AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE
Gattungen, unter denen befonders die Stilleben
durch die fichere Beherrfchung des Handwerks
und die Feinheit des Gefchmackes erfreuen. Von
den Bildniffen zeichnet fich neben dem des Geh.
Rats Maufer namentlich das des Stadtrats Dohm
durch fehr feine und überzeugende Charakte-
riftik bei fehr differenzierter Arbeit aus. Auch
unter den Interieurbildern findet [ich manch
feines Stück. Weniger gut präfentieren fich die
Landfchaften, von denen eigentlich nur das Bild
„Mein Garten“ die tüchtigen Fähigkeiten des
Künftlers fpüren läßt. Von Carl Albrecht find
zwei fehr feine ftille Landfchaften da, von Franz
Roubaud einige kräftig lebendigeDarftellungen
aus dem Kaukafus. H. F.
LONDON (Über Holland.) In der GROS-
VENOR GALLERY (The IIIrd National Loan Ex-
hibition) find zum Beften der englifchen Kriegs-
fürforge Gemälde alter Meifter aus dem Beßß
der Familie Morrifons, vor allem aus den
Häufern Basildon und Fonthill ausgeftellt. Von
den beiden vorzüglichen Rembrandts fei das
lebendige Bildnis der Hendridcje Stoffels im
weißen Mantel erwähnt, von A. Moro das in
Wahrheit fürftliche Porträt der dritten Gemahlin
Philipps II., mit kalten, unnahbaren Gefichts-
zügen, achtlos in ein karminrotes Gewand ge-
hüllt, das Ganze heller im Ton, als gewöhnlich
bei dem Meifter. Das Bildnis der Elifabeth
von Lucas de Heere ift eines der wenigen
gefieberten Werke diefes Flamen des 16. Jahr-
hunderts. Äußerft intereffant war ein Aquarell
von Albrecht Dürer, ein vielfarbiger Flügel,
feiten frifch in der Farbe und exakt in der
Zeichnung. Ein zweifelhafter Leonardo da
Vinci, eine Flora, hat Ähnlichkeit mit der Wachs-
büfte in Berlin. Ferner Werke von Pourbus,
Rubens, Van Dyk (das große Gemälde, das
feinen Namen führt, ift faft die einzige Benen-
nung des Katalogs, an der man zweifeln muß),
Clouet, Poussin, Watteau, Goya (ein Bild-
nis Karls III. von Spanien von packender Bös-
artigkeit),Turner, Reynolds, Steen, Teniers,
Hobbema, Parmigiaho und Bassano.
* *
*
Bei COLNAGHI UND OBAGH find ebenfalls
Gemälde alter Meifter zu fehen. Ein flotter und
charakteriftifcher Rembrandt aus der leßten
Zeit: Das Bildnis eines jungen Mannes mit
fonderbarem farkaftifchen Grinfen auf dem fdrarf
beleuchteten Geficht. Ein Metfu, den man für
einen Vermeer halten könnte, fo kühl und klar
im Licht und fo typifch in den Einzelheiten:
die Dienftmagd mit umgefchlagener Schürze, dem
Gemälde an der Wand. Ein zweiter Metfu,
der bekannte Brieffchreiber, ein feiten fchönes
Stück holländifcher Genremalerei. Beide Bilder
find von Otto Beit gegeben und nicht unbekannt.
Weiter eine fchöne Eislandfchaft von Salomon
Ruysdael, ein Turner, ein paar Raeburns,
ein ungemein packendes Bild von Romney:
ein Mädchen in einfachem weißen Kleid, ein
allerliebfter Blondkopf, fchüchtern den Kopf in
die Schultern gedrückt, blickt einen aus großen
dunklen Augen an. Eine feltene Frifche und
liebliche Einfachheit liegt in dem Bild. R. B.
DENKMALPFLEGE
DER ZUSTAND DER KUNSTDENK-
MÄLER IM NÖRDLICHEN UND
ÖSTLICHEN FRANKREICH Geheim-
rat Clemen, der Vorfißende des Denkmalsrats
der Rheinprovinz, aus deffen Bericht über den
Zuftand der belgi fehen Kunftdenkmäler wir kürz-
lich die wichtigften Stellen Wiedergaben (Cic. VI,
22/24, S. 664), hat auch das Etappen- und das
Operationsgebiet unferer Armeen an der fran-
zöfifchen Front bereift, um den Zuftand der
Denkmäler feftzuftellen. Aus dem erften Bericht,
den die Norddeutfche Allgemeine Zeitung ver-
öffentlicht, fei folgendes mitgeteilt:
Die Schäden an den hiftorifchen Denkmälern
im nördlichen und öftlichen Frankreich find ver-
hältnismäßig gering. Ganz unberührt ßnd ge-
blieben, von Nordoften angefangen, Cambrai,
Douai, Valenciennes und St. Quentin mit
ihren reichen Kirchen, Rathäufern und Mufeen.
Auch in Lille, wo unfere Truppen heimtückifch
Feuer erhielten, find troß der dadurch nötigen
11.,tägigen Befchießung die hiftorifchen Denk-
mäler kaum befchädigt worden. An der Kirche
St. Maurice ift nur an einem der Weftgiebel die
Spiße weggefchoffen worden, ebenfo ift der Ba-
rockbau der Grande Garde an der Grande Place
nur an der Spiße der Faffade von einer Granate
befchädigt worden. Das Mufeum, in den achtziger
Jahren von den Architekten Berard undDelmas er-
richtet, ift von verfchiedenen Granaten, vor allem
aber reichlich von Schrapnells getroffen worden.
Die Granaten haben hauptfächlich die Äußen-
architektur an der Südfeite befchädigt, die
Schrapnells aber haben die fämtlichen Ober-
lichter zerfchlagen, dazu find auch die Fenfter-
fcheiben im Hof durchweg infolge des Luft-
druckes gefprungen. Unter den großen, nicht
von ihrem Plaße zu entfernenden Gemälden,
die durch Schrapnells oder herabftürzende Glas-
fplitter und Dachftücke gelitten haben, beßndet
fich keines von den wertvollen Objekten. Die
koftbarften Bilder hat der Mufeumsdirektor Em.
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Gattungen, unter denen befonders die Stilleben
durch die fichere Beherrfchung des Handwerks
und die Feinheit des Gefchmackes erfreuen. Von
den Bildniffen zeichnet fich neben dem des Geh.
Rats Maufer namentlich das des Stadtrats Dohm
durch fehr feine und überzeugende Charakte-
riftik bei fehr differenzierter Arbeit aus. Auch
unter den Interieurbildern findet [ich manch
feines Stück. Weniger gut präfentieren fich die
Landfchaften, von denen eigentlich nur das Bild
„Mein Garten“ die tüchtigen Fähigkeiten des
Künftlers fpüren läßt. Von Carl Albrecht find
zwei fehr feine ftille Landfchaften da, von Franz
Roubaud einige kräftig lebendigeDarftellungen
aus dem Kaukafus. H. F.
LONDON (Über Holland.) In der GROS-
VENOR GALLERY (The IIIrd National Loan Ex-
hibition) find zum Beften der englifchen Kriegs-
fürforge Gemälde alter Meifter aus dem Beßß
der Familie Morrifons, vor allem aus den
Häufern Basildon und Fonthill ausgeftellt. Von
den beiden vorzüglichen Rembrandts fei das
lebendige Bildnis der Hendridcje Stoffels im
weißen Mantel erwähnt, von A. Moro das in
Wahrheit fürftliche Porträt der dritten Gemahlin
Philipps II., mit kalten, unnahbaren Gefichts-
zügen, achtlos in ein karminrotes Gewand ge-
hüllt, das Ganze heller im Ton, als gewöhnlich
bei dem Meifter. Das Bildnis der Elifabeth
von Lucas de Heere ift eines der wenigen
gefieberten Werke diefes Flamen des 16. Jahr-
hunderts. Äußerft intereffant war ein Aquarell
von Albrecht Dürer, ein vielfarbiger Flügel,
feiten frifch in der Farbe und exakt in der
Zeichnung. Ein zweifelhafter Leonardo da
Vinci, eine Flora, hat Ähnlichkeit mit der Wachs-
büfte in Berlin. Ferner Werke von Pourbus,
Rubens, Van Dyk (das große Gemälde, das
feinen Namen führt, ift faft die einzige Benen-
nung des Katalogs, an der man zweifeln muß),
Clouet, Poussin, Watteau, Goya (ein Bild-
nis Karls III. von Spanien von packender Bös-
artigkeit),Turner, Reynolds, Steen, Teniers,
Hobbema, Parmigiaho und Bassano.
* *
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Bei COLNAGHI UND OBAGH find ebenfalls
Gemälde alter Meifter zu fehen. Ein flotter und
charakteriftifcher Rembrandt aus der leßten
Zeit: Das Bildnis eines jungen Mannes mit
fonderbarem farkaftifchen Grinfen auf dem fdrarf
beleuchteten Geficht. Ein Metfu, den man für
einen Vermeer halten könnte, fo kühl und klar
im Licht und fo typifch in den Einzelheiten:
die Dienftmagd mit umgefchlagener Schürze, dem
Gemälde an der Wand. Ein zweiter Metfu,
der bekannte Brieffchreiber, ein feiten fchönes
Stück holländifcher Genremalerei. Beide Bilder
find von Otto Beit gegeben und nicht unbekannt.
Weiter eine fchöne Eislandfchaft von Salomon
Ruysdael, ein Turner, ein paar Raeburns,
ein ungemein packendes Bild von Romney:
ein Mädchen in einfachem weißen Kleid, ein
allerliebfter Blondkopf, fchüchtern den Kopf in
die Schultern gedrückt, blickt einen aus großen
dunklen Augen an. Eine feltene Frifche und
liebliche Einfachheit liegt in dem Bild. R. B.
DENKMALPFLEGE
DER ZUSTAND DER KUNSTDENK-
MÄLER IM NÖRDLICHEN UND
ÖSTLICHEN FRANKREICH Geheim-
rat Clemen, der Vorfißende des Denkmalsrats
der Rheinprovinz, aus deffen Bericht über den
Zuftand der belgi fehen Kunftdenkmäler wir kürz-
lich die wichtigften Stellen Wiedergaben (Cic. VI,
22/24, S. 664), hat auch das Etappen- und das
Operationsgebiet unferer Armeen an der fran-
zöfifchen Front bereift, um den Zuftand der
Denkmäler feftzuftellen. Aus dem erften Bericht,
den die Norddeutfche Allgemeine Zeitung ver-
öffentlicht, fei folgendes mitgeteilt:
Die Schäden an den hiftorifchen Denkmälern
im nördlichen und öftlichen Frankreich find ver-
hältnismäßig gering. Ganz unberührt ßnd ge-
blieben, von Nordoften angefangen, Cambrai,
Douai, Valenciennes und St. Quentin mit
ihren reichen Kirchen, Rathäufern und Mufeen.
Auch in Lille, wo unfere Truppen heimtückifch
Feuer erhielten, find troß der dadurch nötigen
11.,tägigen Befchießung die hiftorifchen Denk-
mäler kaum befchädigt worden. An der Kirche
St. Maurice ift nur an einem der Weftgiebel die
Spiße weggefchoffen worden, ebenfo ift der Ba-
rockbau der Grande Garde an der Grande Place
nur an der Spiße der Faffade von einer Granate
befchädigt worden. Das Mufeum, in den achtziger
Jahren von den Architekten Berard undDelmas er-
richtet, ift von verfchiedenen Granaten, vor allem
aber reichlich von Schrapnells getroffen worden.
Die Granaten haben hauptfächlich die Äußen-
architektur an der Südfeite befchädigt, die
Schrapnells aber haben die fämtlichen Ober-
lichter zerfchlagen, dazu find auch die Fenfter-
fcheiben im Hof durchweg infolge des Luft-
druckes gefprungen. Unter den großen, nicht
von ihrem Plaße zu entfernenden Gemälden,
die durch Schrapnells oder herabftürzende Glas-
fplitter und Dachftücke gelitten haben, beßndet
fich keines von den wertvollen Objekten. Die
koftbarften Bilder hat der Mufeumsdirektor Em.
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