Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0347
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN
Äbb. 2. EILBERTUS COLONIENSIS, Kreuz Köln, Kunftgewerbe-Mufeum
nung wird in Einzelheiten deutlich das fichere Gefühl für die plaftifche, die körperliche
Rundung erkennbar. Audi die Vorliebe für die auffällige Betonung der Raumtiefe
in dem perfpektivifch gezeichneten Sitje der Evangeliften, eine letjte Nachwirkung der
karolingifdi-ottonifchen Zeit, macht [ich geltend. Beachtet man bezüglich der Maßver-
hältniffe, daß die Größe des Kopfes in keinem günftigen Verhältnis zu den an fich
kleinen Körpern der Evangeliften fteht, daß die Haare, fein geordnet, faft wie Fifch-
fchuppen gezeichnet find, daß die Gewandfalten an vielen Stellen, gleichfam um eine
malerifche Wirkung vorzutäufchen, in Doppel- und mehrftrichigen Lagen nebeneinander
wiederholt find, fo hat man alle Formmerkmale und technifchen Eigentümlichkeiten
vereinigt, die den Stil des Eilbertus Colonienfis ausmachen. So hat der unterfchriftlich
mit Eilbertus Colonienfis bezeichnete Emailaltar des Welfenfchafees die gleiche Farb-
zufammenftellung, die gleiche Art der Gravierung der Geftalten und vor allem die
gleiche Auffaffung der Formgeftaltung. Auch die äußere Verteilung der Quadratplatten
auf dem Kreuz erinnert an die Anordnung des Welfenfchatj-Altares1.
Auf den Schrägungen des Kreuzes rund um die Platten haben fich einzelne Refte
der fein geftanzten Friefe erhalten. Die Darftellung, Vögel mit Drachenfchwänzen zu
feiten eines Lebensbaumes, beweifen, wie auch hier noch die Anregungen aus den
armenifdi-fgrifch-byzantinifchen Kunftkreifen, die diefes Motiv der affyrifchen Kunft
entnahmen, wirkfam find.
1 Creug: Jahresbericht des Kunftgewerbe-Mufeums Köln 1913, S. 12. Creug: Zeitfchrift f.
chriftl. Kunft, 1913, Nr. 11.
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Äbb. 2. EILBERTUS COLONIENSIS, Kreuz Köln, Kunftgewerbe-Mufeum
nung wird in Einzelheiten deutlich das fichere Gefühl für die plaftifche, die körperliche
Rundung erkennbar. Audi die Vorliebe für die auffällige Betonung der Raumtiefe
in dem perfpektivifch gezeichneten Sitje der Evangeliften, eine letjte Nachwirkung der
karolingifdi-ottonifchen Zeit, macht [ich geltend. Beachtet man bezüglich der Maßver-
hältniffe, daß die Größe des Kopfes in keinem günftigen Verhältnis zu den an fich
kleinen Körpern der Evangeliften fteht, daß die Haare, fein geordnet, faft wie Fifch-
fchuppen gezeichnet find, daß die Gewandfalten an vielen Stellen, gleichfam um eine
malerifche Wirkung vorzutäufchen, in Doppel- und mehrftrichigen Lagen nebeneinander
wiederholt find, fo hat man alle Formmerkmale und technifchen Eigentümlichkeiten
vereinigt, die den Stil des Eilbertus Colonienfis ausmachen. So hat der unterfchriftlich
mit Eilbertus Colonienfis bezeichnete Emailaltar des Welfenfchafees die gleiche Farb-
zufammenftellung, die gleiche Art der Gravierung der Geftalten und vor allem die
gleiche Auffaffung der Formgeftaltung. Auch die äußere Verteilung der Quadratplatten
auf dem Kreuz erinnert an die Anordnung des Welfenfchatj-Altares1.
Auf den Schrägungen des Kreuzes rund um die Platten haben fich einzelne Refte
der fein geftanzten Friefe erhalten. Die Darftellung, Vögel mit Drachenfchwänzen zu
feiten eines Lebensbaumes, beweifen, wie auch hier noch die Anregungen aus den
armenifdi-fgrifch-byzantinifchen Kunftkreifen, die diefes Motiv der affyrifchen Kunft
entnahmen, wirkfam find.
1 Creug: Jahresbericht des Kunftgewerbe-Mufeums Köln 1913, S. 12. Creug: Zeitfchrift f.
chriftl. Kunft, 1913, Nr. 11.
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