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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 2
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Balet, Leo: Neuerwerbungen des Bremer Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0064

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NEUERWERBUNGEN DES BREMER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS

Ofen und find wohl auf anderem Wege
dorthin gelangt. Über den unbekannten,
unter Hamburgifchem Einfluß ftehenden
Maler diefes vorzüglichen Ofens ift nur
noch zu berichten, daß unfer Mufeum
einen Deckelkrug befigt, der fowohl nach
der figürlichen und landfchaftlichen Staf-
fage, als auch nach der charakteriftifchen
Umrahmung von der nämlichen Hand zu
fein fcheint.

Ein Nachkomme des alten Vielftich
und zwar der bereits erwähnte Herr Joh.
Chrift. Friedr. Vielftich, der in Lefum den
Beruf feines Urahnen weiterführt, fchenkte
uns drei fchöne und tadellos erhaltene
Original-Tonformen (Abb. 27) für Ofen-
auffäge, die einzig erhaltenen Formen
aus dem 18. Jahrhundert von diefer Manufaktur. Die erfte Form, die Flamme einer
Granate, ift figniert: Nr. 2. J. C. V. 1764; die zweite bildet eine zierliche gefchweifte
Vafe mit Blumenftrauß und die dritte ift eine Kartufche mit Voluten- und Ranken-
verzierungen. Diefe drei Teile find Ende des 18. Jahrhunderts, da man mit den ver-
alteten unbrauchbaren und fo viel Plag raubenden Formen aufräumte, vor der Kammer-
tür des alten Fabrikgebäudes vergraben und fo vor dem Untergang bewahrt worden.
Der Vater des legten Befigers — Lüder Vielftich — wußte durch Überlieferung da-
von. Ausgegraben wurden diefe Formen aber erft nach dem Fabrikbrand 1883.

Die übrigen Lefumer Neuerwerbungen bedürfen keiner befonderen Befchreibung,
da die beigefügten Abbildungen genügenden Äuffchluß darüber geben. Es find dies
ein durchbrochenes Obftkörbchen (Abb. 28) mit Unterfag und trefflicher Buntmalerei —
es ift VI gezeichnet mit Malermarke P., die vielleicht auf Auguft Puchmüller hinweift,
der um 1773 dort tätig war —, eine Butterdofe in Form eines liegenden Hundes, vier
Tintenfäffer und drei Walzenkrüge mit Zinndeckeln, deren zwei die Bremer Marke
aufweifen (Abb. 29).

Was außerdem zu unferer keramifchen Abteilung noch hinzukam, find durchweg
Gefchenke, unter denen die Delfter Fayencen (alles Durchfchnittware) überwiegen. Erfurt
ift mit drei guten Krügen, Fürftenberg mit zwei Potpourri-Vafen vertreten und zwar
nach dem „Preiskurant von 1799“ „1 Pot pourri en Vase (Abb. 30) Lit. das Unterteil
als eine Mufchel und das Oberteil mit bunten Blumen bemahlt, übrigens reich mit
Golde gezieret. Zollhöhe 16, Rthlr. 15“, und „1 Pot pourri en Vase (Abb. 31) Lit. S
mit bunten Blumen, die Handhabe und Ränder vergoldet. Zollhöhe 15, 13 Rthlr.“

Aus dem Berliner Kunfthandel wurde eine vorzügliche Miniatur (f. farbige Tafel) des
Bremer Bürgermeifters Jacob Breuls (geb. 1749, Ratsherr 1776, Bürgermeifter 1798, geft.
1803) angekauft. Er ift im Profil dargeftellt im blauen Rock, weißem, blaugeränderten Jabot
und mit weißer Perücke mit Zopf. Der Hintergrund ift graubraun. Diefe feine Arbeit
trägt die Bezeichnung: „1793 dessine par F. W. Senewaldt de Berlin ä Bremen.“ Der-
felbe Senewaldt hat Breuls noch einmal in Dreiviertelprofil nach rechts gemalt, was
fpäter die Vorlage wurde für den bekannten, in der Kunfthalle vorhandenen Farbftich
von F. Bartolozzi mit der Unterfchrift: „J. Breuls Esqr. president of Bremen 1798.“

Abb. 28. Fayence-Obftkörbdien, aus Lefum, bunt
bemalt, figniert V, um 1770

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