen veröffentlicht
worden, die das Bild diefer bedeutenden frän-
kifchen Fabrik immer klarer zu faffen geftatten.
Befonders die Forfchungen Stengels1 in den
Änsbacher Kirchenregiftern haben eine ftattliche
Anzahl von Malern der erften Zeit zutage ge-
fördert. Auch Hofmann in feinem, eine Fund-
grube für die Gefchichte der Kunft und des
Kunftgewerbes der markgräflichen Fürftentümer
Ansbach, Kulmbach und Bayreuth bildenden
Werke: „Die Kunft am Hofe der Markgrafen
von Brandenburg. Fränkifche Linie“, bringt
Seite 1922 eine kurze Notiz über die „Por-
zellanfabrik“ in Ansbach. Es handelte fich
natürlich nicht um echtes Porzellan, wie Hof-
mann vermutete, er überfah den damaligen
Sprachgebrauch, der jede Fayencefabrik mit dem
irreführenden Namen einer Porzellanfabrik be-
legte.
Was Hofmanns Notiz aber befonders wert-
voll macht, ift der Nachweis eines „Porzellan-
drehers“ Hollerring im Jahre 1734, denn er
dient uns dazu, einen Fayencekrug im Fränki-
fchen Luitpold-Mufeum (Abb. 1) für Ansbach
lokalifieren zu können, der auf dem Boden den
vollen Namen „Johan Mathias Holerring“ in drei Zeilen und faft 1 cm großen römifchen
Majuskeln trägt (Abb. 2). Auf der Schaufeite ift er in kräftigem Blau in verfchiedenen
Tönungen bemalt mit dem Zunftzeichen der Müller, einem halben Rad und dem Mühl-
eifen darüber, überragt von einer Krone und von einfeitigen Palmenwedeln
umgeben. Unter dem Mündungsrand des Kruges läuft die Infchrift, ebenfalls
in römifchen Majuskeln: „Georg
Meifter“ und neben den unteren
Enden der Palmenzweige fteht
die Jahreszahl 1717. Der Henkel
Abb. 1
rO.HAlM.MAT,
MIA5.H01.EK
RING.
Abb. 2
1 Mitteilungen des Germanifchen
National-Mufeums, Nürnberg 1908:
'/ Deutfdie Keramik im Germanifchen
Mufeum.
2 Studien zur deutfchen Kunftge-
fdiichte, Heft 22. Straßburg, J. H. Ed.
Heitj, 1901.
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 17/18 25
311
SÜDDEUTSCHER FHYENCEFHBRIKEN
Mit 14 Abbildungen und 12 Marken
I. ÄNSBÄCH
Von Ä. STOEHR-Würzburg
Uber die Gefchichte der Ansbacher Fayence-
fabrik find im Laufe der lebten Jahre eine
Reihe von wertvollen Mitteilungen veröffentlicht
worden, die das Bild diefer bedeutenden frän-
kifchen Fabrik immer klarer zu faffen geftatten.
Befonders die Forfchungen Stengels1 in den
Änsbacher Kirchenregiftern haben eine ftattliche
Anzahl von Malern der erften Zeit zutage ge-
fördert. Auch Hofmann in feinem, eine Fund-
grube für die Gefchichte der Kunft und des
Kunftgewerbes der markgräflichen Fürftentümer
Ansbach, Kulmbach und Bayreuth bildenden
Werke: „Die Kunft am Hofe der Markgrafen
von Brandenburg. Fränkifche Linie“, bringt
Seite 1922 eine kurze Notiz über die „Por-
zellanfabrik“ in Ansbach. Es handelte fich
natürlich nicht um echtes Porzellan, wie Hof-
mann vermutete, er überfah den damaligen
Sprachgebrauch, der jede Fayencefabrik mit dem
irreführenden Namen einer Porzellanfabrik be-
legte.
Was Hofmanns Notiz aber befonders wert-
voll macht, ift der Nachweis eines „Porzellan-
drehers“ Hollerring im Jahre 1734, denn er
dient uns dazu, einen Fayencekrug im Fränki-
fchen Luitpold-Mufeum (Abb. 1) für Ansbach
lokalifieren zu können, der auf dem Boden den
vollen Namen „Johan Mathias Holerring“ in drei Zeilen und faft 1 cm großen römifchen
Majuskeln trägt (Abb. 2). Auf der Schaufeite ift er in kräftigem Blau in verfchiedenen
Tönungen bemalt mit dem Zunftzeichen der Müller, einem halben Rad und dem Mühl-
eifen darüber, überragt von einer Krone und von einfeitigen Palmenwedeln
umgeben. Unter dem Mündungsrand des Kruges läuft die Infchrift, ebenfalls
in römifchen Majuskeln: „Georg
Meifter“ und neben den unteren
Enden der Palmenzweige fteht
die Jahreszahl 1717. Der Henkel
Abb. 1
rO.HAlM.MAT,
MIA5.H01.EK
RING.
Abb. 2
1 Mitteilungen des Germanifchen
National-Mufeums, Nürnberg 1908:
'/ Deutfdie Keramik im Germanifchen
Mufeum.
2 Studien zur deutfchen Kunftge-
fdiichte, Heft 22. Straßburg, J. H. Ed.
Heitj, 1901.
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 17/18 25
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