SAMMLUNGEN
„Marine“ J. Ä. Beerftratens (bez. u. dat. 1658).
Wir kommen auf diefes außergewöhnlich inter-
effante Legat noch in einem illuftrierten Artikel
zurück. — Durch Vermächtnis der Witwe J. Ä.
H. Netfcher wurde die Sammlung durch ein Selbft-
porträt von Cafpar Netfcher und verfchiedene
Bildniffe von Angehörigen feiner nächften Ver-
wandtschaft bereichert. — Frl. A.C. van Zegwaard
fchenkte eine flotte „Strandanficht an der Nord-
fee“ von H. W. Mesdag. R. B.
BERLIN Der Eingangsfaal zur nordifchen
Abteilung der Gemäldegalerie des KAISER
FRIEDRICH-MUSEUMS ift, wie neulich kurz
berichtet wurde, mit Werken des 14. und aus
der erften Hälfte des 15. Jahrhunderts aus den
nordifchen Ländern eingerichtet worden, unter
denen fich neben einigen Tafeln aus den alten
Beftänden des Mufeums eine größere Zahl neuer
Erwerbungen aus den leßten Jahren befinden.
Die Mitte der Hauptwand nimmt die böhmifche
Madonna aus der Mitte des 14. Jahrhunderts
ein, von der man annimmt, daß fie dem Erz-
bifchof von Prag (f 1364) gehört hat. Um fie
herum find einige Bilder kleineren Formates ver-
einigt, die zum größten Teil dem kölnifchen,
zum kleineren dem burgundifchen und franzöfi-
fchen Kreife angehören. Dabei befinden fich
das burgundifche Vierpaßtriptychon aus der
Sammlung Weber, ein Gefchenk der Weberfchen
Erben, und das koftbare altkölnifche Diptychon
mit der Kreuzigung und der Madonna aus der
Sammlung Robinfon. Darüber hängen eine weft-
fälifche Tafel der Dreifaltigkeit und die Kölnifche
Kreuzigung mit Heiligen, die 1910 von Charles
Sedelmeyer gefchenkt wurde. An der Fenfter-
wand hat das fchwer unterzubringende, als
fchwäbifch um 1440 bezeichnete Bild Plaß ge-
funden, das vor einem wundervoll groß orna-
mentierten Goldgrund die Dreifaltigkeit auf dem
Throne und daneben die Heimfuchung zeigt, und
an frühe Werke von Konrad Wiß erinnert. Auch
die kölnifche Tafel mit den vielen kleinen Bil-
dern aus dem Leben Chrifti kommt hier zum
erften Male zur rechten Geltung.
Im Erdgefchoß ift in dem Durchgangsraum
zur Bafilika an der rechten Längswand der früh-
kölnifche Flügelaltar aus der Sammlung Brenken
aufgeftellt worden, der außen die Verkündigung,
und an den Innenflügeln die Heiligen Stephanus,
Elifabeth, Barbara, Katharina, Helena, Anno Ep.,
Gregorius Martyr und Gereon Martyr zeigt, mit
den ausgefprochenen Typen der Bilder, die auf
den Namen Meifter Wilhelm getauft find, ln
den leeren Schrein gefeßt ift eine bayrifche Ma-
donna von 1400. Durch die Wegnahme der jeßt
im erften Stock aufgeftellten Bilder wurde im
tomanifchen Saal der Plaß für eine Reihe Neu-
erwerbungen deutfcher Plaftik verfügbar. Es
find zwei elfäfßfche Madonnen, die eine aus
Molsheim, um 1300, mit Reften der Bemalung,
die andere um 1400 in Kalkftein gearbeitet,
ferner eine oberrheinifche thronende Madonna
aus der Freiburger Gegend, um 1430, mit vor-
züglich erhaltener Faffung und von ausgefpro-
chen individuellem Typus der Gefiditszüge. Vor
allem aber wurde Raum gefchaffen zur Auf-
hellung dreier wundervoller Stücke aus Naum-
burg, eines Kruzifixus und einer Maria unterm
Kreuz von wundervoll großen Formen und fehr
gemeffenem und tief befeeltem Ausdruck, die
wohl einer Lettnerkreuzigung angehörten, wie
folche noch in Bamberg und Naumburg er-
halten find. Wie diefe beiden Stücke wird
auch das dritte, ein kniender Chriftus am Öl-
berg, ins 13. Jahrhundert verfeßt, was man
troß aller Verfdiiedenheit der Formbildung an-
erkennen muß, weil es fchlechterdings unmög-
lich ift, irgend ein anderes Datum in Vorfchlag
zu bringen. Zuleßt ift unter den Neuerwerbungen
noch eine Wappenhalterin aus Stein zu nennen,
die Demmler im Dezemberheft der amtlichen
Mitteilungen dem Adam Kraft zuweift. In dem
Saal der italienifchen Abgüffe find endlich noch
zwei Vitrinen aufgeftellt, die eine ganze Reihe
von Neuerwerbungen deutfcher Kleinplaftik ent-
halten. Während das Deutfche Mufeum aus der
Erde wächft, wird fo eifrig für feinen Inhalt
geforgt.
ELBERFELD Das STÄDTISCHE MUSEUM
erhielt als Stiftung des Mufeumsvereins eine
Landfchaft von Ernft te Peerdt, von Profeffor
L. Tuaillon einen Fries in Kohlezeichnung von
Hans von Marees und von dem bekannten
Numismatiker Alfred Noß in München eine Samm-
lung Münzen der Münzftätte Düffeldorf.
LEMBERG Über den Diebftahl der ruffi-
fchen Truppen im „Offolineum“, den wir in
Heft 20/21, S. 623 kurz meldeten, gibt jeßt die
„Nowoje Wremja“ Näheres bekannt. Danach
find 1034 Gemälde, 24000 Kupferftiche, 5000 Auto-
gramme und viele Handfchriften und Bücher
nach Petersburg gefchafft worden, angeblich zum
Schüße vor Repreffalien des Feindes, „falls er
vorübergehend die ruffifche Grenze überfchreiten
follte“. Das Eigentumsrecht der Stadt Lemberg
an den Kunftgegenftänden hat man großmütig
anerkannt.
NEW-YORK Dem METROPOLITAN MU-
SEUM find als Vermächtnis der in Paris verdor-
benen Frau M. S. Grandidier $ 47000 zugefallen.
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„Marine“ J. Ä. Beerftratens (bez. u. dat. 1658).
Wir kommen auf diefes außergewöhnlich inter-
effante Legat noch in einem illuftrierten Artikel
zurück. — Durch Vermächtnis der Witwe J. Ä.
H. Netfcher wurde die Sammlung durch ein Selbft-
porträt von Cafpar Netfcher und verfchiedene
Bildniffe von Angehörigen feiner nächften Ver-
wandtschaft bereichert. — Frl. A.C. van Zegwaard
fchenkte eine flotte „Strandanficht an der Nord-
fee“ von H. W. Mesdag. R. B.
BERLIN Der Eingangsfaal zur nordifchen
Abteilung der Gemäldegalerie des KAISER
FRIEDRICH-MUSEUMS ift, wie neulich kurz
berichtet wurde, mit Werken des 14. und aus
der erften Hälfte des 15. Jahrhunderts aus den
nordifchen Ländern eingerichtet worden, unter
denen fich neben einigen Tafeln aus den alten
Beftänden des Mufeums eine größere Zahl neuer
Erwerbungen aus den leßten Jahren befinden.
Die Mitte der Hauptwand nimmt die böhmifche
Madonna aus der Mitte des 14. Jahrhunderts
ein, von der man annimmt, daß fie dem Erz-
bifchof von Prag (f 1364) gehört hat. Um fie
herum find einige Bilder kleineren Formates ver-
einigt, die zum größten Teil dem kölnifchen,
zum kleineren dem burgundifchen und franzöfi-
fchen Kreife angehören. Dabei befinden fich
das burgundifche Vierpaßtriptychon aus der
Sammlung Weber, ein Gefchenk der Weberfchen
Erben, und das koftbare altkölnifche Diptychon
mit der Kreuzigung und der Madonna aus der
Sammlung Robinfon. Darüber hängen eine weft-
fälifche Tafel der Dreifaltigkeit und die Kölnifche
Kreuzigung mit Heiligen, die 1910 von Charles
Sedelmeyer gefchenkt wurde. An der Fenfter-
wand hat das fchwer unterzubringende, als
fchwäbifch um 1440 bezeichnete Bild Plaß ge-
funden, das vor einem wundervoll groß orna-
mentierten Goldgrund die Dreifaltigkeit auf dem
Throne und daneben die Heimfuchung zeigt, und
an frühe Werke von Konrad Wiß erinnert. Auch
die kölnifche Tafel mit den vielen kleinen Bil-
dern aus dem Leben Chrifti kommt hier zum
erften Male zur rechten Geltung.
Im Erdgefchoß ift in dem Durchgangsraum
zur Bafilika an der rechten Längswand der früh-
kölnifche Flügelaltar aus der Sammlung Brenken
aufgeftellt worden, der außen die Verkündigung,
und an den Innenflügeln die Heiligen Stephanus,
Elifabeth, Barbara, Katharina, Helena, Anno Ep.,
Gregorius Martyr und Gereon Martyr zeigt, mit
den ausgefprochenen Typen der Bilder, die auf
den Namen Meifter Wilhelm getauft find, ln
den leeren Schrein gefeßt ift eine bayrifche Ma-
donna von 1400. Durch die Wegnahme der jeßt
im erften Stock aufgeftellten Bilder wurde im
tomanifchen Saal der Plaß für eine Reihe Neu-
erwerbungen deutfcher Plaftik verfügbar. Es
find zwei elfäfßfche Madonnen, die eine aus
Molsheim, um 1300, mit Reften der Bemalung,
die andere um 1400 in Kalkftein gearbeitet,
ferner eine oberrheinifche thronende Madonna
aus der Freiburger Gegend, um 1430, mit vor-
züglich erhaltener Faffung und von ausgefpro-
chen individuellem Typus der Gefiditszüge. Vor
allem aber wurde Raum gefchaffen zur Auf-
hellung dreier wundervoller Stücke aus Naum-
burg, eines Kruzifixus und einer Maria unterm
Kreuz von wundervoll großen Formen und fehr
gemeffenem und tief befeeltem Ausdruck, die
wohl einer Lettnerkreuzigung angehörten, wie
folche noch in Bamberg und Naumburg er-
halten find. Wie diefe beiden Stücke wird
auch das dritte, ein kniender Chriftus am Öl-
berg, ins 13. Jahrhundert verfeßt, was man
troß aller Verfdiiedenheit der Formbildung an-
erkennen muß, weil es fchlechterdings unmög-
lich ift, irgend ein anderes Datum in Vorfchlag
zu bringen. Zuleßt ift unter den Neuerwerbungen
noch eine Wappenhalterin aus Stein zu nennen,
die Demmler im Dezemberheft der amtlichen
Mitteilungen dem Adam Kraft zuweift. In dem
Saal der italienifchen Abgüffe find endlich noch
zwei Vitrinen aufgeftellt, die eine ganze Reihe
von Neuerwerbungen deutfcher Kleinplaftik ent-
halten. Während das Deutfche Mufeum aus der
Erde wächft, wird fo eifrig für feinen Inhalt
geforgt.
ELBERFELD Das STÄDTISCHE MUSEUM
erhielt als Stiftung des Mufeumsvereins eine
Landfchaft von Ernft te Peerdt, von Profeffor
L. Tuaillon einen Fries in Kohlezeichnung von
Hans von Marees und von dem bekannten
Numismatiker Alfred Noß in München eine Samm-
lung Münzen der Münzftätte Düffeldorf.
LEMBERG Über den Diebftahl der ruffi-
fchen Truppen im „Offolineum“, den wir in
Heft 20/21, S. 623 kurz meldeten, gibt jeßt die
„Nowoje Wremja“ Näheres bekannt. Danach
find 1034 Gemälde, 24000 Kupferftiche, 5000 Auto-
gramme und viele Handfchriften und Bücher
nach Petersburg gefchafft worden, angeblich zum
Schüße vor Repreffalien des Feindes, „falls er
vorübergehend die ruffifche Grenze überfchreiten
follte“. Das Eigentumsrecht der Stadt Lemberg
an den Kunftgegenftänden hat man großmütig
anerkannt.
NEW-YORK Dem METROPOLITAN MU-
SEUM find als Vermächtnis der in Paris verdor-
benen Frau M. S. Grandidier $ 47000 zugefallen.
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