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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 2
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Balet, Leo: Neuerwerbungen des Bremer Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0061

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NEUERWERBUNGEN DES BREMER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS

Äbb. 23. Fayenceterrine aus Äumund, blau bemalt,
mit Marke D. & W. T. 1755—1757

und die fpäter eingravierte Befißer-
infchrift: Johann Gerhardt Kienhans
Anna Maria Wenges 1764.

Die Erzeugni|Je aus der Lefumer
Fayencefabrik, die 1755 von Jo-
hann Chriftoph Vielftich gegründet
wurde, find fchon, weil die Manu-
faktur länger exiftieren konnte, in
größerer Zahl erhalten. Das Aller-
befte, was aus der Lefumer Fabrik
hervorging, ift zweifellos der pracht-
volle 1763 und J. C. V. gezeichnete
Ofen (Abb. 25) den bereits Focke
in feinem Auffaß: „Fayencefabrika-
tion bei Vegefack“ in den Mittei-
lungen des Gewerbemufeums 1881
erwähnte und abbildete und über
den Gerhold im Jahrbuch der Bre-
mifchen Kunftfammlungen, Bd. IV,

ebenfalls berichtete. Auf gußeifernem Feuerungskaften mit Doppelwappen und Umfchrift:
„Friedrich v. d. Borgh Oberft z. Fus Herr z. Holßh. und Schonoebk Anna v. d. Borgh
geb. v. Affeln Fr. z. Holßh. und Schonebk“, fowie mit der Jahreszahl 1691 erhebt fich
der mächtige, gefchweifte und profilierte Fayence-Aufbau, aufs reichfte mit Voluten,

Rokaillen, Mufcheln, Kartufchen und Gitterwerk reliefiert
und blau bemalt. Fünf Landfchaften mit figürlicher
Staffage und ein eleganter rokaillierter Fayencekorb
als Bekrönung vollenden das Ganze. Der leßte Be-
fißer, Herr Baron v. d. Borgh, ließ den Ofen vor
einigen Jahren von Schönebeck nach Holzhaufen
bringen, wo er zu Nuß und Augenweide im Speife-
faal ftand, bis er unferem Mufeum gefchenkt wurde.
Im alten Verkaufsbuch, das noch im Befiß des Herrn
J. C. F. Vielftich ift, kommt der Name v. d. Borgh
wiederholt unter den Kunden vor. Unfer Ofen ift
aber nicht aufgeführt, da mit dem Buch erft 1772
begonnen wurde. Im Schloß Schönebeck befand fich
außerdem noch ein bunter Ofen, der wegen Platz-
mangels vor vielen Jahren auseinander genommen und
auf dem Boden aufbewahrt werden mußte. Beim
Einfturz eines Kamins wurden die Kacheln zufammen
mit dem fie bedeckenden Schutt weggetragen! Drei
Kacheln (Abb. 26) davon entdeckte ich noch im Schloß
Schönebeck, die Herr Baron v. d. Borgh bereitwilligft
unferem Mufeum überließ. Die vier Kacheln (abgeb.
im Jahrbuch der Bremifchen Sammlungen IV, 1911,
T. XVIII) und Teile von Kranzgefimfen im Hiftorifchen
Mufeum Bremen gehören zweifellos zu demfelben

Abb. 24. Fayencekrug aus Äumund,
bunt bemalt, mit Marke A. v. E.
1759-60

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