Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0346
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0346
NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGE-
WERBE-MUSEUMS DER STÄDT KÖLN
Mit 8 Abbildungen Von G. EUGEN LÜTHGEN
Vom Mittelalter an weift die rheinifche Kunft ftets über die Rheinlande hinaus.
Denn die Kunft der Rheinlande ift unauflöslich mit Belgien, Holland und Nord-
frankreich, des öfteren auch mit Süddeutfchland verknüpft. Infolge diefer weitläufigen
Beziehungen zu bedeutenden Kunftmittelpunkten findet fich in der rheinifchen Kunft
nur feiten das Zeichen einer Stilerftarrung, wie fie den in fich abgefchloffenen ört-
lichen Kunftkreifen häufig eigentümlich ift. Wenn daher rheinifche Sammlungen das
Ziel verfolgen, hauptfächlich den Beftand an rheinifchen Denkmälern zu erweitern,
fo fchließt diefe Begrenzung keineswegs ein Verzichtleiften auf hohe künftlerifche Be-
deutung der einzelnen Gegenftände in fich. Das beweifen die diesjährigen Erwerbungen
des Kunftgewerbe-Mufeums offenfichtlich, da es gelang, einige Werke der beften rhei-
nifchen Künftler zu erwerben.
Ein kölnifches Emailkreuz aus der erften Hälfte des 12. Jahrhunderts ift eine un-
zweifelhaft eigenhändige Arbeit des Eilbertus Colonienfis (Abb. 1 u. 2). Fünf quadratifche
Platten, die die Kreuzbalken und die Mitte des Eichenholzkernes des Kreuzes bedecken,
tragen Darftellungen der Evangeliften und der Kreuzigung. Der Schmelzgrund ift ein
tiefes, leuchtendes Blau, in dem die kupfervergoldeten Figuren ausgefpart find. Die Felder
find von grünen oder weißen Emailftreifen umrahmt. Die verfchiedenen Farben laufen
ohne trennende Stege, allerdings fcharf voneinander abgefeßt, nebeneinander her.
Die Zeichnung der Evangeliften ift großzügig und bewegt. Troß der betonten Zeich-
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Abb. 1. EILBERTUS COLONIENSIS, Kreuz Köln, Kunftgewerbe-Mufeum
WERBE-MUSEUMS DER STÄDT KÖLN
Mit 8 Abbildungen Von G. EUGEN LÜTHGEN
Vom Mittelalter an weift die rheinifche Kunft ftets über die Rheinlande hinaus.
Denn die Kunft der Rheinlande ift unauflöslich mit Belgien, Holland und Nord-
frankreich, des öfteren auch mit Süddeutfchland verknüpft. Infolge diefer weitläufigen
Beziehungen zu bedeutenden Kunftmittelpunkten findet fich in der rheinifchen Kunft
nur feiten das Zeichen einer Stilerftarrung, wie fie den in fich abgefchloffenen ört-
lichen Kunftkreifen häufig eigentümlich ift. Wenn daher rheinifche Sammlungen das
Ziel verfolgen, hauptfächlich den Beftand an rheinifchen Denkmälern zu erweitern,
fo fchließt diefe Begrenzung keineswegs ein Verzichtleiften auf hohe künftlerifche Be-
deutung der einzelnen Gegenftände in fich. Das beweifen die diesjährigen Erwerbungen
des Kunftgewerbe-Mufeums offenfichtlich, da es gelang, einige Werke der beften rhei-
nifchen Künftler zu erwerben.
Ein kölnifches Emailkreuz aus der erften Hälfte des 12. Jahrhunderts ift eine un-
zweifelhaft eigenhändige Arbeit des Eilbertus Colonienfis (Abb. 1 u. 2). Fünf quadratifche
Platten, die die Kreuzbalken und die Mitte des Eichenholzkernes des Kreuzes bedecken,
tragen Darftellungen der Evangeliften und der Kreuzigung. Der Schmelzgrund ift ein
tiefes, leuchtendes Blau, in dem die kupfervergoldeten Figuren ausgefpart find. Die Felder
find von grünen oder weißen Emailftreifen umrahmt. Die verfchiedenen Farben laufen
ohne trennende Stege, allerdings fcharf voneinander abgefeßt, nebeneinander her.
Die Zeichnung der Evangeliften ift großzügig und bewegt. Troß der betonten Zeich-
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Abb. 1. EILBERTUS COLONIENSIS, Kreuz Köln, Kunftgewerbe-Mufeum