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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 1
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Rundchau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0039

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

STETTIN Das STÄDTISCHE MUSEUM, das,
aus freiwilligen Beiträgen und Stiftungen Stet-
tiner Bürger erbaut und eingerichtet, erft kürz-
lich durch die Stiftung des verftorbenen Stadt-
rats Keddig und feiner gleichfalls verftorbenen
Witwe eine fehr beträchtliche Bereicherung an
Gemälden wie an Mitteln erfahren hat, verzeich-
net neuerdings zwei namhafte Zuwendungen.
„Für Mufeumszwecke“ hat der vor einigen Wodien
verftorbene Ehrenbürger der Stadt und lang-
jährige Stadtverordnetenvorfteher Geh. Sanitäts-
rat Scharlau 30000 M. vermacht. Weiter hat
ein Bürger, der ungenannt bleiben will, der
ftädtifchen Behörde eine Schenkung von 100000M.
für die Äusftattung des Kuppel|aales im Stadt-
mufeum mit der Beftimmung gemacht, daß da-
mit zugleich ein Andenken an das große
Jahr 1914 gefchaffen werde und fowohl die
Wandgemälde als auch die etwa im Kuppel-
faale aufzuftellenden Statuen fich in irgendeiner
Weife auf diefe Zeit beziehen, wobei der Geber
diefe Beziehung nicht zu eng faffen will; vor
allem kommt es ihm darauf an, daß die allge-
mein menfchlichen Grundlagen der Zeit in den
Bildwerken ihren Ausdruck ßnden. Über die
Art der Ausführung des Plans foll nach den
Vorfdilägen des Mufeumsdirektors, der jedesmal
das Einverftändnis des Spenders einholen foll,
eine befondere Kommiffion unter Vorfiß des
Oberbürgermeifters befchließen. Man darf zu
Dr. Riezler nach feinen bisherigen Leiftungen das
Vertrauen baben, daß er die Blicke der Kom-
miffion auf Dinge lenken wird, die wirklich durch
ihre Qualität und Art ein würdiger Ausdruck
der Zeit bleiben werden. Derfelbe Ungenannte
hat weitere 100000 M., wenn nötig 120000 M.,
zu Zwecken des Baues eines Krematoriums auf
dem Hauptfriedhof zur Verfügung geftellt, wo-
für auch bereits andere Zuwendungen vor-
handen find.

AUSSTELLUNGEN

BÄSEL Die Januar-Ausftellung in der KUNST-
HALLE ift dem Maler Frank Buchfer ge-
widmet, der vor 25 Jahren in Solothurn ftarb.
Zum erftenmal wird hier eine lückenlofe Reihe
von Bildern, Studien und Zeichnungen ausge-
ftellt, die von der rafchen und originellen Ent-
wicklung diefes Malers einen überzeugenden
Begriff geben. Die Öffentliche Kunftfammlung
hat aus ihrem großen Buchfer-Material, das ihr
durch ein Legat zukam, einen ftattlichen Teil
hergeliehen, vor allem die frifchen Ölftudien,
welche von den frühen, unmittelbar erfaßten
Kopien nach großen Meiftern (aus Antwerpen,
Paris, Madrid) zu den felbftändigen Arbeiten

führen, den flimmernden Lichtimpreffionen aus
Spanien und Marokko, den tonfeinen, diskreten
Interieurs aus der Schweiz, den typifchen Land-
fchafts- und Negerbiidern aus Amerika. Aus
Privatbefiß wurden die meifterhaften Porträts
aus den fiebziger und achtziger Jahren beige-
fteuert, die ftets zum Beften gehören werden,
was an durchgebildeten, ftofflich nicht minder
packenden wie pfychologifch intereffanten Bild—
niffen bekannt ift. Einen Hauptbeftandteil der
Basler Äusftellung bildet fodann die Sammlung
des Zürcher Kunftfalon Bollag, mit ihren male-
rifch großzügigen Gemälden aus Buchfers Früh-
zeit, wo er von Spaniern und Franzofen in
kürzefter Zeit eine ungewöhnliche Virtuoßtät
der Technik lernte, die ihm erlaubte, dem fprü-
henden Künftlertemperament die Zügel fchießen
zu laßen. Hauptfächlich die Bilder aus der erften
fpanifchen und englifchen Zeit 1853/54 und 1856
(von denen unlängft auch im Cicerone die Rede
war; Heft 18/19,1914) werden hier, in Verbindung
mit dem Gefamtwerk des Meifters, als außer-
ordentlich auffchlußreich und künftlerifch wert-
voll empfunden. Auch die Küften und Akt-
ftudien aus dem Seebad Scarborough möchte
man hier nicht mißen! Darf man, bei der Wür-
digung Buchfers, nicht überfehen, daß er in
manchen weniger glücklichen Stunden fein Ta-
lent an konventionelle Kompofitionen oder reiz-
lofe Porträts verfchwendete, fo berechtigt die
Basler Äusftellung — angefichts der ungewöhn-
lichen Qualität vor allem der Studien und frühen
Bilder (aber auch jener Porträts fpäterer Jahre,
an deren Vollkommenheit dem Künftler gelegen
war) — doch nur zu höchfter Anerkennung diefes
feltenen Künftlers, der ein Maler von elemen-
tarem Temperament und glänzendem, vielfeiti-
gem Können war. J. C.

BERLIN Die Galerie EDUARD SCHULTE
bringt den Karton und einzelne Skizzen Arthur
Kampfs zu feinem großen Gemälde für die
neue Aula der Univerfität zur Äusftellung. Es
wäre nicht gerecht, wollte man vor diefem Karton
ein gültiges Urteil über diefe Darftellung von
Fichtes Reden an die deutfche Nation abgeben.
Manches, was heute noch befremdet, wird viel-
leicht im Rahmen der Architektur und in der
endgültigen Faßung überzeugender erfcheinen.
Bis jeßt ift das Bedenklichfte die Darftellung
Fichtes felbft. Hier fehlt in Stellung und Gebärde
die Seele. Die Zeichnung erweift aber wieder
die außerordentliche Sicherheit Kampfs, und
unter den farbigen Studien find einige recht
feine, breit und farbig gemalte Stücke. Im
Nebenfaale zeigt Albert Gartmann wieder
einmal eine größere Anzahl von Werken aller

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