Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0060
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Heft 2
DOI Artikel:Balet, Leo: Neuerwerbungen des Bremer Kunstgewerbe-Museums
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NEUERWERBUNGEN DES BREMER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS
gemalten Porträts von Friedrich II. und feiner Gemah-
lin nach Antoine Pesne (Paris 1683 bis Berlin 1757).
Auch unfere keramifche Abteilung erfuhr im ver-
soffenen Jahr eine wefentliche Bereicherung. Bei den
geringen zur Verfügung ftehenden Mitteln und den
ftets fteigenden Preifen dürfte es für Bremen aus-
fichtslos erfcheinen, auch einen Beftand an Steinzeug,
Majoliken, Fayencen, Porzellanen und Steingut zu-
fammenzubringen, enthielte er auch nur die charak-
teriftifchen Stücke der bedeutendften Manufakturen.
Denn das zurzeit im Gewerbemufeum an Keramik
Vorhandene ift im allgemeinen qualitativ fo gering,
daß es höchftens als befcheidener Anfang zu einer
ernftlichen Sammlung bezeichnet werden kann. Was
aber für Bremen von Wichtigkeit fein muß, ift die
Vervollftändigung des Beftandes einheimifcher,
bzw. Vegefacker Fagencen, wenn auch die meiften
Aumunder und Lefumer Produkte ohne großen künft-
lerifchen Wert find. Im Kunfthandel war bis jeljt
nicht ein einziges Stück zu finden. Sämtliche 18 Neu-
erwerbungen unferes Mufeums kommen aus Privat-
fammlungen und waren zum größten Teil in der
Literatur bereits erwähnt.
Aus der von Johann Chriftoph Mülhaufen, Diedrich und Wilhelm Terhellen 1751
in Aumund gegründeten Manufaktur ftammt zunächft eine anfehnliche mit „indianfchen
Blumen“ blaubemalte Terrine (Abb. 23; Sammlung Herbft-Bremen) und zwar, wie die
Marke D & WT beweift, aus der Zeit 1755 — 57, in
der Mülhaufen geftorben war und die Gebrüder Ter-
hellen unter großen Schwierigkeiten die Fabrik auf-
recht zu erhalten verfuchten. Begreiflicherweife find
Erzeugniffe aus diefer Periode nicht fehr häufig. Das
Stück hat einen achteckigen Grundriß, zwei aus Rokaillen
herauswachfende Henkel mit Maskarons und einen ftark
profilierten Deckel, deffen Bekrönung fehlt. Noch
feltener ift ein buntbemalter Aumunder Walzenkrug
(Abb. 24; Sammlung Riefebieter-Oldenburg) aus den
Jahren 1759—60. Die Gebrüder Terhellen hatten die
Fabrik 1757 an ihren Schwager Albrecht von Erber-
feld verkaufen müffen. Letjterer bemühte fich noch ein
Jahr lang vergeblich, die ftilliegende Manufaktur wieder
in Betrieb zu bringen. Aus der Erberfeldfchen Zeit
find uns nur vier ganz gewöhnliche blaubemalte Apo-
thekertöpfe erhalten. Das einzige bedeutende Exemplar
aus diefer Periode ift der oben erwähnte Walzenkrug
mit Darftellung einer Chinefin zwifchen Palmenbäumen
in Scharffeuerfarben. Der Zinndeckel hat eine ein-
gelaffene Braunfehweiger Bronzemünze vom Jahre 1759
Äbb. 22. Emaildofe, bronzemontiert
mit Miniaturen vom „Alten Fritj“
und feiner Gemahlin, nach Antoine
Pesne (BATTERSEÄ), 18. Jahrh.,
2. Hälfte
Abb. 21. Emaildofe, filbermontiert.
Frankreich, 18. Jahrh., 2. Hälfte
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gemalten Porträts von Friedrich II. und feiner Gemah-
lin nach Antoine Pesne (Paris 1683 bis Berlin 1757).
Auch unfere keramifche Abteilung erfuhr im ver-
soffenen Jahr eine wefentliche Bereicherung. Bei den
geringen zur Verfügung ftehenden Mitteln und den
ftets fteigenden Preifen dürfte es für Bremen aus-
fichtslos erfcheinen, auch einen Beftand an Steinzeug,
Majoliken, Fayencen, Porzellanen und Steingut zu-
fammenzubringen, enthielte er auch nur die charak-
teriftifchen Stücke der bedeutendften Manufakturen.
Denn das zurzeit im Gewerbemufeum an Keramik
Vorhandene ift im allgemeinen qualitativ fo gering,
daß es höchftens als befcheidener Anfang zu einer
ernftlichen Sammlung bezeichnet werden kann. Was
aber für Bremen von Wichtigkeit fein muß, ift die
Vervollftändigung des Beftandes einheimifcher,
bzw. Vegefacker Fagencen, wenn auch die meiften
Aumunder und Lefumer Produkte ohne großen künft-
lerifchen Wert find. Im Kunfthandel war bis jeljt
nicht ein einziges Stück zu finden. Sämtliche 18 Neu-
erwerbungen unferes Mufeums kommen aus Privat-
fammlungen und waren zum größten Teil in der
Literatur bereits erwähnt.
Aus der von Johann Chriftoph Mülhaufen, Diedrich und Wilhelm Terhellen 1751
in Aumund gegründeten Manufaktur ftammt zunächft eine anfehnliche mit „indianfchen
Blumen“ blaubemalte Terrine (Abb. 23; Sammlung Herbft-Bremen) und zwar, wie die
Marke D & WT beweift, aus der Zeit 1755 — 57, in
der Mülhaufen geftorben war und die Gebrüder Ter-
hellen unter großen Schwierigkeiten die Fabrik auf-
recht zu erhalten verfuchten. Begreiflicherweife find
Erzeugniffe aus diefer Periode nicht fehr häufig. Das
Stück hat einen achteckigen Grundriß, zwei aus Rokaillen
herauswachfende Henkel mit Maskarons und einen ftark
profilierten Deckel, deffen Bekrönung fehlt. Noch
feltener ift ein buntbemalter Aumunder Walzenkrug
(Abb. 24; Sammlung Riefebieter-Oldenburg) aus den
Jahren 1759—60. Die Gebrüder Terhellen hatten die
Fabrik 1757 an ihren Schwager Albrecht von Erber-
feld verkaufen müffen. Letjterer bemühte fich noch ein
Jahr lang vergeblich, die ftilliegende Manufaktur wieder
in Betrieb zu bringen. Aus der Erberfeldfchen Zeit
find uns nur vier ganz gewöhnliche blaubemalte Apo-
thekertöpfe erhalten. Das einzige bedeutende Exemplar
aus diefer Periode ift der oben erwähnte Walzenkrug
mit Darftellung einer Chinefin zwifchen Palmenbäumen
in Scharffeuerfarben. Der Zinndeckel hat eine ein-
gelaffene Braunfehweiger Bronzemünze vom Jahre 1759
Äbb. 22. Emaildofe, bronzemontiert
mit Miniaturen vom „Alten Fritj“
und feiner Gemahlin, nach Antoine
Pesne (BATTERSEÄ), 18. Jahrh.,
2. Hälfte
Abb. 21. Emaildofe, filbermontiert.
Frankreich, 18. Jahrh., 2. Hälfte
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