Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0303
DOI Heft:
Heft 15/16
DOI Artikel:Secker, Hans Friedrich: Die alte Töpferkunst Danzigs und seiner Nachbarstädte, [2]
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DIE ÄLTE TOPFERKUNST DANZIGS
UND SEINER NACHBAR STÄDTE
Mit 50 Abbildungen und einer Markentafel Von HANS F. SECKER
III. KACHELÖFEN (Fortfefeung und Schluß aus Heft 13/14)
Es ift unfchwer, in vielen Fällen ein und diefelbe Meifterhand nachzuweifen, wenn
man Form und Zeichnung der gefchilderten Fayencen mit den Zierftücken und
Bemalungen oftdeutfcher Kachelöfen vergleicht. Überdies kennen wir neuerdings außer
den urkundlichen Hinweifen noch einen bemerkenswerten Fall, in dem der Ofenbauer
fein Werk mit vollem Namen gezeichnet hat. Es ift der
mehrfach genannteDanziger Meifter Chriftoph Schüller,
der im Jahre 1768 einen vielfarbigen Ofen mit biblifchen
Szenen für das Pfarrhaus zu Danzig-St. Albrecht fchuf.1
Leider find nur Bruchteile des Kachelofens noch vor-
handen, fo daß der Hauptwert diefes Schüllerfchen Spät-
werks in der nebenftehenden Überlieferung des Namens
befteht. — Auffallend ift, daß auf diefen Kacheln neben
den vier üblichen Farben, blau, gelb, manganbraun und
grün, zwei auf den Gefchirren nie vorkommende Ab-
arten der leßteren beiden Farben, nämlich fchokoladen-
braun und gelbgrün auftreten. Diefes eigenartige braun begegnet uns des weiteren
namentlich bei Gefimsftücken wie Eckkacheln (Abb. 29) und ganzen Bekrönungen
(Abb. 39), jedoch lediglich bei Danziger Öfen.
Auch fcheinen größere plaftifche Bildungen wie der liegende Knabe (Abb. 28) und
der ruhende pudelartige Löwe (Abb. 30) — beide in Blaumalerei den Fundorten nach
zu fdiließen Eigentümlichkeiten der Danzig-Stolzenberger Fabriken zu fein. Sie |ind
in das zweite Drittel des 18. Jahrhunderts zu fetzen und haben entweder als Bekrönung
von Kachelöfen oder aber als Aushängeftücke für Töpferwerkftätten und Kaufläden gedient.
Wie die früheften Danziger Kachelöfen ausgefehen haben, wißen wir nicht. Jeden-
falls waren fie in den Formen wefentlich einfacher als die fpäteren aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das beweifen fchon die Vorgefundenen Kacheln (Abb. 31),
die anfangs ftets eine glatte
Oberfläche, fpäter aber faft
immer reichreliefierten Rand-
fchmuck aufweifen. In Überein-
ftimmung mit den Fagencen ift
auch hier die Bemalung zu-
nächft nur kobaltblau. Unfer
Beifpiel mag um 1730 entftan-
den fein und zeigt fechs bibli-
fche Szenen in Kartufchen, deren
Linienführung der Zeichnung
des Schüllertellers von 1727
(Abb. 2) nahekommt. Die Male-
1 Mündlicher Hinweis des Pro-
vinzialkonfervators für Weftpreußen
Herrn Baurat B.Schmid-Marienburg.
281
■M
Abb. 28
Kunftgewerbe-Mufeum, Danzig
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 15/16 23
UND SEINER NACHBAR STÄDTE
Mit 50 Abbildungen und einer Markentafel Von HANS F. SECKER
III. KACHELÖFEN (Fortfefeung und Schluß aus Heft 13/14)
Es ift unfchwer, in vielen Fällen ein und diefelbe Meifterhand nachzuweifen, wenn
man Form und Zeichnung der gefchilderten Fayencen mit den Zierftücken und
Bemalungen oftdeutfcher Kachelöfen vergleicht. Überdies kennen wir neuerdings außer
den urkundlichen Hinweifen noch einen bemerkenswerten Fall, in dem der Ofenbauer
fein Werk mit vollem Namen gezeichnet hat. Es ift der
mehrfach genannteDanziger Meifter Chriftoph Schüller,
der im Jahre 1768 einen vielfarbigen Ofen mit biblifchen
Szenen für das Pfarrhaus zu Danzig-St. Albrecht fchuf.1
Leider find nur Bruchteile des Kachelofens noch vor-
handen, fo daß der Hauptwert diefes Schüllerfchen Spät-
werks in der nebenftehenden Überlieferung des Namens
befteht. — Auffallend ift, daß auf diefen Kacheln neben
den vier üblichen Farben, blau, gelb, manganbraun und
grün, zwei auf den Gefchirren nie vorkommende Ab-
arten der leßteren beiden Farben, nämlich fchokoladen-
braun und gelbgrün auftreten. Diefes eigenartige braun begegnet uns des weiteren
namentlich bei Gefimsftücken wie Eckkacheln (Abb. 29) und ganzen Bekrönungen
(Abb. 39), jedoch lediglich bei Danziger Öfen.
Auch fcheinen größere plaftifche Bildungen wie der liegende Knabe (Abb. 28) und
der ruhende pudelartige Löwe (Abb. 30) — beide in Blaumalerei den Fundorten nach
zu fdiließen Eigentümlichkeiten der Danzig-Stolzenberger Fabriken zu fein. Sie |ind
in das zweite Drittel des 18. Jahrhunderts zu fetzen und haben entweder als Bekrönung
von Kachelöfen oder aber als Aushängeftücke für Töpferwerkftätten und Kaufläden gedient.
Wie die früheften Danziger Kachelöfen ausgefehen haben, wißen wir nicht. Jeden-
falls waren fie in den Formen wefentlich einfacher als die fpäteren aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das beweifen fchon die Vorgefundenen Kacheln (Abb. 31),
die anfangs ftets eine glatte
Oberfläche, fpäter aber faft
immer reichreliefierten Rand-
fchmuck aufweifen. In Überein-
ftimmung mit den Fagencen ift
auch hier die Bemalung zu-
nächft nur kobaltblau. Unfer
Beifpiel mag um 1730 entftan-
den fein und zeigt fechs bibli-
fche Szenen in Kartufchen, deren
Linienführung der Zeichnung
des Schüllertellers von 1727
(Abb. 2) nahekommt. Die Male-
1 Mündlicher Hinweis des Pro-
vinzialkonfervators für Weftpreußen
Herrn Baurat B.Schmid-Marienburg.
281
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Abb. 28
Kunftgewerbe-Mufeum, Danzig
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 15/16 23