Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0055
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Heft 2
DOI Artikel:Balet, Leo: Neuerwerbungen des Bremer Kunstgewerbe-Museums
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NEUERWERBUNGEN DES BREMER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS
völlig einwandfrei erklärte, doch in glänzen-
der Weife beftätigt.
Zur Vervollftändigung des im Depot auf-
bewahrten Studienmaterials wurde noch eine
kleinere, nach Ausführung und Erhaltung
eigentlich nicht mu-
Hbb. 13. Zinnpokal mit
filbernem Doppeladler
von Johann Timmer-
mann I. Bremen, um
1685
Äbb. 12. Henkelkrug aus Zinn von
Johann Nyeman. Bremen 1586
feumswürdige Tru-
henplatte angefchafft,
die in der Literatur
mehrfach erwähnt und
vom Oldenburger Mu-
feum abgeftoßen wor-
den war. Als eine
Bremer Arbeit um
1600 durften wir uns
diefes Stück nicht ent-
gehen laffen. Auch
hier begegnet man
wieder der Darftellung
der Heilsgefchichte,
nur was Figuren und
Beiwerk betrifft, ftark
vereinfacht und ziemlich unbeholfen gefchnitjt.
Der Sammtung von bremifchem Zinn konnten zwei gute
Stücke aus Bremer Privatbefitj einverleibt werden. Zunächft ein
walzenförmiger Renaiffance-Henkelkrug (Abb. 12) mit abgefetj-
tem Fußrand und flachgewölbtem Deckel mit gedrehtem Knopf.
Sämtliche Ränder find mit einem Kranz von eingepunzten Blätt-
chen verfehen, was fonft nur auf Meffingfchüffeln angetroffen
wird. Auf dem Deckel find die Jahreszahl (15)86, eine Haus-
marke und die Initialen des Befi^ers ß B eingraviert, am Henkel
befindet fich die Bremer Schlüffelmarke und die von zierlichem
Renaiffancefchild umrahmte Meiftermarke 1. N., mit der zweifel-
los der Mitunterzeichner der erften Rolle des Bremer Schart-
gießeramtes (1573) Johann Nyeman gemeint ift. Meines Wiffens
ift diefer Renaiffancekrug das ältefte beglaubigte Zinnobjekt, das
uns noch von dem anfehnlichen Bremer Handwerk erhalten ift
und die Erwerbung fomit doppelt wertvoll macht. Etwa 100
Jahre jünger ift ein großer Zunftpokal (Abb. 13) mit filbernem
Doppeladler als Bekrönung aus der Sammlung Dr. Adami-
Obftfelder-Bremen. Am Lippenrand die Umfchrift: BERENDT
BARCKHOREN CAEMMERARIVS DAS EHRBAR SCHVSTER-
AMPTS MORGENSPRACHE ZV W1LSHAVSEN. Diefer Pokal
ift, wie aus der Marke mit halbem oder offenem Bremer Schlüffel
hervorgeht, aus Halbgut (2V2 Pfd. Zinn auf 1 Pfd. Blei) her-
geftellt, und von dem Meifter Johann Timmermann I, der um
1685 tätig war, bezeichnet.
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völlig einwandfrei erklärte, doch in glänzen-
der Weife beftätigt.
Zur Vervollftändigung des im Depot auf-
bewahrten Studienmaterials wurde noch eine
kleinere, nach Ausführung und Erhaltung
eigentlich nicht mu-
Hbb. 13. Zinnpokal mit
filbernem Doppeladler
von Johann Timmer-
mann I. Bremen, um
1685
Äbb. 12. Henkelkrug aus Zinn von
Johann Nyeman. Bremen 1586
feumswürdige Tru-
henplatte angefchafft,
die in der Literatur
mehrfach erwähnt und
vom Oldenburger Mu-
feum abgeftoßen wor-
den war. Als eine
Bremer Arbeit um
1600 durften wir uns
diefes Stück nicht ent-
gehen laffen. Auch
hier begegnet man
wieder der Darftellung
der Heilsgefchichte,
nur was Figuren und
Beiwerk betrifft, ftark
vereinfacht und ziemlich unbeholfen gefchnitjt.
Der Sammtung von bremifchem Zinn konnten zwei gute
Stücke aus Bremer Privatbefitj einverleibt werden. Zunächft ein
walzenförmiger Renaiffance-Henkelkrug (Abb. 12) mit abgefetj-
tem Fußrand und flachgewölbtem Deckel mit gedrehtem Knopf.
Sämtliche Ränder find mit einem Kranz von eingepunzten Blätt-
chen verfehen, was fonft nur auf Meffingfchüffeln angetroffen
wird. Auf dem Deckel find die Jahreszahl (15)86, eine Haus-
marke und die Initialen des Befi^ers ß B eingraviert, am Henkel
befindet fich die Bremer Schlüffelmarke und die von zierlichem
Renaiffancefchild umrahmte Meiftermarke 1. N., mit der zweifel-
los der Mitunterzeichner der erften Rolle des Bremer Schart-
gießeramtes (1573) Johann Nyeman gemeint ift. Meines Wiffens
ift diefer Renaiffancekrug das ältefte beglaubigte Zinnobjekt, das
uns noch von dem anfehnlichen Bremer Handwerk erhalten ift
und die Erwerbung fomit doppelt wertvoll macht. Etwa 100
Jahre jünger ift ein großer Zunftpokal (Abb. 13) mit filbernem
Doppeladler als Bekrönung aus der Sammlung Dr. Adami-
Obftfelder-Bremen. Am Lippenrand die Umfchrift: BERENDT
BARCKHOREN CAEMMERARIVS DAS EHRBAR SCHVSTER-
AMPTS MORGENSPRACHE ZV W1LSHAVSEN. Diefer Pokal
ift, wie aus der Marke mit halbem oder offenem Bremer Schlüffel
hervorgeht, aus Halbgut (2V2 Pfd. Zinn auf 1 Pfd. Blei) her-
geftellt, und von dem Meifter Johann Timmermann I, der um
1685 tätig war, bezeichnet.
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